Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Kleidung. 
Geräthe und liturgische 
verdanken wir dem Dichter Claudian, dem Zeitgenossen des hl. Augustin; 
ihre Gestalt keimen wir u. a. aus dem schönen Nenniger Mosaik. Dass die 
Christen dieses Instrument kannten, lehren uns Aeusserungen von Tertullian, 
Hieronymus, Augustin, besonders das seltsame Gedicht des Publilius Opta- 
tianus Porphyrius1 aus Constantins d. Gr. Zeit. Solche Orgeln sehen wir 
auch auf christlichen Grabsteinen abgebildetg, und eine Terracottaorgel aus 
Karthago, angeblich aus dem 2. Jahrhundert, fand P. Delattre 3. Man be- 
hauptet, dass seit Cassiodors Zeiten die Wasserorgel abkam und statt ihrer 
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Fig. 432. Pneumatische Orgel aus dem 4-. Jahrhundert (vom Obelisk des Theodosius zu Constantinopel). 
die verbesserte (jetzige) pneumatische Orgel in Aufnahme gelangte. Doch 
scheint sich jene noch bis ins 12. Jahrhundert stellenweise erhalten zu haben 4; 
andererseits begegnen wir der pneumatischen Orgel bereits auf den Reliefs 
an dem unter Theodosius d. Gr. in Constantinopel errichteten Obelisken, wo 
ein solches Instrument mit 15 Pfeifen, 2 Windsäeken aus Elefantenhaut 
und 12 Seluniedehlasbälgen, ,um den Donner nachzuahmeif (Hieronymus), ab- 
gebildet ist (Fig. 432). 
Es erübrigt, um diesen Gegenstand zum Abschluss zu bringen, dass wir 
noch einen Blick werfen auf die Erzeugnisse der textilen Kunst, Welche 
sowol in dem Schmuck des Altares als in der liturgischen Klei- 
dung eine so reiche Verwendung fanden, und hinsichtlich deren uns die 
glücklichen Grabfunde der letzten Jahre überaus reiche und neue Aufklärung 
gebracht haben. 
Es ist anzunehmen, dass der römischen Sitte 5 entsprechend der Altar von Altnrli 
Anfang an mit einem Tuch (Pallium, Opertorizmn, Linfeanzeßzl, Velrurzeie, llfrrißbyyu, 
(Iilotllnffg) bedeckt wurde. Ausdrücklich meldet uns das Optatus Von Mileve 
(VI 1); auch Ambrosius, Chrysostemus, Victor Vitensis, später Gregor 
von Tours und die Synoden von Constantinopel (536) und Clermont (535) 
sprechen davon. Man hat ursprünglich zweifellos Leinwand für diese Decken 
gebraucht; doch erzählt schon Chrysostomus von golddurchwirkten Tüchern, 
das erwähnte Concil von Constantinopel von Purpurbekleidung, Gregor von 
Tours von einer ganz seidenen Altarpalla. Können diese Stellen immerhin 
auch auf ein Antipendium gedeutet werden, so ist der Bericht des Paulus 
Silentiarius klarß: ,Er breitetß heisst es da, ,über des Altares Tisch nun 
1 Rec. MÜLLER, Lips. 1877.  MIGNE 
Patr. lat. XlX 391. 
2 GARRUGCI tav. 488 2'. 353 2. 
3 In der Rev. de Part chrät. XXVH 555. 
Vg]. zu dem Gegenstand noch Losm Rech. 
Kraus, Geschichte der (eln-istl. Kunst. I. 
sur Porigine de Porgue hydraulique 
archöol. 3" S612, XV [1890] 76  
4 Real-Encykl. I[ 816. 
5 MARTIAL. Epigr. XIV 138. 
6 Descr. Sanctae Sophiae v. 342. 
34 
(RGW
	        
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