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Eine Reihe anderer, nicht dem Altare unmittelbar dienender Geräthe
kommen als heilige oder liturgische in Betrachtl. Wir heben in Kürze die
vorzüglichsten derselben heraus, ohne auf die Instrumente Rücksicht zu nehmen,
welche rein körperlichen Zwecken dienten und eine künstlerische Ausstattung
nicht erhielten 2. Die Pax oder das Osculatorizam lässt sich erst im Mittel-
alter nachweisen Unbewiesen für das Alterthum ist auch das Vorkommen
des Kammes im liturgischen Gebrauche, das erst seit dem 7. Jahrhundert
belegt ist. Die altchristlichen Kämme, welche in den Katakomben und ander-
warts gefunden wurden, berechtigen nicht zu der Annahme, dass sie litur-
gischen Zwecken dienten, obgleich ihre Ornamentirung den Beweis liefert, dass
diese Toilettengegenstände auch bei den alten Christen in grossem Ansehen
standen. Boldetti (Osserv. p. 503) hat mehrere dieser Utensilien abgebildet;
zwei andere Kämme, von denen der eine aus Chiusi, der andere aus Karthago
stammt, hat de Rossi4 publicirt. Der Kamm aus Chiusi zeigt einen Kranz
zwischen zwei Lämmern auf der einen, eine Kathedra zwischen zwei Lämmern
auf der andern Seite; er wird von de Rossi noch ins Jahrhundert ge-
setzt. Der karthagische, der um ein Jahrhundert später fällt, hat auf der
einen Seite das Kreuz zwischen zwei Palmen, auf der andern kreisförmige
Ornamente. Sehr beachtenswerth sind die beiden von Forrer aus den ägypti-
schen Grabfunden von Achmim publicirten Kämme, von denen der eine zwei-
mal das Kreuz, der andere die Darstellung des bekleideten Daniel zwischen
den Löwen, und der Susanna zwischen den Wölfen (den Seniores) bietet 5.
Einer spätern Zeit gehören die Kämme des Bischofs Liberius von Toul (t an-
geblich 361), des Bischofs Lupus von Sens (T 625), des Bischofs Hubertus
von Lüttich an 6.
Zu den liturgischen Toilettengegenständen zählte das Flabelhun (Terrlöeov,
AINSCCFFÄUWZ) daher das französische nzouchoir), ursprünglich ein Sonnens chirm
oder Facher, wie deren das Alterthum zur Verscheuchung der Insecten und
zum Schutz vor der Hitze gebrauchte und wie sie selbstverständlich auch
bei Christen in Uebung waren 7. In Monza erhielt sich ein nach Art unserer
Facher zusammengefaltetes Leder, welches als Fächer der Königin Theode-
linde bezeichnet wird. Der liturgische Gebrauch solcher Flabella ist schon
durch die Apostolischen Constitutionen (VIII 12) bezeugt: zwei Diakonen,
welche an den Seiten des Altares Platz nehmen, sollen unausgesetzt Flabella
bewegen, um die Hitze zu scheuchen und die Fliegen von den heiligen Ge-
fässen entfernt zu halten. Von da ab bis ins 14. Jahrhundert wird der Ge-
brauch dieser Flabella, welche geradezu als Attribute der Diakonen auftreten,
vielfach bezeugt. Die verschiedene Form dieses Utensils ist uns zunächst
1 Vgl. noch Real-Eneykl. I 581.
2 Ebd. II 58.
3 Ebd. II 603.
4 Bull. 1880, tav. Öa-b; 1881, tav.
5 FORRER Die frühchristlichen Alterthümer
von Achmim-Panopolis S. 15 f., Taf. 116.
12 1- 2.
6 Die Volksvorstellung des Mittelalters
machte aus diesen liturgischen Kämmen,
deren sich der Bischof zur Ordnung des
Haares durch den Diakon, ehe er an den
Altar trat, bediente (JIIHGODIIS toballia. circa.
eius collum eircumdata pectit decenter' etc.
DURAND. Ration. div. off. p. 151, Note 1), später
Marienkämme. Von der Werthschätzung
solcher Kämme als Reliquien zeugt unter
anderm die Geschichte bei HEPIDAN. COEN.
De miraculis s. Wiboradae, c. 4: de peotinis
eins inventione (GOLDAST-SENCKENBERG Alem.
rer. SS. I 223). Vgl. zu dem Gegenstand
noch ReaI-Encyld. II 88. BRETAGNE in Mem.
de 1a Soc. Lorr. IIe ser. II (Nancy 1860)
176. AUs'M WEERTH Bonner Jahrb. XLVI 148.
MASKELL, WESTWOOD, LABUS und MILLIN an
den in der Real-Encyk-l. citirten Stellen.
7 HIERON. Ep. XXVII 13.