Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Buch. 
Achtes 
Amulette, 
Abraxcn 
u. dgl. 
am Berge Horeb die Schuhe auszieht, und wie er das Gesetz empfängt. Der 
obere Theil des Gemäldes, auf welchem W01 die Hand Gottes abgebildet war, 
ist zerstört 1. Auch die übrigen Gelasse zeigen zum Theil Malereien wie das 
Tablinum. Man sieht da zwischen dem Laubgewinde eines Frieses Vögel 
und den Fisch; die Wandflächen zeigen architektonische und geometrische 
Verzierungen, Marmorimitation, an den Gewölbeansätzen Blumen, Thiere, 
kleine Genien, welche Kreuze tragen. Zu einer der Krypten führt eine Fene- 
stella hinaus, welche mit trefflichen Gemälden des ausgehenden 4. oder be- 
ginnenden 5. Jahrhunderts geziert ist. Hier befinden sich auch jene schon 
berührten beiden Scenen, von denen die eine vielleicht die Gefangennehmung, 
die andere zweifellos die Hinrichtung; der Märtyrer bietet. 
Leider fehlt natürlich heute diesem Hause, was es einst belebt und er- 
füllt hat. Aber auch so ist sein Zustand belehrend genug. Er zeigt uns 
die Verwendung von Sujets, welche wir in den Katakomben kennen gelernt 
haben, zum Schmuck bürgerlicher Wohnungen. Er beweist damit, dass diesen 
Darstellungen wenigstens im 4. Jahrhundert kein sepulcraler Charakter mehr 
innewohnte. ln derselben Weise gingen die Sujets der Coemeterialkunst auch 
auf andere Gegenstände des täglichen Gebrauches über, die mit ihnen ge- 
ziert wurden, ohne dass damit ein sepulcraler Gedanke verknüpft erscheint. 
Ueber einzelne dieser Gegenstände und die Art, wie sie geschmückt 
wurden, haben schriftliche oder monumentale Quellen uns belehrt. Von den 
Ringen ist bereits die Rede gewesen, des- 
]  gleichen von den Devotionsmedaillen. Aber 
 D die Christen trugen auch Amulette und 
   Phylakterien2; Medaillen, die manch- 
  li-"A  mal mit dem Monogramm Christi, auch 
    mit dem eigenen Bildnisse versehen waren 
   Fi 393  (Fig. 393). In diese Kategorie gehören 
üledaille mit dem Brlitbilci des Eigenthümcrs. auch die sogen. Abraxen, deren Gebrauch 
hauptsächlich den basilidanischen Gnosti- 
kern zugeschrieben wird; thatsächlich ist noch zweifelhaft, 0b sie ihrem Ur- 
sprung nach jüdisch, christlich oder heidnisch waren oder 0b sie den orphischen 
Mysterien ihre Einführung verdanken 3. Die Summe der Geisterreiche (365), 
wie Basilides sie lehrte, soll in diesem Namen beschlossen gewesen sein. Auf 
den eigentlichen Abraxen pflegen der Hahnenkopf, zwei Arme mit Symbolen, 
zwei Schlangenfüsse, in der Hand des Abraxas Peitsche, Schild, Kranz, Scepter, 
Schwert u. s. f. vorzukommen. Die Abraxoiden zeigen mancherlei anthropo- 
morphische und Thiergestalten, ein seltsames Gemisch orientalischen Aber- 
glaubens mit jüdisch-christlichen Anklängen (Fig. 394). 
Dass die Christen Bullen als Zeichen der Ingenuitas gleich den Heiden 
trugen, ist zwar von R. Rochette behauptet worden, wird aber von Garrucci 
1 Vgl. P. Gmzmmvo in Röm. Quartal- 
schrift II (1888) 137 f. 322. DE Rossl Bull. 
1888189, p. 69. P. GERMANO in ,Ehrengabe 
de R0ssi's' S. 58. Kmscu in Röm. Quartal- 
schrift III 70.  Notiz. degli scavi 1887, 
p. 532.  Bull. com. 1887, p. 321.  HÜLSEN 
in Mittheil. des kaiserl. deutschen Instituts 
IV (1889) 261. 
2 Real-Encykl. I 49. 
3 Vgl. ebd. I 6 f., wo die Litteratur über 
die Abraxen verzeichnet ist. BELLERISIANN 
Versuche über die Gemmen der Alten mit 
dem Abraxasbilde. Berl. 1817. C. W. Kma 
Early Christian N umismatics and other Anti- 
quarian Tracts. London 1873; The Gnostics 
and their Remains, ancient and mediaeval. 
London 1864; Antique Gems. 2 London 1866; 
31872. ALBR. DIETERICII Abraxas. Lpz. 1891.
	        
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