Achtes
Buch.
Geräthe
und
liturgische
Kleidung.
DAS Bild, welches wir von den künstlerischen Neigungen und Bedürf-
nissen des christlichen Alterthums entworfen haben, Würde unvollständig
sein, wenn wir nicht wenigstens in Kürze auf die zahlreichen Gegenstände des
Privatlebens, namentlich aber der kirchlichen Liturgie, auf so manche Punkte
in der Innenausstattung des Hauses und der Kirchen eingingen, in denen
sich das künstlerische Vermögen und das ästhetische Bedürfniss unserer Vor-
eltern im Glauben bcthätigt. Manches davon ist freilich bereits, namentlich
in der Darstellung der Kleinkunst, berührt worden.
Während uns die Grabfunde vollkommenen Einblick in die letzte Woh- Häuglighß
innig des antiken Menschen und auch des Christen gewahrt haben, besitzen
wir kein Beispiel, Welches uns die innere Einrichtung und Ausstattung des
Hauses römischer Christen zeigte. Nur über die Decoration der Wände sind
wir belehrt, seit die Nachgrabungen auf dem Coelius uns mit der Wohnung
der hl]. Johannes und Paulus bekannt gemacht haben, die unter Julian dem
Apostaten in ihrem eigenen Hause hingerichtet wurden. Nach dem Unter-
gang des Kaisers bauten der Patricier Bycantus und sein Sohn Pammachius,
der Freund des hl. Hieronymus, über derStätte, wo die Martyrer der Le-
gende nach gelitten hatten und begraben waren, eine Basilika. Die Aus-
grabungen, welche P. Germane in der Nähe der jetzigen Kirche S. Giovanni
c Paolo 1887_1888 anstellte, führten zur Aufdeckung von etwa zwei Drittel
des stattlichen Hauses: es sind sieben Zimmer, zwei Grotten und zwei Gange.
Hochinteressant ist nun das Tablinum, das an Wänden und Decken ganz mit
Malereien geschmückt ist. Unter dem Ansatz des Gewölbes läuft ein schöner
Fries von Laubwerk hin. Die Decke ist durch Bänder von rother, grüner
und gelber Farbe oder durch Streifen in Imitation von Marmor in Felder
getheilt. In der Mitte derselben sind allerlei Thiere, Seepferde, Blumen,
Masken und ähnliche Decorationen gemalt, wie man sie in Pompeji sieht,
hinter denen sie auch in künstlerischer Beziehung nicht weit zurückstehen.
Das Schönste unter diesen Malereien aber sind drei Figuren, und diese tragen
einen durchaus christlichen Charakter an sich. In der einen Ecke erblicken
wir nämlich eine Orante, mit Tunica und Dalmatica bekleidet, einen Schleier
über dem Haupte, eine Perlenschnur um den Hals und die Arme ausgebreitet,
das ganze Bild in ungemein ausdrucksvoller Haltung heiliger Andacht. Die
Figur ist vollständig und misst 95 (rm in der Höhe. Auf der rechten und
linken Seite stehen einander gegenüber zwei weitere Figuren: Moses, wie er