Buch.
Siebentes
ganze Stadt mit Lampen und Kerzen beleuchtet, wie das nach Eusebius
Zeugniss Kaiser Constantin in der Osternacht zu thun befahl. Auch pflegte
man sich Lampen zum Geschenk zu machen, wie das z. B. von der Florentiner
Broncclampe anzunehmen ist.
Unter diesen Umständen erklärt sich die grosse Anzahl von Lämpchen,
Welche uns das christliche Alterthum hinterlassen hat. Kein anderer Gegen-
stand desselben ist so zahlreich wie dieser in unseren Museen, namentlich
auch in unseren rheinischen Sammlungen, vertreten. In neuester Zeit hat
besonders das römische Africa und auch Aegypten eine Fülle schävtzens-
werthen Materials nach dieser Richtung geliefert 1.
Die künstlerische Behandlung der Lampen machte sich in doppelter Rich-
tung geltend: einmal in der Gestaltung, welche mehrfach diesem Utensil ge-
geben wurde, dann in den Ornamenten, welche die obere oder untere Fläche
namentlich der Thonlampchen empfing. Sowol bei heidnischen als christlichen
Lampen war die Form des Schiffes (der Navicella) beliebt, das vorne in einem
Mundstück für den Docht (einige Exemplare haben zwei und mehr Flammen),
hinten in den dem Steuerruder des Schiffes nachgebildeten Handgriff (das
ACTOSli0li7H7L) auslicf. Einige Lampen haben die Gestalt eines Fusses oder
eines Fisches. Am beliebtesten scheint bei den Broncelampchen (sie kommen
erst seit dem 4. Jahrhundert vor) die Krönung des Acrostoliums mit dem
Monogramm Christi gewesen zu sein; es tritt hier an die Stelle des Simula-
crums der Gottheit, mit welchem die Römer ihre Schiffe zu schmücken
pflegten. Aber zuweilen gestaltet sich die Form der Lampe zu einer noch
reichern Symbolik aus. Zwei Lampen verdienen in dieser Rücksicht eine
besondere Erwähnung. Die eine ist die um 1868 in Porto, in den Ruinen
des Xenodochiums des Pammachius, des Freundes des hl. Hieronymus, ge-
fundene prächtige Bronce aus dem Ausgang des 4. Jahrhunderts, deren Aero-
stolium uns das von der Taube als dem Symbol des Heiligen Geistes über-
stiegene Monogramm des Herrn über der Ausladung der Puppis zeigt (Fig. 363);
letztere stellt den Kopf einer Schlange dar, welche in einen Apfel beisst; nahe
dem Vordertheile sieht man den Delphin, das den Schiffern befreundete Thier,
den Gang des Schiffes gewissermassen überwachen 2. Man sieht, wie hier
ein grosses Stück altchristlicher Symbolik beschlossen ist. Nicht minder
merkwürdig ist die Bronce der Florentiner Uffizien (Fig. 364), die wir bereits
oben (S. 98) besprochen haben. Eine von Lasteyrie beschriebene Lampe
stellt ein Lamm dar, mit einem Kreuz auf der Brust und einem andern
auf dem Kopfe (Fig. 35). Auf dem Palatin fand sich ein Exemplar, welches
die vier Ps. 99, 13 genannten diabolischen Thiere zu den Füssen Christi
zeigt. Eine karthagische weist den Sieg Christi über den unter dem Bilde
des siebenarmigen Leuchters angedeuteten Judaismus auf. Ein anderes Mal
ist die Schiffsform verlassen und der Henkel der Lampe zu einem Kreis
l
1 Die Bekanntmachung dieser wie so
vieler anderer interessanten Funde 'l'unesiens
verdanken wir insbesondere dem unermüd-
lichen P. DELATTRE. Vgl. dessen ,Lampes
chretiennesf, Lyon 1889, und ,Revue de Part
chretien" 1890 fR, XXXIII 135; XXXIV 39;
XXXV 133. Im übrigen nn Rossl Bull.
V 1, 13. 151; 1866, p. 72; 1870, p. 2;
1871, p. 4; Roma sotterranea III 608; Real-
Encykl. II 267. LE BLANT De quelques sujets
räpr. sur les lampes en terre cuite (Mäl.
(Tarch. et d'hist. t. VI. Rome 1886).
Eine reiche Anzahl Thonlämpchen aus den
Grabfundeu von Achmim hat FORRER (a. a. O.
S. 11, Taf. 2-5) mitgetheilt; ebd. S. 13,
Taf. 6 3. 7 1-4 u. s. f. prächtige Broncelalnpen
in Tanbengestalt.
2 DE RossI Bull. 1868, p. 78 sg, tav. 1.