Buch.
Erstes
Als eine der besten und reifsten derselben muss des treiflichen Pastors
Heinrich Otte (1" 1890, 12. Aug.) ,Handbuch der kirchlichen Kunst-
archäologie des deutschen Mittelalters bezeichnet werden 1. Auch Münter,
Grüneisen, Geffcken, W. Menzel sind in diesem Zusammenhange zu
nennen. Sie haben sich mit Vorliebe dem Studium der christlichen Ikonographik
und Symbolik zugewandt, für welche durch Ferdinand Pipers ,Mythologie
und Symbolik der christlichen Kunstw ein in mancher Hinsicht tüchtiger,
wenn auch in der Ausführung nicht allenthalben haltbarer Grund gelegt War.
Die von Otte und v. Quast begründete ,Zeitschrift für christliche Archäo-
logie und Kunst' (1856_1858) hatte leider keinen Fortgang 3, dagegen erfreut
sich das ßhristliche Kunstblatü (seit 1858) einer weiten Verbreitung unter
der protestantischen Geistlichkeit 4.
Immerhin aber lag und liegt doch der grössere Antheil an diesen Be-
strebuilgen auf Seite der katholischen Theologen. Es hat auch nicht an
kunstsinnigen Prälaten gefehlt (Cardinal v. Geissel in Köln, die Bischöfe
Müller in Münster, Arnoldi in Trier, v. Hefele in Rottenburg, Jacobi
in Hildesheim), von denen mehrere auch als Schriftsteller auf diesem Felde
aufgetreten sind; aber die Bewegung War in keiner Weise von seiten der
kirchlichen Autorität hervorgerufen oder auch nur allgemein gefördert: sie
war völlig spontan und von rein idealem Charakter. Es kann nicht ver-
wundern, dass die Rheinlande, in deren herrlichem Strom sich die schönsten
Münster des Mittelalters spiegeln, die stärkste Anregung nach dieser Seite
gaben: in Köln und Aachen lebte das Studium der Textilkunst des Mittel-
alters durch Franz Bock wieder auf 5, einer jüngern Generation gehören
A. Schnütgen und Jos. Aldenkirchen an. In Trier vertraten v. Wil-
mowsky und F. X. Kraus die Sache, in Mainz Friedrich Schneider,
in Strassburg Alexander Straub ("r1892); Laib, Schwarz und Keppler
in Schwaben, Kratz in Hildesheim u. s. w. Auch diese katholische Richtung
besass und besitzt ausser einigen Diöcesanorganen ihre Zeitschriften, so das
,Organ für christliche Kunst" (1851-1873), den ,Kirchenschmuck' (1857 bis
1870), später das ,Archiv für christliche Kunst' (1882 ff), den Seckauer
,Kirchenschmuck' und endlich die 1888 begründete ,Zeitschrift für christliche
Kunst', neben denen der ,Anzeiger für Kunde deutscher Vorzeit' und die zahl-
reichen Vereinszeitschriften in Betracht kommen 6. Die Vereinigung zahl-
reicher mittelalterlicher Kunstwerke, theils in Diöcesanmuseen (Köln, Münster,
Rottenburg), theils im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, im Bayeri-
1 Hmmucn OTTE Handbuch der kirchl.
Kunstarchäologie des deutschen Mittelalters.
5. AufL, bearb. von E. Wunmoxß. 2 Bde,
Lpz. 1883; clers. Grundzüge d. kirchl. Kunst-
archäologie d. deutschen Mittelalters. 1855;
21862; Archäol. Wörterb. Lpz. 1857; 21877.
2 FERD. PIPEB. Mythologie und Symbolik
der christl. Kunst von der ältesten Zeit bis
ins 16. Jahrh. I. Bd.: Mytholog. d. christl.
Kunst. 2 Abthlgn. Weimar 1847.
3 FERD. v. QUAST und H. OTTE Zeitschr.
f. ehristl. Archäologie u. Kunst. 2 Bde. Lpz.
1856-1858.
4 Christi. Kunstbla-tt für Kirche, Schule
und Haus. Herausgeg. unter Leitung von
G. GRÜNEISEN, G. SCIINAASE und J. Scnnonß
v. CAROLSFELD durch BUNZ, gegenwärtig von
MERZ und PFANNENSGHMLDT. Stuttg. 1858 f.
5 FRANZ B001: Gesch. d. liturg. Gewänder
d. Mittelalters. 3 Bde. Bonn 1859-1871.
6 Organ f. christl. Kunst. Herausgeg. von
F. BAUDRI, später von VAN ENDERT. Köln
1857-1873. Kirchenschmuck. Herausgeg.
von LAIB u. SCHWARZ. Stuttg. 1857-1870.
Der Kirohenschmuek. B1. des christl. Kunst-
vereins der Diöcese Seckau. Herausg. von
Jon. GRAUs. Graz 1870 ff. Zeitschr. für
christl. Kunst. Herausg. von A. SCHNÜTGEN.
Düsseld. 1888 H. Archiv für christl. Kunst.
Herausg. von P. KEPPLER. Stuttg. 1882 f.