Siebentes
Die auf den Goldgläsern dargestellten Sujets sind zum kleinen Theil
mythologischer Natur, wie einige Venusbilder, Amor und Psyche, zum Theil
profanen (Gladiatorenkämpfe, Familienscenen), weitaus überwiegend aber
religiös-christlichen Inhalts. Biblische Scenen und Heiligenbilder, unter den
letzteren namentlich Petrus und Paulus, die Wunder Christi, wechseln mit-
einander ab. Die Mehrzahl der hier in Betracht kommenden Darstellungen
ist in unserer Erörterung des altchristlichen Bilderkreises bereits besprochen
worden. Ein hervorragendes Beispiel der Behandlung bietet das hier abgebildete
vaticanische Goldglas (Fig. 356), welches uns in seiner obern Abtheilung
Christus auf dem Hügel zwischen Petrus und Paulus, in der unteren das Lamm
Gottes zwischen dem durch sechs Lämmer dargestellten Apostelchor und den
beiden Städten Jerusalem und Bethlehem verführt. Nicht minder interessant
ist die kostbare Platte, welche bei S. Ursula zu Köln gefunden wurde und
aus der Herstattschen
Sammlung ins Britische
[lt Museum gelangte (Fig.
'KQXX,E7LS xx 357) 1. Sie bietet eine
Q, 3 lt Reihe biblischer Scenen
äf . j und ist durch ihre man-
I f; x niefaltive Farbengebune
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X nehmen, dass die uns er-
ß- haltenen Exemplare spä-
Fig. 35a. ebiaghib in der Vatißallißcben Bibliothek. 13er fallen. WOl aber
dürften manche dersel-
ben noch dem 8. Jahrhundert angehören. Ein Fondo äVoro, der einen Haufen
Münzen abbildet, bietet einen Caracallakopf; es ist aber nicht wahrscheinlich,
dass man nach dem Tode dieses Kaisers sein Bild vervielfältigt haben sollte 2.
Was den Zweck der Goldgläser und ihre Verwendung anlangt, so ist möglich,
M0 des Ptolemaeus Philadelphus (284-246
v. Chr.) Fondi d' oro wie unsere christlichen
Goldgläser (wie dies SEIBT Studien zur
Kunst- und Culturgeschichte I [Franki 1882]
62, und C. FRIEDRICH in der Zeitschrift des
Kunstgewerbevereins in München 1879, S. 11
behaupten), oder, wie Garrucci annimmt, nur
vergoldete Gläser ohne Ueberfang waren,
lässt sich nicht mehr feststellen. Seibt nimmt
auch an, die Technik unserer Goldgläser sei
im 10. Jahrhundert durch Heraclius wieder
erneuert worden, während er die von THEo-
PI-IILUS (Sched. div. art. I 13) beschriebenen
Gläser als Producte einer andern Technik
erklärt. Im 17. Jahrhundert war KUNKEL
bemüht, das Geheimniss der Goldgläser-
fabricatiozi wieder zu finden. Nach manchen
fehlgeschlagenen Versuchen des 19. Jahr-
hunderts ist dies endlich SALVIATI in Venedig
wieder gelungen. Vgl. Real-Encykl. I 611 f.
1 B. J. XLH 168, Taf. 5.
2 Vgl. GARRUCCI tav. 33 5.