Technische
Kleinkünste.
ilüsse statt der Edelsteine, gläserne Amulette und dergl. auf. Im Hause ge-
lvrauchte man gläserne Schüsseln, Kannen, Töpfe, Amphoren, Teller, Trink-
gefasse, Lampen; Glasiiguretten von Göttern, Menschen und Thieren, Spiel-
steine aus Glas wurden aufgestellt und benutzt. Inwieweit gläserne Objecte,
speciell Schüsseln, auch im liturgischen Gebrauche der Kirche sich einbürgerten,
werden wir später zu erörtern haben. Dass die von den Christen verwendeten
Erzeugnisse zum grössten Theil aus heidnischen Ateliers hervorgegangen, ist
an sich Wahrscheinlich. Indessen lässt der Umstand, dass die wichtigste
Kategorie derselben, die Goldgläser, fast nur oder wenigstens vorwaltend
christliche Darstellungen aufweist, doch darauf schliessen, dass man sich
wenigstens diesem Zweige des Kunsthandwerks innerhalb der christlichen Gie-
meinde frühzeitig mit ganz besonderer Vorliebe widmete.
Diese Gold glaser (Fondi d'oro) sind zum grössten Theil in den rön1i- Goldgläscr.
sehen Katakomben gefunden worden (es sind gegen 350 Fragmente 11ach-
gewiesen); erst in neuerer Zeit traten auch im Rheinlande derartige Funde
hervor, welche eine Ausbreitung der betreffenden Technik nach den Provinzen
hin beweisen 1. Sie waren meist als Sqqni (Erkennungszeichen) in den Be-
wurf der Gräber eingedrückt und sind durch die Verhärtung dieses Kalk-
bewurfes der Zerstörung entgangen. Das Artefact besteht darin, dass ein
gravirtes, zuweilen auch mit Farben
versehenes Goldplättchen zwischen
1" "JJHJjEf-r" g.
wurde die auf einem Glase befestigte
. Goldplatte in den noch elastischen
Fis-354- Goldgl-is- (Nach Garrußci-l Boden eingedrückt. Garrucci2 hat
die Ansicht aufgestellt, es sei die
Mehrzahl der uns erhaltenen Fondi
Fig. 355. Boden eines Goldglases. (Nach Garrucci.) d'oro von Hause aus nicht Böden
jetzt zerbrochener Gefasse, sondern
runde Glasmedaillons mit religiösen Bildern gewesen, was nicht wahrscheinlich
ist und wogegen der brüchige Rand der uns erhaltenen Scheiben spricht. Im
Gegentheil ist anzunehmen, dass durchschnittlich der Boden gewisser kleiner
Schalen mit diesen Goldbildern geschmückt war und dass der ligürliche
Schmuck nur ausnahmsweise 3 auch nach den Wandungen des Gefässes hinauf-
stieg. Einzelne Medaillons scheinen freilich auch, wie der glatte Rand und
der ihn umgebende Metallreif mit Oehr4 zeigt, von vornherein bestimmt ge-
wesen zu sein, als Zierat am Halse getragen zu werden. An einer in Köln
gefundenen Glaspatene fehlt das Ueberfangsglas, wie auch bei demhVas dia-
tretlum der Basilewskiischen (früher Disch'schen) Sammlung Ü
1 Die erste Sammlung der im 16. und
17. Jahrhundert gefundenen Goldgläser ver-
anstaltete FIL. BUONARRUOTI (Osservaz. sopra
alcuni frammenti di vasi zmtichi di vetro etc.
Fir. 1716); sie enthielt 72 Nummern, denen
BOLDETTI 1720 28 neue hinzufügte. Die
vollständigste Sammlung (340 Nummern) gab
GARRUCCI in seinen ,Vetri ornati di Egure
in oro' etc. (Rorna 1858; 2 1864) und wiederum
in der ,St0r. di arte cristianai Ueber die
rheinischen Funde vgl. Ansüvr WEERTH im
Jahrbuch des Vereins von Alterthumsfreun-
den i. Rheinl. XXXVI 128. Düzwznn ebd.
XLII 169. HEUSER im Köln. Pastoralblatt
1867, S. 42. DE Rossl Bull. 1864, Nr. 12.
KRAUS Roma sotterranea "l 331; Real-Encyk].
I 618.
2 Vetrig p. 102.
3 Wie GARRUCCI tav. 397
4 Ibid. Fig. 4.
5 Ob die von ATHENAEUS in seinem Dei-
pnosophist. V 15 erwähnten zizilzua ömEZpua-q