Siebentes
Buch.
Technische
und
Kleinkünste.
äfxilelllräiß- BESGHEIDEN treten die sogenannten Kleinkünste und technischen Künste,
7 das Kunsthandwerk, mit ihren mannigfaltigen Erzeugnissen hinter den
Schöpfungen der drei grossen Schwesterkünste zurück, und gewiss knüpft sich
an sie im ganzen und grossen nur ein untergeordnetes kunstgeschichtliches
Interesse. Um so starker ist die Theilnahme, Welche die Onlturgeschichte
diesen Zweigen künstlerischer Bethatigung zu widmen hat. Erst aus ihrer
Arbeit und aus ihren Producten lernen wir, bis zu welchem Grade und in
welchem Umfang das Innere des Hauses, die Gemeinde, der ganze Mensch in
seinen intimsten Gewohnheiten, in den am wenigsten fremder Kenntniss bloss-
liegenden, öffentlich controllirten Lebensäusserungen von dem ästhetischen
Bedürfniss berührt, von der Freude an der Kunst ergriffen, von dem Ver-
ständniss für Kunstformen durchdrungen waren.
Von den Producten des Kunsthandwerks, Welche das christliche Alter-
thum uns hinterlassen hat, sind ausser einigen geschnittenen Steinen und den
schon früher erwähnten Broncen mit den Bildnissen der Apostelfürsten keine
Glasfabrica- älter als die Producte der Glasf ab rioation. Als das Christenthum in Rom
tw" eintrat, war diese Kunst von Alexandrien aus bereits in Italien eingeführt;
zuerst in Campanien, dann in der Hauptstadt des Reiches, bald auch in
Spanien und Gallien waren Fabriken entstanden, in denen im wesentlichen
ganz wie in unseren heutigen das Glas in flüssigem Zustande in Formen go-
gossen, gesponnen, in Fäden gezogen und gefärbt, in hartem Zustand ge-
schliffen und geschnitten wurde 1. So zerbrechlich die Glasfabricate auch
sind, so entgingen sie doch der Zerstörung weit zahlreicher als andere Gegen-
stände des Gebrauches, indem sie, in Gräbern und unterirdischen Anlagen
verschlossen oder verschüttet, besser als andere dem zersetzenden Einfluss
der Feu htigkeit und den Angriffen organischer Wesen widerstanden. Die
Gläserfunde gehören daher in der profanen und christlichen Archäologie zu
den häufigsten und gesuohtesten Fundgegenständen, und der Bestand der uns
in den Museen Roms wie der Provinzen erhaltenen zeigt, einen wie aus-
giebigen Gebrauch die alten Christen, gewiss ebenso wie ihre heidnischen
Mitbürger, von den Erzeugnissen dieser Fabrication machten. Die eigent-
liche Ausstattung des Grabes bestand zum Theil aus in Glas gefertigten Urnen,
Salbenfläschchen (den früher sogen. Lacrimatorien), Büchsen. Der Schmuck
der Männer wie Frauen wies Hals- und Armbänder aus Glasperlen, Glas-
Das Kunst-
handwcrk.
der röm.
MARQUARDT Handbuch
Vgl.
Alterthiüner
v 11,
336 f.
Der Stil II 2 178.
SEMPER