Sechstes Buch.
phagen des 4. und 5. Jahrhundertsf ,Von Ronr, führt er weiter aus 1, ,ver-
breitete sich im Beginn des Mittelalters diese Typologie nach dem Norden,
namentlich durch die von dem Mittelpunkt der Christenheit aus dahin ver-
sandten oder verbrachten Bücher. Ein eclatanter Beleg dafür ist das Bei-
spiel des Abtes Benedict von Weremouth und Jarrow (ca. 67 8_684), welcher
nach Beda's Zeugniss eine solche Handschrift mit einer „Concordia Veteris et
Novi Testamentii" aus Rom nach Jarrow brachtef
Noch einmal ist der grosse Meister auf diesen Gegenstand zurückgekommen,
und zwar in der Beschreibung der Mosaiken von S. Maria Maggiore 2. Die
frappante Aehnlichkeit, welche die Darstellung des die Sonne zum Stille-
stehn nöthigenden Josua in diesen Mosaiken mit derjenigen auf der Josua-
Rolle und mit den dem 11. und 12. Jahrhundert angehörenden griechischen
Oktateuchhandschriften des Vatican (Nr. 746 u. 747) hat, zwingt zu der
Annahme, dass alle diese Compositionen auf eine gemeinsame Vorlage zu-
rückzuführen seien. ,Diese kurzen Bemerkungenß schliesst de Rossi, ,genügen
zu dem Erweis, dass es seit den ältesten Zeiten verschiedene (piü o meno)
Exemplare der iigurirten Bibel gegeben habef Was hier unter den ,älte-
sten Zeiten" zu verstehen ist, und in welcher Art diese älteste, iigurirte
Bibel" seiner Meinung nach hergestellt War, darüber sagt de Rossi nichts
Näheres?
Die Bilder Wir müssen, ehe "wir weiter gehen, auf die hochwichtige Meldung Bedafs
i" über die ,Bibel' Benedicts in Jarrow zurückkommen. Es heisst bei Beda,
Benedict sei von seinem fünften Aufenthalt in Rom mit einer Menge ,l1eiliger
Bücher', d. h. also wol Bibeln, heimgekehrt, aber nicht geringer sei auch
diesmal der Reichthum heiliger Bilder gewesen, den er gewonnen. Er habe
nämlich damals die Compositionen aus der Heiligen Schrift, mit denen er die
von ihm im Bering seines Klosters erbaute Marienkirche habe schmücken
wollen, mitgebracht. Auch die Bilder für den Schmuck des Klosters und
der Kirche des hl. Paulus konnte er jetzt zeigen: sie stellten die Concordia
des Alten und Neuen Testamentes höchst kunstreich dar, z. B. den Parallelis-
mus der Opferung Isaaks mit der Kreuzigung, die einander gegenüberzustellen
Waren; ebenso den der Schlange in der Wüste und der Erhöhung des
Menschensohnes am Kreuz 4.
Weder de Rossi noch Steinmann, der diese classische Stelle ebenfalls
bespricht 5, haben die Frage erörtert, Welcher Gattung von Bildern diese von
Abt Benedict aus Rom mitgebrachten Pictm-ae angehört haben mögen. Weder
der Eine noch der Andere hat mit dieser Stelle Beda's eine vorhergehende
verglichen, welche die Bilder erwähnte, die Benedict von seiner vierten Reise
1 Bull. 1887, p. 58.
2 NIusaici Lf. 24, p. 7 sg.
3 Vgl. zu diesem Gegenstand jetzt noch
E. Müxwz Säances de PAead. des Inscr. 1894,
7 sept.
4 BEDA VENERABILIS Vita bb. abbatum
Wiremuthensium et Girvensium (Opp., ed.
(hLEs, London 1843, IV 376; Mmm: XCIV
720): Jnnulneris ecclesiasticoruln (lonis
commodorum locupletatus rediit; magna qui-
dem copia voluminum sacrorum; sed non
minori (sicut et prius) sanctarunl imaginum
munere ditatus. Neun et tunc divinae histo-
riae picturas, quibus totam beatae Dei gene-
tricis, quam in monasterio maiore fecerat,
ecclesiam in gyro coronaret, attulit; imagines
quoque ad ornandum monasteriunl ecclesianl-
que b. Pauli Apostoli, de Concordia Veteris
et Novi Testamenti summa ratione compositas,
exhibuit, verbi grafia, Isaac ligna quibus
immolaretur portantem, et Dominum cruceln
in qua pateretur aeque portantem, proxima
super invicem regione pictura coniunxit. Item,
serpenti in eremo a Moyse exaltato, Filium
hominis in cruce exaltatum cbmparavitf
5 Tituli p. 58.