und sechsten
ül
des vierten,
Piißßäxklili,
Äzilghunderts.
Handelt es sich um die Frage, welches die ältesten uns erhaltenen Bibel-
illustrationen sind, so können in erster Linie doch nur stilistische Merkmale die
Entscheidung geben. Die Wiener Genesis und die Cotton-Bibel gehören beide
dem 5. Jahrhundert an, sind also ungefähr den Mosaiken in S. Maria Maggiore
und in S. Apollinare Nuovo gleichzeitig, mit denen sie auch zunächst in
Parallele zu setzen sind. Die vaticanische Josua-Rolle fällt der Schrift nach
ins Jahrhundert, ist aber sicher nicht, wie Garrucci Will, das eigenste
Werk des 9. Jahrhunderts, sondern ihre Ausmalung ist die Copie einer altern
Vorlage, deren classischer Zug bereits Winckelmann in hohem Masse be-
troffen hast. Ich setze diese Vorlage in. Ansehung der häufigen Verwendung
des Nimbus in den Anfang des 5. Jahrhunderts. Wir können aber, glaube
ich, noch höher hinaufsteigen. Das Mittelalter hat uns einige griechische
gemalte Handschriften hinterlassen, welche durch die classische Schönheit
ihrer Illustration, durch den freien, grossen Ton, der in ihnen herrscht, durch
die unbestreitbar antiken Typen ihrer Körper- und Gesichtsbildungen längst
die Aufmerksamkeit der Archäologen auf sich gezogen. Wir haben später
auf diese Werke zurückzukommen. Ich hebe augenblicklich nur zwei der-
selben hervor: den vaticanischen Psalter (Reg. Christ. Nr. 1) und den Psalter
der Bibliotheque Nationale zu Paris (Nr. 139). Kondakoff (II 30) reclamirt
diese Werke als eigenste Schöpfungen des Byzantinismus und als Haupt-
zeugen des Aufschwunges, welchen die byzantinische Kunst seiner An-
sicht nach zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert genommen hat. Ich halte
dagegen mit Fr. Wickhoff (a. a. O. S. 5) an der schon von Labarte und
Waagen. vorgetragenen Ansicht fest, dass wir es hier mit allerdings vor-
trefflichen und auch als solche höchst preiswürdigen Reproduotionen alt-
christlicher Vorlagen zu thun haben. Scenen wie diejenige des die Harfe
spielenden David im vaticanischen Psalter1, die Allegorien der Sophia und
Prophetia, der Nacht und der Morgenröthe im Codex Parisinus2 (Fig. 341
u. 342) konnte nach meiner Ueberzeugung nach dem 4. Jahrhundert Niemand
mehr concipiren und ausführen. Ich schreibe die Vorlagen zu diesen Psal-
terien des 11. Jahrhunderts noch dem Anfang des 4. Jahrhunderts zu, und
ich halte sie für alexandrinischen Ursprungs. Die Neigung zur
Allegorie, die Liebhaberei an Personificationen war, wie wir oben (S. 203 f.)
gesehen, hier am frühesten und am stärksten hervorgetreten; insbesondere
war hier zur Zeit, WO die deuterokanonischen Bücher des Alten Testamen-
tes entstanden, zum erstenmal die ,göttliche Weisheit' (Zucia) personificirt
worden, die wir neben der Prophetie in dem Pariser Psalterium sehen. Hier
haben wir meines Erachtens die ersten und ehrwürdigsten Reste einer Illu-
stration der Heiligen Schrift vor uns; ob sie mehr als das Psalterium um-
fasst hat, lasst sich jetzt nicht mehr feststellen. Das aber lässt sich ohne
Bedenken behaupten, dass diese Illustration an Freiheit und Grösse der Con-
ception, an Frische und Schönheit der Darstellung weithin alles übertroffen
hat, was uns die profane Kunst des 4. Jahrhunderts hinterlassen hat, und
dass sie an innerem Werthe auch entschieden höher steht als die frühesten uns
bekannten Erzeugnisse der profanen Buchmalerei, wie ein Blick auf den vati-
canischen Virgil (Vat. lat. Nr. 3867)3 beweist.
1 Abgebildet bei KONDAKOFF 1. c. p. 31.
2 Ibid. p. 3.3. 37.
3 Vgl- jetzt auch die photographischen
Nachbildungen bei BEISSEL Vaticanisehe Mi-
niaturen (Freiburg i. B. 1893) Taf. 1 und 2
(Virgil), Taf. 13 (Reg. Christin. graec. 1).
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