Sechstes Buch.
der Figur des Herrn ins lateranische Museum gelangte; 6. die Auferweckung
des Lazarus, den Einzug in Jerusalem und das Abendmahl; 7. die Kreuzigung,
Christus in der Vorhölle, die heiligen Frauen am Grabe. Von jener sind die
Figuren des Longinus und der heiligen Jungfrau in den Krypten der vatica-
nischen Basilika. Das Leben der beiden Apostelfürsten war auf der entgegen-
gesetzten Wand erzählt, und zwar sah man in sechs Scenen: 1. die Predigt
des hl. Petrus in Jerusalem; 2. die Predigt des hl. Paulus in Antiochien;
3. die Predigt Petri in Rom, noch zum Theil in den vaticanischen Krypten
erhalten; 4. die Strafrede gegen Simon den Magier; 5. den Sturz des Magiers;
6. die Kreuzigung Petri und die Enthauptung des hl. Paulus. In all diesen
der Einheit und Klarheit völlig entbehrenden Compositionen kann man kaum
mehr einen matten Schimmer der antiken Kunst entdecken 1. Nicht besser
dürfte es mit den zwischen Gregor II (715-731) und Paul I (757-767) im
Lateran ausgeführten Mosaiken bestellt gewesen sein, die jetzt alle zer-
stört sind. Grimaldi hat uns die Zeichnung eines Mosaiks in einem vatica-
nischen Oratorium, S. Maria in Turri, bewahrt. In S. Teodoro zeigt
das unter Hadrian I (772-795) entstandene Gemälde der Tribuna S. Petrus,
der den hl. Theodor, in goldgesticktem Gewande, mit langem Spitzbart und
Schleifschuhen, dem Heiland zuführt, S. Paulus mit einem andern Heiligen 2.
Die Composition erinnert an die in S. Lorenzo fuori le mura, der byzantinische
Einfluss erscheint starker. Man wird das nämliche von den Productionen des
8. und 9. Jahrhunderts sagen müssen, welche merkwürdig genug in keiner
Weise an dem theilnehmen, was man die karolingische Renaissance nennt.
Sie seien hier nur rasch erwähnt. Leo III (795-816) liess in der Apside
eines der von ihm am Lateran erbauten Triclinien den Herrn mit der
Jungfrau Maria, Petrus und Paulus, die vierundzwanzig Aeltesten der Apo-
kalypse schildern. Die Apsis des andern Tricliniums bot eine kirchenpolitische
Composition, die wir jetzt nur nach der unter Benedict XIV (1743) gefer-
tigten Zeichnung beurteilen können. In der Mitte thronte Christus zwischen
den Aposteln; links erschien wieder der thronende Erlöser, welcher Papst
Sylvester die Himmelsschlüssel und Constantin d. Gr. das Labarum verleiht;
rechts thronte S. Petrus, der dem Papst Leo III die Stola, Karl d. Gr. die
Standarte übergibt. Kaiser und Papst tragen den quadratischen Nimbus 3.
Im vaticanischen Museum existiren von dieser Composition noch zwei Apostel-
köpfe, die nicht ganz ohne Leben sind. Die unter demselben Papst Leo III
in S. Nereo ed Achilleo ausgeführte Transiiguration des Herrn ist steif
und unerquicklich. Christus erscheint hier in der mandelförmigen Aureola,
neben ihm Elias und Moses; die drei Apostel knien auf dem Boden. Links
die Verkündigung Mariae 4. Es war von da ab ein weiter Weg bis zu Raffaels
letztem Werke zu gehen.
In S. Prassede schuf Papst Paschalis I zwischen 817-824 eine Anzahl
von Mosaiken, deren Ensemble durchdacht erscheint, so kläglich auch der Ver-
fall ist, der aus dieser Leistung spricht. Denn das Apsidalgemälde ist so-
zusagen eine einfache Wiederholung desjenigen von S. Cosma e Damiano.
Die hll. Praxedis und Pudentiana sind nur an die Stelle der beiden Aerzte,
Paschalis I an diejenige Felix' IV und S. Zeno an die des Theodorus gerückt.
1 GARRUGGI tav. 279-282.
c. p. 258 s.
2 DE ROSSI Musaici Lf. 16.
PERATE
3 GARRUCGI tav. 283.
4 Gumucox tav. 284.
Lf. 21.
Rossl