Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Jiildexßyklen 
vierten, 
iinfteß 
sechsten 
2d 
lällüvüsßrts- 
Der Dichter hat aber ausser seinem Sendschreiben an den gallischen 
Freund uns noch eine andere Beschreibung der von ihm errichteten neuen 
Felixkirche und ihrer Malereien hinterlassen. Es ist das um 401 geschriebene 
,Carmen IX de S. Feliceß in welchem er den zum Fest des hl. Felix wieder- 
kehrenden dacischen Besuch, den Bischof Nicctas, mit allen Details seines 
Baues bekannt macht (Poem. XXIV, ed. LE BRUN p. 141). Er beginnt die 
Schilderung der Malereien in den Porticus (also doch wol an den Hochwianden 
des Mittelschiffes, v. 510 sqq.: Nzmc volo pictuiras fucatis agmine longo püTtißibltS 
videas, pauluwzgue supina fettiges colla, recliwato dum perlegis omnia vultu  
man musste also zu den Bildern hoch emporschauen) damit, dass er zunächst den 
Inhalt des Pentateuchs als Gegenstand der Darstellung anführt (V. 515 sq.: 
Ozmzlia namgzae tenct ser-ie pictzera fideli, quae Senior scripsit per quinqzee vola- 
minca Moses). Von einzelnen Scenen gibt er dann die Tituli: es werden ge- 
nannt Adam (die Schöpfung), Abraham (1 Mos. Kap. 12), Lot, das Opfer 
Amaleks (ebd. 26, 15), Jakob (ebd. 28, 14), Joseph (ebd. Kap. 29), Auszug 
aus Aegypten (2 Mos. 7, 14). 
Mit diesen Scenen, vielleicht noch mit Hinzunahme derjenigen, Welche 
v. 519 und 529 (J ordan-Ruth) erwähnt werden, scheint die Bemalung der einen 
Hochwand erschöpft zu sein; die andere enthielt zweifellos jene Darstellungen 
aus dem Neuen Testament, deren Paulinus in Carmen X. (v. 170 sqq.) gedenkt, 
WO er den Parallelismus der beiden Testamente ausdrücklich betont 1. 
Die Angaben des Paulinus über S. Felix, Fundi und Primuliacum sind 
hier ausführlich wiedergegeben worden, weil sie in der That wie kein anderer 
Text des christlichen Alterthums uns ein ziemlich vollständiges Bild der Aus- 
malung einer Basilika und der Illustration der Gemälde durch beigesetzte 
Inschriften (Tituli) gewähren. Man wird in dieser Beschreibung die die ge- 
sammte Thätigkeit des Paulin beherrschende lehrhafte Absicht beobachtet 
haben: wir meinen die Intention, in den Bildern namentlich für die aus der 
Umgegend zuströmende ungebildete und darum für die Lesung der Heiligen 
Schrift nicht vorbereitete Landbevölkerung eine stete Quelle der Belehrung 
zu eröffnen. Der Dichter hat sich darüber mehr als einmal ausführlich aus- 
gesprochen 2. Denselben lehrhaften Zweck der Tituli und der (musivischen) 
Malerei sprechen Augustinus und das Epitaph des Ennodius aus: der grosse 
Kirchenlehrer von Hippo gelegentlich der Einweihung einer Cella des hl. Ste- 
phanus (424) 3, das Epitaph von Pavia (Ticinum, 521) in dem gewissermassen 
1 PAULIN. Carm. X de S. Felice (Poern. 
XXV, ed. Ln BRUN p. 163  
,miremurque sacras veterum monnmenta 
figuras: 
et tribus in spatiis duo Testamenta legamns; 
haue quoque cernentes rationem lumine recto 
quod nova in antiquis tectis, antiqua novis lex 
pingitur: est etenim pariter decus utile nobis 
in veteri novitas, atque in novitate vetu- 
staef etc. 
Die Worte sind wie eine Umschreibung der 
Augustinischen ,In veteri Testamente novum 
latet, in novo vetus patet' (In Ex. cap. 73). 
Ein seltsames Missverständniss begegnet 
STEINMANN (l. c. p. 3. 13), indem er die 
in ihrem Sinn so klare Stelle dahin ver- 
steht: die Bilder aus dem Neuen Testament 
seien in der alten Kirche, die aus dem Alten 
Testament in der neuen Basilika dargestellt 
gewesen  
2 S0 namentlich Carm. IX (Poem. XXIV) 
v. 540 sq.: 
         ,sed turba frequentior his est 
rusticitas non eassa fide, neque docta legendi. 
Haec adsueta diu sacris servire profanis, 
ventre Deo, izandem eonvertitur advena 
Christi, 
dum sanetorum opera in Christo miratur 
apertaf 
3 AUGUST. Serm. CCCXIX c. 7. 8: Quid 
vobis plus dicam et multa loquar? Legite 
quattuor versus, quos in eella scripsimus; 
legite, tenete, in corde habete. Propterea 
enim eos ibi soribere voluimus, ut qui vult
	        
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