Sechstes Buch.
,Der ganze Raum ausser der Concha dehnt sich unter einem hohen und
getäfelten Dach auf beiden Seiten in eine Doppelhalle (geminßis porticibzes)
aus, welche eine doppelte Säulenordnung in besondern Bogen hebt. Zwischen
den Hallen (portßiczes) an den langen Seiten der Basilika sind vier Gemächer
(cubicula) angebracht, Welche für Diejenigen, die im stillen beten und im
Gesetze des Herrn forschen wollen, sowie ausserdem für gottgeheiligte und
befreundete Personen zum Gedächtniss und zur Ruhe des ewigen Friedens
passende Orte sind. Jedes Gemach wird vorne an der Schwelle durch Doppel-
Verse ausgezeichnet, welche ich aber diesem Schreiben nicht beisetzen will 1.
Die Verse aber, welche an den Eingängen der Kirche selbst stehen, habe
ich beigefügt, weil sie, wenn es dir so beliebt, auch für die Thüren deiner
Kirche passend angewendet werden können. Von dieser Art ist die Ueber-
Schrift:
Christi,
Friede mit dir, der eintritt ins Heiligthum Gottes und
Und in friedlicher Brust fromme Gefühle bewahrt!
Aber auch die Ueberschrift über dem Eingange, wo das Zeichen des
[das Kreuz] in der Gestalt gemalt ist, welche der Vers ausdrückt:
Herrn
Sieh das umkränzte Kreuz auf Christi heiligen Hallen,
Herrlichen Lohn verheissfs dem harten und muthigen Kampfe.
Lade das Kreuz auf dich, willst du die Krone erlangen.
,An der andern Basilika aber, zu Welcher aus dem
(Jbstanlage (polnario) sozusagen ein Privateingang führt,
Verse zur Bezeichnung dieser geheimen Thüre:
Garten
dienen
oder der
folgende
Gehet, ihr Christen, durch freundliches Grün zum himmlischen Wege!
Sehet, vergönnot ist euch der Eingang durch heitere Gärten!
WVenn ihr's verdient, wird euch der Ausgang zum Paradiese.
Dieselbe
Thüre
Innenseite
nachstehende
Ueberschrift :
Der du verlässest das Haus nach ganz vollendeter Andacht,
Geh mit dem Leibe fort, bleib mit der Seele zurück.
,Diese Kirche hat aber nicht, wie es die gewöhnliche Sitte ist, die Rich-
tung und Aussicht nach Osten, sondern auf die Basilika meines Herrn, des
seligen Felix, wo man dessen Grabstätte (memorria) erblickt. Da aber zwischen
zwei N ebenconchulae zur rechten und zur linken Seite sich die geräumige Apsis
ausdehnt, so dient eine dieser Nebenapsiden dem Priester zur Bereitung der
eucharistischen Gaben, die andere aber fasst hinter dem Priester in ihrem
grossen Raume die Betenden. Es ist aber ein sehr erfreulicher Anblick, wie
diese Basilika nach der andern des erwähnten Bekenners [Felix] sich in drei
gleichen Bogen mit durchsichtiger Transenna öffnet, wodurch zugleich die
Dächer und Raume beider Basiliken miteinander in Verbindung gesetzt werden.
Denn da die Wand von dem Gewölbe einer gewissen Memoria dazwischen
stand und die Verbindung zwischen der alten und neuen Basilika hinderte,
so wurde der Eingang zur alten Basilika des Bekenners durch ebenso viele
Thüren eröffnet, so dass, wenn man von der einen in die andere blickte, sich
eine gleichsam durchbrochene Aussenseite zeigte 2. Dies wird durch die Ueber-
1 Vgl. SIRMOND zu SmoN. AP. IV, Ep.XVIII.
2 Der Originaltext dieses so vielfach miss-
verstandenen Passus lautet: ,Pr0spectus vero
basilicae non, ut usitatior mos est, Orientem
spectat, sed ad domini mei Felicis basilicam
pertinet, memoriam eius aspiciens: tarnen
cum duabus dextra laevaque conchulis intra.
spatiosum sui ambitum apsis sinuata. laxetur,