Sechstes
gerufen." De Rossi macht hierzu die treffende Bemerkung: ,Abgesehen von
der Sünderin zu den Füssen des Herrn 2, sind, wie jeder Archäologe sieht, die
von Asterius als Motive für die Teppichdecoration bezeichneten Sujets ganz
dieselben, welche in der Sarkophagsculptur des 4. Jahrhunderts den christ-
lichen Bilderkreis ausmachenf Er weist dann weiter darauf hin, dass ganz
gewiss dieselben Sujets nicht bloss in den Häusern der Gläubigen, sondern
auch in den Basiliken auf gewebten Teppichen prangten. Unter den dem
Heiligthuin zu Nola dargebrachten Gaben verzeichnet Paulinus: cela seu
pure spleizrlida lino [l siiive coloratis textu-m fucata figuris (Poein. XVIII 31).
Letzterer Ausdruck kann an sich ebensogut auf eingewebte, gewirkte, als
auf den Teppichen aufgemalte Sujets bezogen werden; jedenfalls dürfen wir
es als wahrscheinlich ansehen, dass man gegen Mitte des 4. Jahrhunderts
damit anfing, sowol in Mosaik ausgeführte (so in S. Costanza) als in Teppich
eingewebte Bildercyklen anzubringen; bald wird man auch zu Wandmalereien
übergegangen sein. Diese Malerei selbst aber bewahrte viele Jahrhunderte
hindurch, selbst noch in der Glasmalerei des 13. und 14. Jahrhunderts, die
Erinnerung an die Teppichmalerei, mit der die Innendecoration der altchrist-
lichen Kirchen begonnen hatte.
Schon manchesmal haben wir der wichtigen Mittheilungen gedacht, welche
uns Bischof Paulin von Nola (410-431) hinterlassen hat. Noch ehe er den
Bischofssitz von Nola bestieg, hatte er die auf seinem Gute bei Nola liegenden
vier alten kleinen Basiliken, die hier zu Ehren des Martyrers Felix errichtet
waren, restaurirt und mit Bildern geschmückt, dann eine neue Basilika zu
Ehren desselben Heiligen erbaut und auch in dem benachbarten Städtchen
Fundi eine neue Kirche zu der ältern bauen lassen. Diese Schöpfungen fallen
in die Jahre 4O1M403, in denen auch des Paulinus langjähriger Freund
Sulpicius Severus zu Primuliacuin in Aquitanien einige neue Kirchenbauten
stiftete. Er wandte sich an Paulinus mit der Bitte, ihm ausser Reliquien
auch passende Inschriften für seine Bauten zu dichten. Wir besitzen noch
Paulins Antwort auf dieses Anschreiben 3, in dem er auch die Inschriften für
seine eigene grosse Felixbasilika und diejenige in Fundi mittheilt. Ergänzt
werden diese Angaben durch die poetische Beschreibung der neuen Kirchen,
Welche Paulinus einem andern Freunde, dem dacischen Bischof Nicetas, sendet 4.
In vieler Hinsicht sind diese Paulinischen Briefe und Carniina für die Kunst-
geschichte wichtigö; wir heben hier nur hervor, was sich auf die Bildercyklen
Paulinus
von Nola
und seine
Schöpf-
un gen.
l Asrmur Amas. episc. Homil. de divite
et Lazaro (ed. COMBEFIS Auctar. Par. 1648).
2 Bull. 1871, p. 61. In diesem Punkte
dürfte unser verehrter Meister irren: die
Sünderin zu den Füssen Christi ist Maria
von Bethanien, die Schwester des Lazarus,
welche auch auf den Sarkophagen des 4. und
5. Jahrhunderts als zu den Füssen des Er-
lösers liegend in den Darstellungen der
Auferweckung des Lazarus erscheint; so auch
auf den Fresken von S. Georg auf der
Reichenau, von deren acht bezw. neun Scenen
nicht weniger als sechs schon hier bei Aste-
rius erwähnt werden ein evidenter Be-
weis für die Erhaltung der Tradition.
3 Ep. XXXI. XXXII, ed. L1: BRUN (Par.
1885) p. 193A215.
4 Poem. XXIV und XXV De Feliee
Natal. earm. IX. X), 1. c. p. 141. 159.
5 Zu dem Texte vgl. DE Rossr Inser. II
1, 185. 189-192. GARRUCCI Star. I 487.
Deutsche Uebersetzung des Briefes an Severus
bei AUGUSTI Beiträge I 154. Das IIaupt-
werk über die Alterthümer von Nola ist
REMONDINI Della. Nolana eccl. storia (3 voll.
40. Nap. 1747), wo ein Situationsplan der
Basiliken in Nola gegeben ist. Verbessert
ist der Galantdsehe bei LAGRANGE Hist. de
St. Paulin de Nole 2 II (Par. 1882), wo
auch eine Innenansicht der von Paulin restau-
rirten alten Basilika gegeben ist. Die Aus-
führungen von HOLTZINGER (Zeitschrift für
bildende Kunst XX [1885] 135) und STEIN-
MANN (Tituli p. 1 sqq.) kennen weder diese