vierten,
Die Bildercyklen
sechsten
fünften und
Jahrhunderts.
entsprachen und deren Auswahl demnach der Bestimmung des Gebäudes und
der Anwesenheit des Taufbrunnens vollkommen angemessen wari
Hiermit berührt de Rossi eine Thatsache, welche wir von da ab viele
Jahrhunderte hindurch bestätigt sehen werden: die Bildercyklen, vielfach durch
lnschriften (Tituh) in ihrer Bedeutung erklärt, wollen für das Auge die Tmm.
nämlichen Gegenstände darstellen, welche den jeweiligen Hauptinhalt der
Predigt und des Unterrichts bilden. Nach der ,Didache der AposteP müssen
die Apostolischen Constitutionen (V 10) als die wichtigste Zusammenfassung
der für das 4. und 5. Jahrhundert in Betracht kommenden Lehren gelten.
Aelter als die Oonstitutionen in ihrer heutigen Recension ist ein Actenstück,
auf welches nach dieser Richtung hier zum erstenmal aufmerksam gemacht
sei und welches den Hauptinhalt der Verkündigung des Evangeliums in einer
Weise zusammenfasst, welche den in den Cyklen des 4. und 5. Jahrhunderts
hauptsächlich uns begegnenden Scenen des Alten und Neuen Testaments voll-
kommen entspricht. Es sind die einem gewissen Nilus als Augenzeugen
zugeschriebenen Acten des Martyrers Theodotus, welche Papebroch zuerst
und nach ihm Ruinart herausgegeben hat 1.
Wir haben bereits, wo wir von dem didaktischen Charakter der alt- Didakti-
christlichen Malerei im allgemeinen sprachen (S. 79), die Aeusserungen Chäfääfer
Paulins von Nola und Gregors d. Gr. mitgetheilt, aus welchen erhellt, wie der alt-
auch diese Väter die Bilder an den Wänden der Basilika wie ein vor den
Augen der Gemeinde stets aufgeschlagenes, den mündlichen Lehrvortrag unter-
stützendes Buch ansahen. Dieselbe Auffassung erhält sich bis tief ins Mittel-
alter hinein; wir werden sie namentlich im karolingisch-ottonischen Zeitalter
von neuem bestärkt und eingeschärft sehen. Der in dem Oyklus von S. Co-
stanza uns schon entgegentretende Parallelismus des Alten und Neuen Testa-
mentes hat dabei fortwährend seine Giltigkeit bewahrt. Bei Claudius von
Turin (820-840) 2 linden wir schon ausdrücklich die auch noch für die plastische
Decoration der romanischen und gothischen Kathedralen massgebenden Ge-
sichtspunkte vorgelegt, dass die Aussenseite des Gebäudes hauptsächlich die
Zeit amfe legem (das Heidenthum), das Innere das Leben sub lege (Altes Testa-
ment) und dasjenige post Zegem, sub gratia in seinen Bildwerken veranschau-
lichen soll. Die decorative Behandlung der Aussenilächen der Kirche geht
über die altchristliche Uebung hinaus: aber das Gesammtprogramm, Welches
in jenen Sätzen aufgestellt ist, wurzelt in den Traditionen des 4. und 5. Jahr-
hunderts.
1 PAPEBBOCII Acta 88., 4. Mai. RUI-
1mm Acta mart. sinc. etc. (Par. 1689) p. 366:
Jsestiiicantes quomodo novissimis temporibus
de caelis inter hmnines (I. C.) apparuit, cum
admirandis prodigiis et miraculis ineffabili-
blls, infirmantium sanans morbos et homines
regno caelorum dignos efiiciens. De incar-
natione vero ipsius accurate scripserunt Pro-
phetae, dequc morte et passione ipSiUS, ac
resurrectione a mortuis: quorum tcstes Chal-
daei et Magi Persarunlque sapientissilni, astro-
rum motu ducti et tempus nativitatis eins
secundum carnem agnoverunt, et primi agniti
a se Deo ut Deo munera obtulerunt. Malta
autem atque stupenda miracula, fecit. Primum
enim aquam commutavit in Vinum, et quin-
Kraus, Geschichte der christl. Kunst. I.
que panibus ac duobus piscibus quinque millia
hominum satiavit in deserto; et inürmos verbo
sanavit et supra mare velut super aridam
ambulnvit. Eius quoque dominatum agnovit
natura ignis, et mandato eius resuscitati sunt
mortui, et a nativitate caecis lumen solo
verbo affulsit. Olaudos celerrime fecit am-
bulare, et a diebus quattuor tumulatos re-
vooavit ad vitam. Quis autem posset exsequi
verbis omnia quae fecit signa et prodigia,
quibusque probatus est Deus esse, no11 autem
aliquis homo vulgarisf
2 Vgl. RUDELBACH Claudii Tur. Ep. 1n-
ed, op. specim. Havniae 1824. O. SGHMID
Claudias von Turin (in ILLGENS Zeitschrift
für histor. Theologie 1843, S. 52).
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