Einleitung;
Nachweis, dass ,nur wer von einer beschränkenden Vorliebe für eigenthüm-
liche Richtungen, Schulen und Förmlichkeiten der Kunst unabhängig ist, das
Wesen der Kunst rein aufzufassen, ihre einzelnen, oft nur scheinbar einander
widerstrebenden Leistungen aus einem gemeinschaftlichen Standpunkte zu über-
schauen und allgemein giltige Grundsätze aufzufassen und festzustellen ver-
möge, nach welchen einestheils unter allen Umständen Gutes entstehen muss,
anderntheils über den Werth jeglicher Richtung und Leistung mit gleich-
mässiger Gerechtigkeit zu entscheiden ist' (S. 6). Weit entschiedener, als das
jemals vor ihm geschehen, will er die Kunst recht in das innerste Heilig-
thum alles geistigen Wirkens und Lebens versetzen. Sie ist ihm aber ,eine
dem Begriif oder dem Denken in Begriffen entgegengesetzte, durchhin an-
schauliche sowol Auffassung als Darstellung von Dingen, welche entweder
unter gegebenen oder auch unter allen Umständen die menschliche Seele be-
wegen und bis zum Bedürfniss der Mittheilung erfüllen. Auch ohne alle
Erfahrung über die Grösse ihrer Leistungen werden wir demnach schon aus
ihrem Begriffe schliessen müssen, dass erst die Kunst das geistige Leben und
Wirken vollende; dass sie das Gebiet des Geistes erweitere und ausrunde;
dass sie Wünsche und Bedürfnisse der Seele befriediwe welche
der Begriff stets unerfüllt lässt' (S. 8). ,Unter den Dingen nhn, welche
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Allsnahnlen Gegenstände der Kunst: sind oder doch sein könnten ist die
menschliche Seele, und wie Einige wollen auch solches was nach Ana-
logien der sittlichen Natur von überzinnlicheniDinoen geahnt oder deutlich
erkannt wird, einleuchtend der edelste und wichtigsäe Gegenstand der künst-
lerischen Auffassung (S. 10 Damit war devr einzcige Standpunkt
gewonnen, von welchem aus die Existenzberechtigung einer
christlichen Kunst und endlich deren Ebenbürtigkeit mit der
antiken erkannt und festgehalten werden konnte. Dabei hat
Rumohr den festen Boden, welchen die bisherige Kunstkritik gewonnen hatte,
keineswegs verlassen; denn er hat anerkannt, ,dass die Formen, in denen
die Kunst darstellt, gegebene, nothwendige, mithin solche sind, welche unter
allen Umständen müssen erlernt und erworben werden" (S. 22); ,dass die
Griechen zuerst die innere, nothwendige, gegebene Bedeutsamkeit entdeckten,
welche, wenn wir nur sehen wollten, über alle Gebilde der Natur ver-
breitet ist' (S. 26), auf welcher allgemeinen Bedingung aller bildenden
Kunst die unmittelbare Verständlichkeit der griechischen Kunstgebilde beruht.
Er betonte weiter, ,dass die Formen, vermöge deren Künstler ihre Auf-
gaben, die sinnlichsten wie die geistigsten, darstellen, ohne Ausnahme in
der Natur gegeben seien' (S. 83); ,dass Künstler sich dem Eindruck. der
natürlichen Formen ganz rückhaltlos hingeben müssen, sowol weil diese die
einzigen allgemein fasslichen Typen aller Darstellung durch die Form in sich
schliessen, als auch weil sie für Künstler eine unversiegbare Quelle geistiger
Anregungen sind, da auch die Natur sich gefällt, was immer der künst-
lerischen Auffassung werth ist, in ihren mannigfaltigsten Formen auszudrücken
und darzustellen' (S. 84). Und damit war der Punkt gewonnen, von welchem
aus die innere Bedeutung der Kunst der Renaissance in ihrem Verhältnisse
Zu der ihr voraufgehenden des frühern Mittelalters und des Alterthums zu
würdigen war.