Altchristliche Bgxlkunstl
an den Reliquien anzurührenl, wurde auch hier häufig eine kleine Oeifnung
(Fbnestella confessionis) gebrochen.
Die Anlage der Oonfessio dicht unter dem Altar, bezw. die Verbindung Confessio.
derselben mit ihm war im Vergleich zu dem von Säulen getragenen, sonst
aber unter der Mensa frei gehaltenen Altar kein Fortschritt in ästhetischer
Beziehung. Man hat dann später auch 0b aus diesem Grunde, 0b aus
praktischen Bequemlichkeitsrücksichten auf diese Anordnung verzichtet und
die Reliquien entweder in einer unter dem Presbyterium angelegten Krypta
oder in einer vor dem Altar unter dem Fussboden der Basilika construirten
Confessio, zu der man auf mehreren Stufen herabstieg, beigesetzt. Die letztere
Gattung der Confessio ist heute noch durch die berühmten Anlagen in S. Peter,
S. Paolo fuori le mura, S. Giovanni im Lateran, S. Maria Maggiore vertreten.
Wann die ersten Krypten auftraten, ist nicht mit Sicherheit festzustellen.
Manches spricht dafür, dass diejenige in S. Pancrazio bei Rom unter Sym-
niachus (498-514) oder in der Zeit Honorius" I (625-638) entstand; doch
könnte sie auch der Restauration Hadrians I (772-795) angehören 2. Eben-
sowenig sichere Nachricht besitzen wir über das Alter der Krypten unter
SS. Quattro Coronati, S. Prassede in Rom, unter dem Dom zu Torcello,
S. Apollinare in Olasse und der übrigen Krypten in Ravenna. Es ist möglich,
aber nicht bewiesen, dass diese Anlagen noch ins 6. Jahrhundert fallen.
Die Zahl der Altäre scheint sehr verschieden gewesen zu sein. Einige
Kirchen, wie diejenige zu Tyrus, die Hagia Sophia, besassen nur einen Altar,
wie dies Augustin und Gregor von Nazianz als etwas Selbstverständliches zu
unterstellen scheinen. Die gemeinsame Celebration der Priester mit dem
Bischofe erklärt das. Aber schon Paulin von Nola spricht von mehreren
Altären in der Heiliggrabkirche. Ist die Notiz des Liber pontiiicalis über dic
Stiftung von sieben Altären auch sicherlich einer spätern Zeit zuzuschreiben, so
ündet sich die Erwähnung mehrerer Altäre doch ebenda im Leben des Papstes
Hilarius (46l-468) und spricht Gregor d. Gr. (Ep. VI 49) von 13 Altären,
die in der Kirche zu Saintes Aufstellung fanden 3. Wir dürfen also annehmen,
dass seit Anfang des 5. Jahrhunderts Nebenaltäre aufkamen, wenn dieselben
auch zunächst nur, wie dies Duchesne für den Lateran glaubte annehmen zu
sollen, Oblationarien waren, auf denen die Gläubigen ihre Gaben darbrachten.
Die Doppelchöre der karolingischen Zeit boten einen zweiten eigentlichen Altar;
sonst aber zeigt auch der Befund der frühmittelalterlichen Kirchen, dass man
sich durchweg auf einen oder wenige Altäre beschränkte. Erst seit dem
13. Jahrhundert beginnt die Uebung, auch das Langhaus mit Altären zu be-
setzen, was mit der Zunahme des Klerus an den grösseren Kirchen und dem
Aufkommen der Missa pTiUaid zusammenhängt.
Der Altar fand durchgängig seine Aufstellung in der Apsis, dem Portal
der Kirche an der entgegengesetzten Schmalseite gerade gegenüber. Eine
Ausnahme ist es, wenn, wie in dem Dom zu Trier und in anderen Central-
bauten, eine in der Mitte der Anlage errichtete Tribuna den Altar trägt, oder
wenn, wie in der Basilika zu Tipasa (s. oben), der Altar der Apsis gegenüber
auf einem Bema an die Kirchenwand angelehnt wird.
1 Denn die Theilung der Martyrerleiber
ßecundum morem Graecorznn? (GREG. M.
Ep. IV 30 ad Constantinam Imp.) war bis
ins 6. Jahrhundert in Rom nicht üblich (vgl.
Real-Encykl. II 687). Vgl. die willkommene
Zusammenstellung und Abbildung von Altar-
confessionen bei Homrzmsnn a, a. O. S. 129.
2 DE Rossl Roma sotterranea. I 140. 182.
Homznvunn a. a. O. S. 129.
3 Vgl. Real-Eneykl. I 40.