Fünftes
Buch.
auch dem Centralbau, d. h. einer Anlage, bei welcher die Gruppirung sich
nicht nach der Liingenachse, sondern um einen Mittelpunkt oder um mehrere
von diesem ausgehende Achsen vollzieht 1. Dahin zithlen sowol die im Grundriss
kreisförmigen als die mehreckigen (polygonalen) Bauten. Wenn die altchrist-
liche Kirche den Langbauten für ihre gottesdienstlichen Versammlungen den
Vorzug gab, so hatte sie dafür ohne Zweifel sowol technische als rituelle
Gründe. Erstere mochten hauptsächlich aus der Schwierigkeit und Kost-
spieligkeit der Ueberdeckung von Centralbauten hergeleitet sein; letztere er-
gaben sich zwar auch daraus, dass man ganz gewiss nur ungern den Altar
so stellte, dass ein Theil der Gläubigen dem fungirenden Priester den Rücken
zuwenden musste. Doch scheint gewiss, dass schon die Erinnerung an die
Inneneinrichtung des Tempels zu Jerusalem wie selbst diejenige der heidni-
schen Tempel mit ihrer
vom Volke möglichst
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Fig. 281. Grundriss von S. Simoon Stylites zu Kalat-Seman. christlichen Anlzägenäst
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Oonstruction Bestimmende 2. Heute kann nicht mehr zweifelhaft sein, dass
letztere eine einfache Herübernahme der römischen profanen Rotunden und
Polygonalbauten sind. Diese waren für einen doppelten Zweck in Anwendung;
gekommen: wir treffen sie als Grabmäler und als Baderäume bezw. Schwimm-
teiche der Thermen. Dass sich die Christen ersterer Form auch für ihre Grab-
zwecke bedienten, ist ohne weiteres verständlich. Mir scheint, auch die Ab-
1 Vgl. C. E. ISABELLE Los ädifices circu-
laires et les dömes. Paris 18-55. HÜBSCH
a. a. O. UNGER Die Bauten Constantins d. Gr.
am heiligen Grab (auch in BENFEYVS ,Orient
und Occidenif Bd. II). Le rovine di Roma.
Studj del BRAMANTINO (BARTOL. SUARDI), ed.
Momaum, Milano 1875. HOLTZINGER a. a. O.
S. 94 f. DEHIO und BEZOLD I 181:.
2 UNGER in ERSCH und Gnumms Encykl.
I 84 f. Siehe dagegen SCHNAASE in der Zeit-
schrift für bildende Kunst III 139. Real-
Encykl. I 197.