Fünftes
so vor allem die Heiliggrabkirche (826-386), deren eingehendere Be-
schreibung wir Eusebiusl verdanken. Es war eine fünfschiffige Pfeilerbasilika
mit dem bei einer solchen Anlage einzigen Beispiel von zweistöckigen Ab-
seiten. Die Apsis war überkuppelt, vor der Kirche lag ein Vorhof mit Säulen-
hallen. Jetzt ist von diesem Baue nichts mehr erhalten; auf die späteren
Umbauten haben wir seiner Zeit zurückzukommen 2. Die Marienkirche
des Justinian (um 530), welche Omar dem Islam als Mesdjid el-Aksa
weihte, wird seiner Zeit zu betrachten sein; vielleicht gehört auch die von
Pococke im südlichen Palästina beobachtete Kirche des hl. Simeon Sty-
lites erst dem 6. Jahrhundert an.
Für Syrien besitzen wir in des Eusebius Beschreibung der unter Con-
stantin erbauten Kirche zu Tyrusä ein sehr wichtiges Document. Danach
war der gesammte Bering der Basilika (der nspZßoÄog) mit einer Ringmauer
umschlossen, welche ihr zu einer festen Schutzmauer dienen sollte. Ein an-
sehnlicher, hochragender Vorhof (rrpözrulov) erstreckte sich gen Osten hin.
,Wenn man aber zu den Thoren hineingegangen war, so gestattete er [der
Erbauer] nicht, dass man sogleich mit unreinen, ungewaschenen Füssen das
Heiligthum betrat, sondern er liess zwischen dem eigentlichen Tempel und
den ersten Eingängen einen ansehnlichen Zwischenraum und schmückte diesen
mit vier auf allen Seiten schrägen Hallen, womit er den Ort in Gestalt eines
Vierecks umgab und welche allenthalben sich auf Säulen erhoben. Den
Zwischenraum zwischen diesen umschloss er mit einem verhältnissmässig
hohen hölzernen Gitterwerk. Den mittleren Raum zwischen den Hallen aber
liess er offen und frei, damit man den Himmel schauen und die helle, reine
Luft im Glanz der Sonnenstrahlen sehen könne. Hier stellte er die Zeichen
der heiligen Reinigungen auf, indem er dem Tempel gegenüber Quellen ein-
richtete, welche den in das Innere des heiligen Bezirks Eintretenden eine
grosse Menge Wassers zur Reinigung spendeten. Und dies ist der erste
Aufenthaltsort der Eintretenden, welcher Allen ein Schauspiel von Zierlichkeit
und Pracht, Denen aber, die noch der ersten Anfangsgründe bedürfen, eine
passende Stelle darbietet [also den Katechumenen]. Nach diesem machte er
durch mehrere andere, innere Vorhöfe die Zugänge zu dem Tempel offen,
indem er wiederum gegen die Morgensonne hin drei Pforten auf einer und
derselben Seite erbauen liess. Die mittlere derselben war die zu beiden Seiten
an Grösse und Weite zu übertreffen bestimmt. Er schmückte sie auf das
herrlichste mit eherncn Platten, die mit Eisen befestigt waren, und mit
mannigfaltiger Verzierung in halberhabener Arbeit und gab ihr gleichsam als
einer Königin die anderen als Trabanten mit. Auf dieselbe Weise ordnete
er auch für die Hallen zu beiden Seiten des ganzen Tempels eine gleiche
Zahl von Vorhöfen an und brachte auf jenen, um reichliches Licht von oben
herabfallen zu lassen, verschiedene Oeifnungen an und verzierte sie mit ganz
feiner Holzarbeit. An das königliche Haus (ßaoüeeou ofxov) aber verwandte
er reichere und kostbarere Stoffe, wobei er in betreff der Kosten eine gross-
artige Freigebigkeit zeigte. Nachdem er nun auf diese Weise den Tempel
vollendet und ihn mit hohen Thronen zu Ehren der Vorsteher und noch mit
Sitzen in gehöriger Ordnung durch den ganzen Tempel hin ausgeschmückt,
1 L. c. IV 30.
2 CIAMPINI p. 146.
HÜBSGII S. 74, Taf.
DE Voaüi: 1. c.
20'-2 CLERMONT-
GANNEAU Uauthenticitä du St. Sepulcre et le
tombeau de Joseph düärimathie. Paris 1878.
3 Eusmzxus Hist. eccl. X 4.