Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

IPünftes 
in einem Halbkreise, der die Sitze für die Geistlichkeit enthält; man steigt 
auf elf Stufen zu dem Sessel des Bischofs empor, dessen Marmorrücklehne 
das von zwei Säulen eingefasste Kreuz mit der Hand Gottes zwischen Sonne 
und Mond, umgeben von Pflanzenornament, zeigt. Das Mosaik der Tribuua 
(Maria mit vier Heiligen; darunter das Brustbild Christi mit den zwölf Aposteln) 
steht noch im Zusammenhang der altchristlichen Tradition, während das grosse 
Mosaik der Westwand mit der Auferstehung und dem jüngsten Gerichte dem 
Anfang des 13. Jahrhunderts angehört. Bemerkenswerth sind weiter die 
Schranken des Presbyteriums, die Ambonen, der Fensterverschluss mit durch- 
scheinenden Alabasterplatten  alles Dinge, die wir im unmittelbarsten Zu- 
sammenhang mit der christlichen Uebung linden, welche hier, in der traum- 
haften Einsamkeit dieser verlassenen Insel, sich länger als irgendwo erhalten 
konnte. Auch der neben der Basilika stehende Oentralbau 
"Egge sF "a hdl7Jrlhlt l" f n) 
   " Zillknäie äßtrgnlläßlriiillilii? ilffliiiiiäisill; 
l? EI  ' der Alpen sind, so sind doch die Reste altchristlicher Archi- 
l," l ' tektur in Gallien, am Rhein, an der Donau nur sehr ge- 
 ringe. Als das Christenthum in diesen Ländern im Begriffe 
 .  1 war sich völlig zu entfalten, ging die römische Herrschaft 
t w l hier unter und die Ueberreste ihrer Cultur erhielten sich 
 arm  mühsam vor der Barbarei der neuen Herren. 
i  1h  Immerhin muss zugegeben werden, dass 
.I  p,  , , diese antiken Cultureinilusse 1m Ilranken- 
  3  x [tief  reiche noch lange nachwirkten und auch 
i ql  gerade auf dein Gebiete der Architektur 
 ' sich noch ein guter Rest ziltchristlich- 
  .l' römischer Technik ins ör-7. Jahrhundert 
Fig. 267. Dom von Torcello. Grundriss. hinüber rettete, 
    llll ßlgßnlllßllen Gällllcll gehen die 
Jetzt nicht mehr bestehenden oder nur 
mehr in einzelnen Theilen erhaltenen kirchlichen Stiftungen in Clermont, 
Digne, Lyon (Krypta unter St-Irenee; Reste einer im 4. Jahrhundert er- 
bauten dreischifiigen Anlage mit Apsis, früher auf antiken Marmorsäulen 
ruhenden Archivolten und Opus tesselutlzun in den Abseiten)1, Marseille (der 
alte Dom war eine gewölbte dreischiflige Pfeilerbzisilikzm mit Apsis, doppel- 
kantigen Querprofilen an Gurten und Archivolten; von Hübschz  kaum mit 
Recht  für altchristlich gehalten; ebenfalls in Marseille wird die Gewölbe- 
construetion der Krypta von St. Victor  3 X 4 auf Pfeilern ruhende Joohe 
 dem 5. Jahrhundert zugeschriebenß, Motiers (dreischiflige Basilika mit 
Apsis und Transept) 4, Regiment bei Beziers (Basilika der hll. Vincentius, Agnes 
und Eulalia, 445 gegründet) 5, Toulouse (der ehemalige, von Theodosius er- 
baute, jetzt gäinzlich verschwundene Dom), Vienne (St-Pierre)6 auf die alt- 
christliche Zeit, etwa aL-G. Jahrhundert, zurück. Etwas mehr ist von Arles 
und Tours zu sagen. Von der dreischifiigen Pfeilerbasilika St-T rophime in 
Arles, welche ein (Querhaus, aber keine Apsis hatte, hält Hübsch7 die Um- 
Ilüßscn S. 106, T'ai 473' 
Ebd. Taf. 47  
Ebd. Taf. 47  
Rev. arch. 1879, p. 56. 
l 
2 
3 
4 
5 Bull. 111011. XXXVII 138.  LE BLANT 
Inscr. 11454.  DE Rossl Bull. 1872, p. 145. 
6 DE Rossl Bull. 1875, p. 48. 
" S. 107, Taf. 45 F5.
	        
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