Fügftes Buch;
Noch Werthvoller ist für uns S. Apollinare in Classe (Fig. 265),
einstmals die Hauptkirche der Hafenstadt, welche die zusammenbrechende
Weltmacht der Römer noch einige Jahrzehnte hindurch vor dem Ansturm der
Barbaren vertheidigte. Jetzt trauert dieser grossartige Bau, seit der Zerstörung
von S. Paolo fuori le mura die besterhaltene altchristliche Basilika Italiens,
einsam in der von den Menschen verlassenen sumpfigen Ebene, die sich
nach der durch Dante und Byron gefeierten Pineta hin ausdehnt. Durch
Iulianns Argcntarius 534 unter Bischof Ursicinus begonnen, War sie 549 unter
Bischof Maximianus geweiht worden. Der dreischiffige Bau zeigt zwei kleine
Seitentribünen neben der erhöhten Apsis; die Archivolten sind von 24 Säulen
aus griechischem Cipollino mit weissen Compositcapitellen und Kämpfer-
aufsätzen getragen. Der Aussenbau ist durch Lisenen und Blendbogen, durch
die der Westseite vorgelegte Vorhalle (Ardica) mit Saulenarcaden, durch den
Apollinare in
(Nach H üb s eh.)
mächtigen Glockenthurm, der neben die Üsttheile tritt, mehr als die älteren
Basiliken belebt und imposantl.
In Oberitalien begegnen wir noch in Verona und Venedig altehristliehen
Bauresten. S. Lorenzo in Verona ist eine dreischiffige Basilika mit
wechselnden Pfeiler- und Säulenstützen, einem Querhause, drei Apsiden mit
verlängerten Chorräumen, die W01 noch dem 6-37. Jahrhundert entstammt 2.
Die Säulenschäfte sind jedenfalls antik, wenn auch das Tonnengewölbe im Mittel-
Schiff und die Kreuzgewölbe in den Seitenschiffen späterm Umbau angehören
sollten. Der gleichen Gewölbebehandlung begegnen wir in S. Giacoinetto
di Rialto in Venedig, einer in der Grundform auch noch altchristlichen
dreischiffigen Säulenbasilika mit drei geradlinig abgeschlossenen Chören 3.
lHüßscn S. 59 f., Taf. 214-". 231W".
24 Dmno u. Bnzonn Kirchliche Iiaukunst
des Abendlandes. Taf. 10 S. 242. 271"?
2 HÜBSCH S. 91, Taf. 38'044.
3 Ebd. S. 92, Taf. 38 20. 391-6. SEL-
vmwco Sqlla archit. e sulla_ scult. in Venezia.
1842. A. Mowmas Gesell. der Baukunst
u. s. w. Venedigs. Lpz. 1859.