Altchristliche Baukunst.
Rimini besitzt Ruinen einer Basilika des Jahrhunderts, welche
um 1864 durch Tonini aufgedeckt wurdenl; Sutri ein unterirdisches Ora-
torium in Form einer BasilikaQ; Tarquinia zwei, Tharsos auf Sardinien
eine Basilika des 4. Jahrhunderts 3. In Syrakus hat Cavallziri4 eine Coemee
terialbasilika des 4. Jahrhunderts neben der Katakombe von S. Cliovanni
festgestellt.
Interessant ist die Gruppe altchristlicher Reste im Gebiete von S p oleto.
S. Agostino del Crocifisso in Spoleto (Grundriss Fig. 261) wird noch
dem Anfang des 5. Jahrhunderts oder Ende des 4. Jahrhunderts zuzuweisen
sein, wenn auch im 7. Jahrhundert eine theilweise Erneuerung der Kirche
stattfand. Diese dreischifiige Siiulen- (später Pfeiler-)Basilika hat ein Querhaus,
gewölbte Vierungskuppel und halbkreisförmige Apsis, die rechtwinklig um-
mauert ist. Bemerkenswerth sind die noch ganz im classischen Stil gehaltenen
'l'hür- und Fenstereinfassungen der lrlaeade (s. oben S. 286).
y Der Triumphbogen ruht auf vier Halbsitulen mit eigenthümlich
behandeltem ionischen (lapitell Zwei andere, später über-
Ülglfiiiii? arbeitete Stiftungen altchristlicher Zeit sind ebenda S. Michele
und S. Pietroö.
Wichtiger als all diese Reste ist die Gruppe von Ra-
hi 1 ve11n a, dessen hochbedeutsame Baugeschichte sich hauptsäch-
E lieh an die Namen der Galla Placidia, Theodosius, d. Gr.
Tochter und Gemahlin des Athaulf, dann Constantias, nach
E, F! Honorius Tod Reiehsverweserin für ihren Sohn Valentinian III,
M"; Weiter des Gothenkönigs Theoderich d. Gr. (1198-5213), end-
sptxgfiälxiöifl'spo_ lieh des Zeitgenossen des Kaisers Justinian d. Gr., des reichen
leto. (irundriss. Freundes der ravennatischen Kirche Iulianus Ar gentarius
knüpft: Namen und Personen, über die wir bei Besprechung
QssenweiuAus- der Mosaiken Ravennas weiteres beizubringen haben werden.
In den Bauwerken aus der Zeit des Theoderich, in dem
gewaltigen, durch seine Massenhaftigkeit heute noch die Be-
wunderung herausfordernden Mausoleum des grossen Königs, auch in dem
Ornament jener Zeit hat man bereits Spuren des germanischen Geistes finden
wollen 7. Die Künstler, welche für Theoderich und die Seinigen arbeiteten, sind
1 Vgl. DE ROSSI Bull. 1864, p. 14.
2 Hüßscu S. 7, Taf. 610-". LENOIR
Areh. mon. I 88. FROTI-IINGILXM in ,Amer.
Journal of Architectixrd 1889, p. 320.
3 DE ROSSI Bull. 1874, p. 84. 88; 1873,
p. 129. 139.
4 La Sicilia antica. 1887. Vgl. Röm.
(Quartalschrift II 232.
5 HÜBSOH S. 4, Taf. 61547. GUARDA-
BASSI und DE Rossx Bull. 1871, p. 131 sg.
6 Bull. 1871, p. 147. 116-120. 141sg.
7 In der That erinnert die Bedachung
des Mausoleums des Theoderich mit einem
einzigen, zu einer flachen Kuppel gerichteten
Riesenstein (von 940 O00 Pfund Gewicht) an
die Bodachung der Tumuli-Kammern mit
Monolithen, worauf auch schon KUGLER (Bau-
kunst I 398) hingewiesen hat. Er fügt hinzu:
,Zugleich aber bekundet sich derselbe Sinn,
der in der Wahl des riesigen Blockes rück-
wärts deutet (auf die alten Zeiten des Volkes),
in der Behandlung des architektonischen De-
tails an Thürgliederungen und Gesiinsen als
ein vorwärts, in die Zukunft deutender. Die
Motive der Bildung dieser Details sind die
überlieferten aus classischer Zeit, selbst dic-
jenigen, welche die letzteren schon durch by-
zantinische Umbildung (l) empfangen hatten.
Aber ein selbständiges neues Leben quillt
durch diese Formen, ihnen eine Flüssigkeit
und Elasticität, ein Gefühl des Organischen
gebend, welches die altchristliche Welt weiter
nicht kennt und Welches erst viele Jahr-
hunderte später, nach der völligen Umbil-
dung der occidentalischen Welt, wiederkehren
und in der baulichen Formensprache das
herrschende werden sollte. Die leicht be-
wegte Einfassung der Thüre des Ober-