Erstes Buch.
zunächst in der Publication zahlreicher Werke des Alterthums bewährt (B artoli,
Bellori, Scipione Maffei, Paciaudi); für unsern Zweck ist aus Italien
besonders des verdienstvollen Unternehmens Francesco Bianchinfs (1662
bis 1720) und seines Neffen Giuseppe Bianchini zu gedenken, welche die
Darstellung der Universal- Wie Kirchengeschichte durch Einbeziehung der
Monumente in geeigneter Weise zu beleben suchten 1.
Auch die Niederlande und England nahmen theils direct theils indirect
durch Vertiefung der litterarisehen Unterlage an diesen antiquarischen Be-
strebungen theil. Dort hatten schon im 16. Jahrhundert geistliche Würden-
träger, wie Granvella, grosse Gelehrte, wie Lipsius, Casaubonus, Salmasius, der
Sache genützt; Künstler, wie Venius und Rubens (1577-1640), richteten ihr
Augenmerk auf die Durchdringung des Alterthums. In England hatte Francis
Baco von Verulam (1560-1626) das Alterthum als die Jugendzeit der
Menschheit (antiquitas saecli iuventus mundi) proclamirt; dem Alterthum galt
seither die ungeschwächte Aufmerksamkeit der Liebhaber und Antiquare.
Aber schon seit Beginn des 17. Jahrhunderts sehen wir Frankreich auch
auf diesem Gebiete den Principat an sich reissen. Die mächtigen Antriebe,
welche von einem Gelehrten wie Claude Favre Peiresc (1580-1687) ausgingen,
kamen allen Zweigen der Archäologie zu gute und eröffneten eine von Künst-
lern, wie Poussin (1594-1665), gelehrten Reisenden, wie Jacques Spon
(1647-1685), enthusiastisch geförderte nationale Thätigkeit, welche in der
1679 von Colbert gestifteten Academie des Inscriptions et Belles-Lettres in
Verbindung mit der schon 1665 inaugurirten Academie de Peinture et Sculpture
einen Mittelpunkt fand, wie kein anderes Land ihn aufzuweisen hatte. Von
Poussin angeregt, fasste ein Mitglied dieser beiden Akademien, Andre Felibien
(1619-1695), zuerst den Plan einer allgemeinen Kunstgeschichte und hinter-
liess in seinen ,Entretiens' Aufzeichnungen, die auch jetzt noch ihren Werth
nicht verloren haben 2. Die Thätigkeit der Benedictiner, insbesondere die-
jenige Montfaucons, war dann dazu gekommen, um endlich das Auftreten
eines Mannes wie des Grafen de Caylus (1692-1765) zu ermöglichen, in
welchem sich die gesammte archäologische Bildung der Zeit darstellte und dessen
unvergleichliche Hingebung an den Gegenstand kaum ihresgleichen fand. Unter
Caylus' Händen hat die archäologische Kritik, das Vermögen, Echtes von Un-
echtem zu unterscheiden, grosse Fortschritte gemacht; zum erstenmal begegnen
wir bei ihm dem Versuch, bestimmte Epochen in der Entwicklung zu unter-
scheiden und aufzuweisen, während seine nüchterne und kalte Art, die Dinge
zu schauen und zu prüfen, ihn vor den ästhetischen Irrthümern der gleich-
zeitigen Popularphilosophie schützte 3.
1 FR. BIANGHINI Istoria universale pro-
vata con monumenti e figurata con simboli
degli antichi. Roma 1697. Die auf die
Kirchengeschichte gerichteten Absichten Bi-
anchinfs kamen nach seinem Tode auch nur
theilweise (für die ersten zwei Jahrh.) durch
seinen Neffen zur Verwirklichung: Ios. BLAN-
onmr Demonstratio historiae ecclesiasticae
quadripartitae, comprobatae monumentis etc.
Romae 1752-1754.
2 FELIBIEN Orig. de 1a peinture. 1660;
Principes de Parchitecture, de 1a sculpture,
de 1a peinture. 1676-1690; Conf. de PAcad.
de Peinture. 1669; Entretiens sur les vies
et les ouvrages des plus excellents peintres
anciens et modernes. 2 vols. 1685.
3 CAYLUS, Hauptwerk ist der ,Recueil
(Tantiquitös ögyptiennes, ötrilsques, grecques,
romaines et gauloisesi 7 vols. Par. 1752.
Vgl. zu seiner Charakteristik JUSTI Winckel-
mann II, 80. 86-94. Wichtig für die ganze
arc-häol. Zeitgesch. seine Correspondenz mit PA-
CIAUDI (1757-1765), herausgeg. v. SIÜRIEYS,
Par. 1802, vollst. v. NISARD, 2 vols., Par. 1877.
Eine gute Uebersicht seiner Thätigkeit gibt
STARK Handb. d. Arohäol. d. Kunst I, 149 f.