Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Fünftes Buch. 
öffnete sich in fünf Portalen; die Schiffe waren durch antike Säulen getrennt, 
deren Verschiedenheit an Material und Bearbeitung sie als Spolien älterer 
Gebäude verrieth. Auf den Säulen lagen ebenfalls ungleiehartig gearbeitete 
Arehitrave. Die Bedeckung bestand in einem cassettirten Plafond. An den 
Hochniauern waren Medaillons mit Papstbildern und in zwei Reihen die Con- 
cordm Veteris et Novi Testamenti gemalt (s. unten). Das Querhaus sprang 
namhaft über die Breite des Langhauses hinaus; die an dasselbe anstossende 
lialbkreisförmige Apsis war mit Mosaiken geschmückt, der Chor gegen das 
Schiff zu mit Säulen und Cancelli abgeschlossen. Die Confessio mit dem 
Grabe des Apostelfürsten lag vor der Vierung und unter einem mit Silber- 
baldachin bedachten Altar. Mit dem im Laufe der Jahrhunderte durch zahl- 
lose Denkmäler und kostbare Geschenke überreich ausgestatteten Innern con- 
trastirte einigermassen der einfache Aussenbau, der aus magerm Ziegelwerk 
hergestellt war. Das Dach war durch Papst Honorius I mit den bronce- 
vergoldeten Ziegeln des Hadrianischen Tempels der Venus und der Roma 
eingedeckt worden. Auch die horizontal zweigetheilte Facade mit ihrem 
Giebel, den das Kreuz überragte, War mit Mosaiken geschmückt. Eine grosse 
Anzahl von Cubicula, Oratorien, Hospizien und anderen Anbauten umgab die 
Basilika. Die Beschreibung des Mallius aus dem 12. Jahrhundert (ca. 1159 
bis 1181), die des Maffeo Vegio aus dem 15. Jahrhundert bewahren uns 
die Kenntniss des alten Baues, der, längst baufallig, unter Papst Iulius II 
abgebrochen und durch die jetzige St. Peterskirche ersetzt wurde. Was von 
Zeichnungen und Planen gen Ende des 16. Jahrhunderts noch erreichbar war, 
sammelte Tiberio Alfarano unter Sixtus V1. 
Von dem alten Bau ist nichts auf uns gekommen als die dreischiffige 
Unterkirche (Grotte Ivecchie), ein flachbogig gewölbter Raum von 45 m Länge 
und 18 m Breite2, mit dem 3114 m unter der jetzigen Oberkirche liegenden 
Fussboden. 
Sehr bestritten ist der ursprüngliche Zustand von S. Pudenziana, der 
angeblich auf der Stelle des Hauses des Gastfreundes des hl. Petrus, Pudens, 
schon 145 durch Pius I begründeten Kirche auf dem Viminal 3. Hübsch4 hält 
die Umfassungsmauern noch für die alten des 4. Jahrhunderts, Dehioß nimmt 
l Für die Geschichte und Archäologie der 
alten St. Peterskirche ist jetzt zu ver- 
gleichen: CIAMPINI De aedif. Const. p. 27 sq. 
 BONANNI Num. sum. Pontif. templi Vati- 
cani fabf. indic. Romae 1706.  MALLIUS 
Descr. Vatic. basil. vet. et nov. Romae 1646 
(Act. 88., Iun. VII 37).  MÜNTZ Re- 
cherches sur Poeuvre archäol. de J. Gri- 
maldi (Bibl. des Ecoles Franq. d'AthZenes et 
de Rome 1877, p. 225   MIGNANTI 
Istoria della sacr. patr. basil. Vatic. Roma 
1867.  CANOELLIERI De secretariis basilicae 
Vaticanae. 4 voll. Romae 1786.  'l'onn1a1o 
Sacrc grotte vntioane. Roma 1639.  
LAUB. DIONYSII De Vatic. cryptis. 1773; ed. 
CASTRAOANE 2 Romae 1828. Dazu SARTI e 
SETTELE Ad Phil. Laur. Dionysii Opus de 
Vatic. cryptis Appendix. Romae 1840.  
FONTANA 11 tempio Vatic. e sua origine. 
Roma 1694.  Hüßscu S. 23, 'I'af. 3'. 41-2. 
Dßrno Taf. 18. 281.  Wichtig jetzt irameirt- 
lich DE Rossr Inser. urb. Romae II 1, p. 193 
bis 237, WO ,PF.TRIMALLE1 presb. basil. Vatic. 
Libellus oblatus Alexandra III P. M. au- 
ctus a, Rom. presbytero a. 169W wieder ab- 
gedruckt und die Synopsis monumentor. 
basil. Vatic. nebst dem Grundriss des Tib. 
Alfaranius von 1590 gegeben ist.  Letzterer 
danach wiederholt bei DUCIIESNE Lib. pontif. 
I 192, wo die Noten zu vergleichen sind.- 
S. auch Cnosmnosn 1. c. p. 32 sg., wo eine 
Ansicht der alten Basilika gegeben ist; da- 
nach unsere Abbildung Fig. 258. 
2 Grundriss bei GsELL-FELS Rom 3 S. 510. 
3 Vgl. betr. der Tradition DE Rossl Bull. 
1864, p. 10; 1867, p. 33. 36 sg. 43-46. 
48-60; 1868, p. 35. 94; 1869, p. 16; 1875, 
p. 75. 
4 S. 6, Taf. 73-5, 8'142 
5 I 82.
	        
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