Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Fünftes 
byzantinischen Basiliken mit drei Apsiden und Narthex im Innern des Baues, 
aber ohne Querhaus. Die Bezeichnung ist jedenfalls nicht zutreffend. 
Die uns erhaltenen altchristlichen Kirchenbauten sind über den ganzen 
römischen Erdkreis zerstreut; indessen lassen sich aus der Zahl derselben doch 
grössere Gruppen herausheben, Welchen ein mehr oder weniger distincter Cha- 
rakter eignet. 
Die römische Gruppe ist in dem bisher Vorgelegten im Wesentlichen 
geschildert worden. Sie kann als die typische gelten, wobei allerdings sofort 
zu bemerken ist, dass die auf uns gekommenen Repräsentanten derselben alle 
im Laufe der Zeit starke Modiiicationen erlitten haben, so dass in seinem 
gegenwärtigen Zustande kein einziges Denkmal dieser Gruppe den Typ des 
4. Jahrhunderts in voller Reinheit mehr darstellt. Wir gehen zu einer Vor- 
führung der hauptsächlichsten Vertreter über, für die vollständige Zusammen- 
stellung der in Betracht kommenden Kirchen auf das allerdings auch mancher 
Ergänzung bedürftige Verzeichniss der Real-Encykl. (I 129 ff.) verweisend 1. 
Wir haben von den über den Coemeterien erbauten Cellae oder Basilicae 
cimiteriales diejenigen s. Sixti et s. Caeciliae und s. Soteris oben kennen ge- 
lernt; nicht weit davon lagen an der Via Ardeatina die Basiliken der hll. Mar- 
cus und Marcellianus? und die, Welche Damasus für sich, seine Mutter und 
seine Schwester erbaut hatte 3; gegenüber S. Callisto bezw. über dem Coemeterium 
des Praetextatus die Basiliken der hll. Tiburtius, Valerianus und Maximus4 
und des hl. Z eno 5. Von den nach dem Friedensjahre 812 erstandenen Bauten 
ist jedenfalls die von Stevenson neun Miglien vor Rom an der Via Tiburtina 
aufgedeckte und beschriebene Doppelbasilika der hl. Symphorosa, deren auch 
schon gedacht wurde (S. 264), eine der ältesten G. Hier ist also mit einem 
der Zeit der Verfolgung angehörenden kleinen Bau eine grössere Basilika 
verbunden, welche des Querhauses ermangelt und durch eine Doppelstellung 
von je sechs Pfeilern in drei Schiffe getheilt ist. Die halbkreisförmige Apsis 
ist durch einen rechtwinkligen Raum verlängert und von zwei quadratischen 
Anbauten flankirt (Grundriss Fig. 209). Neben S. Sinforosa erscheint die 1890 
von de Rossi in ihren Fundamenten wieder aufgedeckte Basilika des hl. S yl- 
vester über dem Coemeterium der hl. Priscilla von grösstem Interesse 7. Sie 
wurde unter Papst Sylvester l (T 335) oder bald nach ihm (zwischen 327_375) 
erbaut, indem die Domus irustica des Praedium oder des Praetorium der Villa der 
Acilii Glabriones zum Oratorium umgewandelt wurde. Höchst bemerkcnswerth 
ist, wie diese Basilika von einer Reihe von kleineren Grabanlagen (Cellulae sema- 
torunz, wie sie bei Polemius Silvius heissen) umstandcn ist (Grundriss Fig. 245). 
Die ganze Anlage zeigt den Uebergang zu den noch nicht festen Formen der 
Basilika. 
1 Als weitere Litteratur über die römischen 
Kirchen ist noch ausser den S. 265 erwähnten 
Werken CiampinYs, Nesbitts, Hübschs, Bun- 
sens etc. zu nennen: FONTANA Le chiese di 
Roma. Roma. 1840.  E. MÜNTZ Los anc. basi- 
liques et eglises de Rome au 150 siecle (Rev. 
arch. 1877   PASQ. ADINOLFI Roma nel- 
Yetä. di mezzo. 2 vol. Roma, 1881.  AUGUSTUS 
HABE Walks in Rome. m London 1887. (Popu- 
läres, aber zur Orientirung brauchbares Werk.) 
 MARIANO ARMELLINI Le chiese di Roma. 
dalle loro origini sino a1 secolo XVI. Roma 1887. 
2 Bull. 1866, p. 23; 1874, p. 9. 13. 29; 
1875, p. 14. 39. 
ß Ibid. 1866, p. 23; 1874, p. 9. 12  
29; 1875, p. 14. 
4 Ibid. 1863, p. 1 sg.; 1864, p. 60; 1872, 
p. 53 sg. 
5 Ibid. 1863, p. 1; 1872, 53. 
6 STEVENSON in Bull. 1878, p. 75; Sco- 
perta della basilica. di S. Sinforosa (in ,Gli 
studi in Italiaf. Roma 1878). 
7 Bull. di archeol. crist. 1890, p. 97-122. 
140-146.
	        
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