Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

A ltchristliche 
Baukunst. 
Betende Zurückgezogcnheit fand. Auch wurde hier die Leiche des Bischofs 
ausgestelltl. Ob die Räume rechts oder links von der Apsis als Prothesis 
oder als Diakonika verwendet wurden, ist zweifelhaft, Wahrscheinlich wechselte 
dies nach Ort und Zeit. 
Unter der Bezeichnung Exedra (Yiäääpa) scheint man im Alterthuin jeden 
aus der Flucht der Umfassungsmauern heraustretenden Anbau begriffen zu 
haben. So namentlich die apsidalen Ausladungen der Coemeterialzellen 2, aber 
auch andere Anbauten der Basiliken 3. Diese Exedren waren in kleineren Grab- 
anlagen durch einen Bogen mit muschelförmiger Ornamentation geschlossen: 
ein Motiv, welches in Wandnischen und auf Grabsteinen, auch des Rheinlandes, 
sich vielfach wiederholt. Die Nische wurde infolgedessen mit Concha be- 
zeichnet, und dieser Terminus technicus ging dann auch auf die Apsis der 
Basilika über, wobei ihr Ursprung bald in Vergessenheit gerieth 4. Andere 
Bezeichnungen für dieselbe sind: Bema (ßipa, von dvaßuivezu, weil der Boden 
der Apsis um mehrere, gewöhnlich drei Stufen gegen Quer- oder Langhaus 
erhöht war); (Qlyeou, (Afiaoyra, Ü17zou äriwv, Sanctuln, Sanctuarizem, Sacrariunz5; 
Üläumu, blßawv (weil den Laien unzugänglichyi; Gyrus7; Hurizropov (weil bei 
heidnischen Tempeln); Tribunal, auch Tribunas; rb äuöov räw zzyxliäwu (Locus 
inter cancellos) 9, vor allem aber Presbyterium (Cleparsfou, llpsaßurbpzou, Consesszes 
cleri 10; im Pontificalbuche sehr häufig Presbyterium), auch Quozaaz-rjpzoull. Im 
Mittelalter bürgerte sich, hergenommen von dem coetus canentiznn clericorzarrzw, 
die Bezeichnung Chor (Olzorzes) ein, welche namentlich da platzgreift, wo 
der Ausbau polygonal wird und daher von einer halbkreisförmigen Apsis keine 
Rede mehr sein kann. In dem Ausdruck Apsis (ägbzg, von ärrrew) ist in der 
That der Begriff der Wölbung (d. i. der Combination zweier Bautheile mittels 
des Bogens) ausgedrückt; er wird daher auch auf das Himmelsgewölbe be- 
zogen 13 und Transversalbögen selbst 14, ja auch der die Apsis vom Schiff trennende 
Triumphbogen als Ülgbzg bezeichnet 15, falls hier nicht das Presbyterium selbst 
gemeint sein sollte. Für erstere Annahme spricht es, wenn bei Procopius 16 
die Kuppelpfeiler der Apostelkirche ägbideg heissen. 
Die Apsis ist also stets ein halbkreisförmiger Ausbau, doch tritt dieselbe 
nicht immer (wie wir das namentlich in Africa und Syrien sehen) aus der 
Umfassungsmauer hervor, ist vielmehr hier und da ummauert und von zwei 
oblongen oder quadratischen Nebenräumen flankirt. Eine xiamhafte Abweichung 
von der Regel bieten die aus dem Segment eines grossen Kreises bestehende 
Apsis von S. Pudenziana 17 und der korbbogenförmige Ausbau der Basilika 
Exedren. 
1 Real-Encykl. I 3-58; II 662. 
2 DE ROSSI Roma. sotterranea III 474. 
1' EUsEB. Hist. eccl. X 4, 45. 
4 PAULINUS NOL. l. c.  PAULUS 811.. 
Descr. Sanctae Sophiae v. 359.  Ein cha- 
rakteristisches Beispiel der Museheldecoration 
der Apsis gibt noch das Praetorium in 
Musmieh (DE Voeüf: I pl. 7). 
5 EUSEB. Hist. eccl. VII 15; X 4.  
Conc. Carth. IV c. 93. 
6 Conc. Laodic. c. 19. 44.  Conc. Trull. 
0- 69.  Tnßononnw. Histor. eccl. V 18.  
Sozom. Hist. eccl. VII 25. 
7 PAUL. WARNEFR. Vita Chrodeg. ep. I, 
und HARIULPH. Vita Angilberti (Acta SS. IV 1). 
8 PRUDENT. Peristeph. XI 229; auch PAU- 
LINI Vita Ambrosii c. 3, u. A. 
9 THEODORET. 1. c. 
10 CYPRIAN. Ep. LV. 
11 Wegen des Altars. Conc. Land. o. 44. 
 Conc. Trull. e. 69. 
12 Conc. Tolet. IV c. 18.  Ism. HISPAL. 
Orig. I e. 3.  Vgl. AUGUSTI Denkwürdig- 
keiten XI 386. 
13 HIERON. In Eph. II o. 4. 
14 C. I. Gr. n. 8658. 
15 lbid. n. 8656. Vgl. dazu HOLTZINGER 
a. a. O. S. 75. 
16 De aed. Inst. I 4-. 
17 Hüßscn a. a. O. Taf. 75.
	        
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