Baukunst.
Altchristliche
Bogen wölbt (Fig. 215 c). h4 hat einen breiten Eingang von der Südseite der
Umfassungsmauer. Säulen linden sich in dem ganzen Bau nur in den vier
Ecken des Mittelschiifs und vor dem Eingang desselben im Narthex.
Diese africanischen Bauten sind hier zum erstenmal eingehend erörtert
worden. Sie zeigen, wie falsch die Vorstellung war, als 0b mit dem Jahre 312
die christliche Basilika gewissermassen ausgeboren und fertig, wie die Göttin
aus der Stirne luppiters, dem Erdboden entsprossen sei. Man hat im Gegen-
theil, wie das Beispiel dieser Gebäude zeigt, noch längere Zeit Versuche sehr
verschiedener Art gemacht, bei denen gerade diejenigen Elemente fehlen,
Welche man seit Zestermann gewohnt war als constitutive Theile der christ-
lichen Basilika zu betrachten, Eingang an der der Apsis gegenüber gelegenen
Schmalseite, apsidale Ausladung, Theilung des Langhauses durch eine Säulen-
stellung. Es ergibt sich daraus, dass die Basis, von der aus man bisan die
Genesis der christlichen Basilika und ihr Verhaltniss zu den profanen Bau-
formen behandelt hat, eine falsche und unzuverlässige war.
Unter diesen profanen Bauformen haben die christlichen Architekten des
eonstantinischen Zeitalters gewiss sofort an diejenigen angeknüpft, welche
1n ihrem Grundriss den Cultusbedürfnissen der Gemeinde am weitesten ent-
gegenkamen. Mir ist kein Zweifel, dass die Verbreitung der Mysterien im
Orient und die dadurch bedingte Einführung der Mysterientempel eine Con-
Struction darboten, welche sich für die liturgische Feier der Christen sehr
geeignet erwies und welche abzulehnen für Letztere kein Grund vorlag. Man
darf vermuthen, dass weitere Untersuchungen der im Orient erhaltenen Reste
die Frage eines directen Zusammenhanges christlicher Kirchengebäude mit
diesen Mysterientempeln wenigstens für die Osthalfte des Reiches heraus-
stellen werden. Daraus folgt an sich noch nichts Endgiltiges für Rom. Denn
man sieht nicht ein, weshalb die Entwicklung des christlichen Kirchenbaues
1m Orient nothwendig dieselben Wege genommen haben sollte als im Abend-
lande und in Rom. In der Hauptstadt des Reiches musste sich der christliche
Architekt mehr als anderwärts unter dem Einfluss der hier herrschenden glanz-
vollen Architektur der Kaiserzeit fühlen. Weniger als anderwärts konnte er
daran denken, an dem Reichthum der hier gegebenen Formen vorüberzugehen:
er nahm die Motive, wo sie sich boten, und schmolz dieselben zu einer Einheit
zusammen, wie wir sie in der römischen christlichen Basilika vor uns sehen.
Zu diesen sicherlich in Betracht gezogenen Bauformen, die wie ein Ueber-
Sang zu unserer christlichen Basilika dastehen, gehört meines Erachtens die
bisher in diesem Zusammenhang viel zu wenig beachtete Basilika desmt- Basilik:
Maxentius (Basilica Pacis, auch Constantins) am römischen Forum 1. Lange Mnflcfftiug
Zeit hat man von diesem mächtigen Bau ganz falsche Vorstellungen gehabt,
indem man ihn identisch hielt mit dem von Vespasian gegründeten Templmn
Pacis. Es ist Nibby's Verdienst, mit diesem Irrthum aufgeräumt zu haben. In
der That bestätigen uns Galenus um 194, Herodian um 240, dass, wie Lezterer
sich ausdrückt, ,das ganze Heiligthum (räpsung) des Friedens, welches das
gfösste und herrlichste unter den Bauten Roms war, niederbrannte", und zwar
mit seiner ganzen Umgebung. Als Oonstantinus d. Gr. in Rom einzog, be-
Wunderte er nach Ammianus Marcellinus vor allem den grossen Bau Hadrians
(Urbis templzznz) und das Forum des Friedens (Fomnn Pacis), das hier zuerst
genannt wird. Es war also ein Neubau inzwischen auf der Stelle eingetreten,
Vgl.
BUNSEN
Beschreibung
der
Stadt Rom
III
(Stuttg.
1837)
291 r.
1sßt