Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Fünftes 
eine Seite des Oblongums ist zerstört oder es fehlte hier vielleicht ein Ab- 
schluss 1. 
Die Thatsache, dass die Cella des hl. Sixtus und, wie bemerkt, vielleicht 
auch diejenige der hl. Symphorosa ursprünglich an der vierten Seite offen 
stand, ist von einer besondern Wichtigkeit, welche de Rossi 2 eingehend betont. 
Die nämliche Bauform oder Einrichtung scheint auch bei antiken Grabcellen 
platzgegriffen zu haben , wie bei dem Speisesaal eines der schönsten dieser 
Monumente an der Via Latina 3. Diese offene Cella mit dem freien Raum vor 
ihr war die in den Acta purgationis Felicis (bei Optatus) erwähnte ,area, ubi 
orationes facitisÖ Hier waren in der Verfolgung die Christen eingeschlossen 
Ccives in a-rea martyrzun fuerunt inclusi"), und die Cella ist wol identisch mit 
der bei Optat genannten Oasa wiaior der Area. Das Volk stand (abgesehen von 
den Tagen schwerer Verfolgung), wol nach den Geschlechtern und etwa auch 
nach den Classen der Gläubigen (Fideles und Catechumeni) durch hölzerne 
Schranken getrennt, auf der Area sub dio, d. h. also unter freiem Himmel; 
die Liturgie oder gottesdienstliche Handlung vollzog sich im Innern der Cella, 
wo Bischof und Kleriker um den Altar ihren Platz hatten. Es springt in die 
Augen, dass selbst in einem Klima wie dem römischen und unter einem Himmel 
wie dem africanischen das Stehen der Gläubigen auf dem freien Felde und 
unter freiem Himmel, WO man 
 aller Unbild der Jahreszeit 
ä u E:  umMUMMWlmlwßg und-Witterung ausgasetztwalr: 
ä u DB   nur als ein Nothbehelf an- 
ä     gesehen und beseitigt werden 
 e- Q m E1  U  musste, Sobam die Verhält- 
 niSSß es gestatteten. Mit dem 
"w"  "WM Siege der Kirche unter Con- 
. H, E. s  stantin fiel jeder Grund weg, 
Fig. 209. Grundriss von S. Sinforosa. (Nach Stcvcnsoil.) den  nicht dieselbß 
Wohlthat angedeihen zu las- 
sen, welche zuerst Cato im Jahre 184 v. Chr. den römischen Bürgern zu- 
wandte, indem er die erste forensische Basilika (die Porcia) baute. Von da 
ab ward das Bedürfniss immer allgemeiner gefühlt, für die Abhaltung der 
Gerichtsverhandlungen und der Handelsgeschäfte nicht mehr offene Märkte, 
sondern gedeckte Fora, d. h. Basiliken, zu haben. Ganz der nämliche Vor- 
gang wiederholte sich für die römischen Christen nach 312. Das Volk ver- 
langte gedeckte Hallen, und die Kirche und Regierung gewährte sie ihm 
sofort in der Gestalt der christlichen Basilika. Diese Basilika war, wie wir 
jetzt an der Doppelbasilika der hl. Symphorosa sehen, im Grunde nichts 
anderes als eine in grösserm Massstabe angelegte lllemoria, die mit der alten 
Martyrerkirche in unmittelbarem Zusammenhang stand. Wo eine Cella noch 
bestand, wie die des hl. Sixtus, fand der Architekt einen Theil seiner Auf- 
gabe schon gelöst; er konnte jenen apsidalen Abschluss nur stehen lassen 
und an den quadratischen Vorraum desselben eine gedeckte Verlängerung 
1 Vgl. E. STEVENSON Scoperta di S. Sim- 
forosa c doi suoi sette figli a1 nono miglio 
della Via 'l'iburtina (Estr. dal periodico ,Gli 
studi in Italiai Roma 1878), und DE Rossl 
Bullettino di archeologia cristiana 1878, 
p. 79 sg.  Betreffs der Basilika des h]. Felix 
s. unten. 
2 Roma sotterr. III 495. 3 lbid. p. 470. 
4 OPTAT. MILEV. Gesta ap. Xenoplm, ed. 
ZIWSA (Vindob. 1893) p. 194.
	        
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