Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Fünftes Buch. 
geschaffen und hergerichtet waren. Diese Vorstellung musste aufgegeben werden. 
Wer immer sich in diesen Nekropolen umgesehen hat, weiss, dass auch die 
grössten Räume in denselben nur eine sehr kleine Zahl von Menschen, 30-50 
höchstens, fassen konnten. Ein Gemeindegottesdienst konnte hier nicht ge- 
halten werden. Das heilige Opfer, welches zweifellos von Zeit zu Zeit über den 
Gebeinen hervorragender Martyrer hier gefeiert wurde, War eine Culthandlung, 
die von dem regelmässigen sonntäglichen Gottesdienst für die Gemeinde durch- 
aus verschieden war. Freilich suchte man, namentlich seit dem Sieg der 
Kirche und bei der zunehmenden Verehrung für die Martyrer, durch Verbin- 
dung mehrerer Cubicula zu einem Coniplex von Gemächern Raum zu schaffen, 
in Welchem, berühmten Blutzeugen zu Ehren, eine etwas grössere Zzilil von 
Andäehtigen an den Gedäichtnisstagen derselben dem heiligen Opfer in den 
Katakomben beiwohnen konnte. Und so entstanden jene Katakombenkapellen, 
in welchen Einige den ersten Kern der Basilika des 4. Jahrhunderts glaubten 
erblicken zu dürfen. 
,Die Einrichtung dieser zu den Synaxen dienenden Krypten zeigt die 
cbeistehende Figur 205, welche den Grundriss der von Marchi (tav. 35) ver- 
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Krypta in S. 
Agncsc. 
(Nach M arch i.) 
zeichneten Raume in S. Agncse wiedergibt. Dieselben bilden eine der her- 
vorragendsten sogen. Katakombenkirchen und dürften noch vor das 3. Jahr- 
hundert fallen. ln dem Plan bezeichnen a und b zwei zu der Kirche führende 
Galerien. c Thüre mit Schwelle, Gesims und Arehitrav aus Travertin; sie 
bildet den Eingang zu dem vornehmsten Theil der „Kirche". Marchi glaubt 
in dem Raume dd den Aufenthalt der Männer, in gg den der Frauen zu er- 
kennen. e ist der Chor oder das Presbyterium, in welchem der tragbare Altar 
stand. Da die Kathedra vor dem Arcosolium stand, kann dieses nicht als 
Altar gedient haben. f ist die Eingangsthüre zu dem entgegengesetzten 
weniger geräumigen Theile der Kirche gg, wo die Frauen standen. h der Sitz 
des Bischofs. 2' Sitze für die dem Bischof assistirenden Kleriker; in diesen 
Sitzen sind" Loeuli für Kinderleichen angebracht. ll Säulen, aus dem Tuff 
gehauen, mit Stuck überkleidet; ohne constructive Bedeutung, dienten sie zur 
Zierde und wol auch, um das Presbyterium von dem Reste der Kirche zu 
trennen. m halbkreisförmige, n rectanguläre Nische, zur Aufnahme von
	        
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