Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Viertes 
Urteil über die Ankläger der Susanna, Habakuk dem Daniel Speise bringend, 
Daniel in der Löwengrube, den König von Babylon begrüssend, Davids Kampf 
mit Goliath, ein öfter wiederkehrender Busto (eines hl. Genesius P), eine Frau 
neben Paulus, der in Ketten liegt (Plautilla  eine andere, die dem Opfer 
Abrahams anwohnt, gewisse andere Details in der Vorführung dieses Sujets 
(die Aedicula mit dem Widder, der Widder in den Dornen gefangen), eine 
Person im Pallium mit einem Hund, die Jünger, sich vor dem Grabe des 
Lazarus die Nase zuhaltend, Kinder, die dem Herrn dargestellt werden, Tobias 
und der Fisch, der Oelgarten, der Judaskuss, Christus und ein Engel (beide 
mit Nimbus), Moses von Pharao fortgehend, der Wachtelfang in der Wüste, 
der Traum des hl. Joseph, dem ein Engel die heilige Jungfrau zuführt, 
merkwürdige Personilicationen (wie auf dem so alten Sarkophag von Gayole), 
der Himmel in antiker Weise vorgestellt, Grabgenien und die Dioskuren, der 
Herr den ersten Menschen bildend; endlich J agdscenen mit Ebern und Hirschen, 
Reminiscenzen an die Vergnügungen der in den Provinzen so gerne der Jagd 
obliegenden Römer:  das sind die Gegenstände, welche Le Blant1 als der 
Provence eigene Lieblingsthemate erheben konnte. Dagegen fehlen z. B. gänz- 
lich Orpheus, Amor und Psyche. 
Eine nach der profanen Richtung durch eine reiche Auswahl von Denk- 
inälern vertretene Schule der Plastik hat sich in den römischen Colonien des 
Rhein- und Mosellandes, vor allem in der Hauptstadt derselben, in Trier, 
ausgebildet. Die Ausgrabungen in Neumagen und die seltsamen Hermen, 
welche in Welschbillig in den letzten Jahren gefunden wurden, haben die 
Aufmerksamkeit weiter Kreise auf sich gezogen. Wie es scheint, fallen die 
besten Arbeiten unter den Welsehbilliger Büsten noch in den Anfang des 
2. Jahrhunderts oder selbst in die Zeit der Flavier, andere ins 3. oder 4. J ahr- 
hundert. Die Entwicklung der provincialen Kunst ist noch zu wenig auf- 
geklärt, um uns mit Bestimmtheit darüber urteilen zu lassen, ob wir es hier 
mit einer selbständigen Schule oder mit der Thatigkeit gut geschulter Copisten 
zu thun haben. Jedenfalls scheint die Blütezeit dieser provineialen Kunst vor- 
über gewesen zu sein, als das Chiristenthum in den Rheinlanden grössere Aus- 
dehnung gewann. Die altchristlichen Begrabnissstatten der Rheinlande gehören 
vorwaltend dem ausgehenden 4. und dem 5. Jahrhundert an. Die Zeit, in der 
Valentinian I und Gratian in Trier residirten, sah die grossen Grabfelder von 
St. Eucharius, St. Paulin und St. Maximin entstehen. Man war durch die Natur 
des Terrains ebenso wie durch die Verhältnisse auf die Beisetzung sub die 
angewiesenz; indessen verband man mit diesen Grabfeldern hier und da die 
Anlage von Krypten, in welchen grosse Steinsärge Aufstellung fanden 1'. Auch 
sonst pflegte die Beisetzung der Leichen, wenigstens in Trier, durchschnittlich 
in Sarkophagen aus dem dort vorherrschenden Sandstein zu erfolgen; der 
Marmor, dessen man sich noch zur Herstellung der meisten Inschrifttafeln 
1 L1; BLANT Sarcoph. de 1a Gaule p. xI. 
2 Diesseits der Alpen ist die einzige an 
die Katakomben erinnernde Anlage mit Arco- 
solien die wol in die Zeit Diocletians fallende 
Grotte in der Einsiedelei zu Salzburg (vgl. 
DE ROSSI Roma sotterranea I 89. KRAUS in 
Bull. 1881, p. 119; Real-Encykl. II 136). 
3 Vgl. über das Hypogeum auf dem 
Kirchhof von St. Eucharius (St. Matthias) 
v. WILMOWSKY Uoem. s. Eucharii, herausg. 
v. KRAUS (Jahresber. der Gesellschaft für 
nützliche Forschungen zu Trier. 'l'rier 1882), 
und Real-Encykl. l 309.  Aehnliche Anlagen 
sind die zu Reims (Bull. 1874, p. 150. Dm 
Rossl Roma sotterranea I, prol. p. 100), 
Uzäs, bei Nimes (Bull. 1880, p. 87), Poitiers 
und St. Victor in Marseille (vgl. Real-Encykl. 
II 135).
	        
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