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Die hervorragendereii der hier in Betracht kommenden Denkmäler, welche
in und ausser des Lateranniuseums in Rom angesammelt sind, sind im Ver-
lauf unserer Darstellung mehrfach erwähnt oder eingehender besprechen, und
es ist im wesentlichen gerade an diesen römischen Sarkophagreliefs die Ent-
wicklung und der Charakter der altchristlichen Sculptur aufgewiesen werden.
Wir werden daher auf eine eingehendere Betrachtung derselben hier ver-
zichten dürfen. Ausserhalb Roms sind eine Reihe italienischer Städte durch-
schnittlich mit je einem oder höchstens zwei Denkmälern in der Statistik der
Sarkephage1 vertreten; der Camposanto von Pisa besitzt indessen 11, Tolen-
tino und Verona je 4, Velletri und Fusignano 3, Mailand 9. Der Charakter
dieser Denkmäler ist, abgesehen von den ravennensischen, deren 57 gezahlt
werden und auf welche wir zurückzukommen gedenken, von demjenigen der
römischen nicht verschieden.
Anders verhält es sich mit den gallischen Monumenten, denen zuerst Salrkophage
Peiresc, dann zu Anfang unseres Jahrhunderts M illin ihre Aufmerksamkeit i" Game"
zuwandten und welche jetzt in den trelflichen Publicationen Edmond Le Blants
Vorliegen 2. Es sind im ganzen 295 Nummern, von denen allein '79 auf Arles
kommen; von anderen Orten der Provence besitzen Marseille 13, St-Maximin 8,
Avignon 5; auf Narbonne kommen 8, auf Bordeaux 2, auf Toulouse 16, auf
Soissons 4 u. s. W. Deutlich tritt der Unterschied einer provencalischen und
aquitanischen Gruppe hervor. Die erstere hat ganz den Typ der römischen
Vorbilder, die offenbar von Rom leicht nach Marseille und Arles gelangten
oder dorthin wirkten. Ganz verschieden davon ist der aquitanische Typ, der
schon geradezu barbarisch genannt werden muss und dessen uns vorliegende
Exemplare in der That der Zeit des letzten Auslebens der römischen Cultur
auf gallischem Boden angehören. Schon die Gestalt der aquitanischen Sarke-
Phage weicht von der der römischen ab. Sie sind unten eng und erweitern
sich nach oben. Ihr Schmuck ist wesentlich rein ornamentaler Natur, und
WO Figuren beigesellt sind, erscheinen sie fast nur accessorisch. Eine ganze
Reihe der noch in der Provence auftretenden Sujets fehlen hier: so Moses
an den Felsen schlagend, der Durchgang der Juden durchs Rethe Meer, der
Wachtelregen in der Wüste, David und Goliath; ferner die Geburt und die
Taufe Christi, Petrus die Schlüssel vom Herrn empfangend, die Fusswaschung,
die Ankündigung der Verleugnung, der Hügel mit den vier Paradiesesströmen
und Christus darüber, mit den Hirschen, die sich an den Flüssen laben, das
Martyriuni des hl. Paulus, das die Auferstehung symbolisirende Kreuz zwischen
den eingesehlafenen Soldaten. Während, wie gesagt, diese Scencn den aqui-
tanischen Sarkophagen fehlen, greifen diese merkwürdigerweise wieder zu
Sehr alten, fast vergessenen Motiven selbst der heidnischen Kunst: wein-
lesenden und kelternden Putti, Genien mit umgestürzter Fackel, dem Bild
der Dioskuren.
Sind die prevenealischen Denkmäler stilistisch den römischen durchaus
Verwandt, so weisen sie doch einen Vorrath neuer Sujets auf, die in Italien
gar nicht oder wenig im Gebrauch waren. Der Kindermord von Bethlehem, die
Uebergabe der Schlüssel an Petrus (hier wenigstens viel häufiger als in Rom),
der Tod des Ananias, das heilige Grab, Christi Auffahrt gen Himmel, das
1 KRAUS Real-Encykl. II 726.
2 LE BLANT Etude sur les sarcophages
ehrätiens antiques de 1a ville (VATIQS- 40-
Paris 1878; Les sarcophages chrötiens de 1a
Gaule. 4". (Beide in der C011.
inädits sur Phist. de France.)
Le Blants Sammlungen Pnosw
archäol. 1887, I 329; II 51.
des Docum.
Vgl. über
in der Rev.