Buch.
Viertes
iunctio ananuimn. Noch später kommen ideale und imaginäre Scenen vor, wie
diejenige, WO Christus auf dem mystischen Berge zwischen Petrus und Paulus
steht oder von den ihm zugekehrten Aposteln umgeben ist, oder WO das
Kreuz die Stelle des Herrn einnimmt, Palmen oder architektonische Motive
die Scenerie beleben oder Christus in seiner Glorie erscheint. Hier begegnen
wir dem Uebergang zu dem in den Mosaiken verwaltenden Geiste, zugleich
dem Ausgang der Sarkophagsculptur, die seit dem 5. Jahrhundert in Ravenna
ihrem Untergangs rasch entgegengeht. Der Verfall ist ebenso ersichtlich
nach der Seite des Inhalts wie der technischen Behandlung. Mehr und mehr
verliert sich Lust und Fähigkeit zur Darstellung der menschlichen Gestalt;
man begnügt sich mit einer monotonen Ornamentation, das Relief wird immer
flacher und oberflächlicher behandelt. Die Künstler büssen ebenso Muth wie
Geschick ein, durch tieferes und energisches Eingreifen beseelte Gestalten dem
Marmor zu entlocken. Wo sie doch den Versuch dazu machen, fallt er
schliesslich kläglich genug aus, wie die beiden Ambonen zu Ravenna aus dem
Dom und aus S. Giovanni e Paolo (2. Hälfte des 6. Jahrhunderts) zeigen.
Was im griechischen Reiche diese rasche Decadenz überlebt hatte, fiel dem
Bilderstreite zum Opfer, welcher der Sculptur ein fast allgemeines Ende be-
reitet hat.
Römische Rom selbst bietet uns den numerisch stärksten und den werthvollsten
sm'k"pl'age' Schatz von altchristlichen Sarkophagen. Eine systematische Uebersicht der-
selben unternahmen zunächt Northcote und Brownlow 1, dann Appellz.
Garrucci hat die Mehrzahl. derselben nach dem Vorgange Bosio's und Bottarfs
wieder von neuem herausgegeben (Storia V01. IV), leider in Kupferstichen,
welche oft nicht einmal diejenigen seiner Vorgänger erreichen, so dass man
für das Studium dieser Werke, abgesehen von den Originalien, immer noch
auf die photographischen Aufnahmen Simellfs und Parkers angewiesen ist.
Eine Massregel, für welche die Freunde unserer christlichen Archäologie
Pius IX stets dankbar sein müssen, war die Sammlung der Sarkophag-
und Sculpturreliefs, welche de Rossi auf desselben Anordnung in dem obern
grossen Saal des Lateranmuseums unternahm. Schon 1870 gab Barbier
de M0ntault3 eine flüchtig gearbeitete Uebersicht der hier vereinigten Stücke,
die dann zwanzig Jahre später J oh. Ficker in seinem musterhaften Verzeich-
niss einer wissenschaftlichen Katalogisirung unterzog 4. Das Fickersche Ver-
zeichniss bietet im ganzen, mit Einschluss der in den Hofarcaden bewahrten
Bruchstückej 256 Nummern. Damit erschöpft sich indessen der Reichthum
Roms nach dieser Richtung nicht, denn auch andere Sammlungen, Kirchen,
Privatvillen u. s. f. sind im Besitze altchristlicher Sculpturen. Eine Zusammen-
stellung dieser nicht im Lateranmuseum aufbewahrten Reste gab der früh
verewigte R. Grousset 5; diejenigen des Museo Kircheriano hat V. Schultze
verzeichnet 6.
1 ßxownLowv and Nowrncomn Romn sot-
terranea II 2 233. Vgl. auch KRAUS Roma
sotterranea 2 p. 347 f.
2 APPELL Mon. of early Christian Art.
London 1872.
3 BARBIER m: MUNTAULT Musz-Ses et ga-
leries de Rome. Rome 1870.
4 FICKER Die altchristlichen Bildwerke im
Christlichen Museum des Lateran. Lpz. 1890.
5 Gnonssmm Catal. des sarcophages ehre-
tiens de Rome qui ne se trouvent poiut au
Musäe du Latran (im Anhang zu seiner ,Etude
sur Phist. des sarcoph. chrätiensi Paris 1885).
6 V. SGIIULTZE Archäol. Studien S. 256 ff.