Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Erstes 
Buch. 
Einleitung. Begriif und Abgrenzung des Gegenstandes. Erforschung 
und Darstellung der christlichen Kunstgeschichte. 
DIE Kunst wie die Sprache der Menschen bestand viele Jahrhunderte, ehe Kunst- 
man über ihr Princip zu reiiectiren begann. Die Kuiistwissenschaft ist geschi""te' 
eine der jüngsten Töchter des modernen Geistes; ihre Absicht geht darauf, 
die Bedingungen zu ermitteln, unter Welchen ein Kunstwerk entsteht, und 
Charakter wie Bedeutung desselben im Zusammenhang mit der allgemeinen 
geistigen Bildung zu erkennen. Hat sie durch die Begriffsbestimmungen der 
Aesthetik einen engen Zusammenhang mit der Philosophie, so gewinnt sie 
doch erst durch die historische Begründung, in der Kunstgeschichte, eine 
gesicherte Wissenschaftliche Basis. Die Kunstgeschichte begreift die Künstler- 
geschichte in sich; aber wenn sie fort und fort genöthigt ist, auf die persönliche 
Eigenart der Künstler einzugehen, so kann sie sich heute doch nicht mehr 
wie unter den Händen Vasarfs auf anekdotenhafte Personalien beschränken, 
sondern es ergeht die Forderung an sie, ebenso wie das in der neuesten 
Litteraturgesohichte geschehen ist, das künstlerische Phänomen als nicht auf 
einem individuellen, sondern auf einem collectiven Seelenzustand der Mensch- 
heit beruhend zu erweisen, mit andern Worten: zu zeigen, wie es sich von 
ganz bestimmt in Einflüssen der Religion, deäRassÄ, fdeä denlKäinstäerkum- 
gebenden Atmosphäre abhebt. Erst wenn iese u ga e ge ös  is , ann 
die Kunstgeschichte zur Erkenntniss der Hauptlinien vordringen, in welchen 
sich die Entwicklungsbahn der Kunst, den allgemeinen Gesetzen der Evolution 
entsprechend, bewegt.    
Der Begriff der Kunstgesähicthtedseäzt säch älemlnaräi auä Zlgellhrßegriif. 
andern zusammen: demjenigen der uns un cm er esc 1c e. n er 
Definition der einen wie der andern {grehlranändeläsentdiia Ansächteäi lauseinandler. 
Man bezeichnet die bildende Kuns as ie ars e ung es c önen, a er 
auch als die Wiedergabe der Natur in einem sinnlichen Gebilde; mit der einen 
wie mit der andern Definition geht man über die berühmte Erklärung des 
Aristoteles hinaus, welcher ,eine Kunst als die Fähigkeit, nach richtigen und 
vernunftgemäss gefassten Regeln etwas Bestimmtes zu machen  definirte1. 
Schon Plato hatte in der Kunst die Vorwegnahine der hoclisten Functionen 
des Intellectes gesehen, wie sie in der Betrachtung der liochsten Schonheit 
1 ARISTOTELIS Ethic. Nicom. VI, c. 4. 
Danach erklärte auch THOMAS v. AQ. (In 
Aristot. Ethic VI lect. 3): ars est quidem 
Kraus, Geschichte der christ]. Kunst. 
habitus factivus 
S. th. 1, 2, q. 
q. 5, a. 2 c. 
cum vera ratione. Vgl. 
37, a. 3.4; De veritate 
1
	        
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