Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Elptur. 
Altchristliche 
des guten Hirten darstelle. Dieser Annahme Widerspricht indessen die That- 
sache, dass Exemplare dieses Typus sich nicht bloss auf der Balkanhalbinsel, 
sondern auch im Occident vorfinden und dass nach de Rossfs eigenem Zu- 
geständniss das an der Porta Ostiensis gefundene älter und in der Ausführung 
besser ist als diejenigen, Welche sich auf griechischem Boden aufweisen lassen.  
Den ersten Typ reproducirt auch ein viertes römisches Exemplar, das dem 
Museo Kircheriano gehört 1, während ein 1870 unter der Basilika von S. Cle- 
mente aufgedecktes Fragment einen erwachsenen, bärtigen Hirten in der 
Exomis zeigt? 
Berühmter noch als der lateranensische Pastor bonus ist ein statuarisches 
Werk, welches allerdings das höchste Interesse der Archäologen und Litterar- 
historiker in Anspruch nehmen muss. Es ist die 1551 in der Nähe von 
S. Lorenzo in Agro Romano gefundene Statue des hl. Hippolytus. Der Die Statue 
Fundort ist das Terrain, unter welchem sich einst die von Prudentius in tlfjljltlllswä 
seinem Hymnus auf die Passio s. H-ippolyti (Peristeph. XI) besungenen Grüfte Lateran- 
des hl. Hippolyt befanden und WO in unserer Zeit (1882) bedeutende Reste 
einer Krypta mit Structuranfängen einer Basilika zu Tage traten. Die von 
Pirro Ligorio aufgedeckte Statue, jetzt einer der kostbarsten Schätze des 
Lateranmuseums, stellt einen mit dem Pallium der Philosophen bekleideten 
sitzenden Lehrer oder Rhetor dar. Kopf, Hände, Brust und Rücken bis zum 
Stuhl herab gehören einer modernen Restauration an. Die älteren Abbildungen 
bei Fabricius, Münter, Bunsen geben den Eindruck des Werkes nur schlecht 
wieder; besser, denke ich, unsere Abbildung (Fig. 185) und auch diejenige bei 
Perate (p. 292). Die an den Seiten des Sessels angebrachten Inschriften3 geben 
das Verzeichniss der bekannten und einiger verloren gegangener Schriften 
Hippolyts, der bekanntlich zu Anfang des 3. Jahrhunderts in Rom lebte und 
dort, ziemlich allgemeiner Annahme gemäss, mit den vor etwa fünfzig Jahren 
in einem Athoskloster entdeckten ,Philosophumena' in einen scharfen Gegen- 
satz zu den Päpsten Zephyrinus und Callistus "trat, eine Zeit lang Haupt einer 
schismatischeil Partei war, endlich aber als Martyrer im Frieden mit der Kirche 
endigte und daher jener hohen Verehrung gewürdigt wurde, welche der Hymnus 
des Prudentius uns bezeugt. Als ein Denkmal dieser Verehrung dürfen wir 
auch diese merkwürdige Statue ansehen, die einzige, welche in den ersten 
vier Jahrhunderten einer nicht dem biblisch-apostolischen Kreise angehörenden 
Persönlichkeit seitens der Christen gewidmet wurde. ,Die Statue des Hippolytß 
Sagt Döllingei" (Hippolytus und Callistus S. 25), ,hat mir immer, noch ehe ich 
die Aufschlüsse, die das neugefundene Werk (der Philosophumena) über seine 
Persönlichkeit enthält, ahnen konnte, ein höchst merkwürdiges und ausser- 
Ordentliches Monument geschienen; es dünkte mich, dass eine ganz besondere, 
freilich nicht mehr aufzuhellende Veranlassung Freunde und Schüler des 
Mannes zur Errichtung dieses Denkmals vermocht haben müssef Ganz gewiss; 
denn die von Cobet u. A. geäusserte Ansicht, die Statue habe ursprünglich 
1 Ahgedr. in Pnexms Tusc. sculptores I 
p. xxx1x. 
2 Bull. 1870, p. 150.  Eine sehr eigen- 
thümliche Verwendung fand das Motiv 
des guten Hirten in einem kürzlich bei 
Bonn aufgedeckten Fundstück aus Knochen, 
welches als Messergriff gedient hatte. Die 
Schnitzarbeit, von welcher C. KommN in den 
,Rl1ein. Geschichtsblätterß 1894, INr. 1 eine 
Abbildung gegeben hat, stellt den Pastor 
bonus in sehr kurzem Colobium mit dem 
Lamm auf den Schultern und auf einen 
Baumast gestützt dar. Sie könnte noch dem 
4. Jahrhundert angehören. 
3 Oft herausgegeben, zuletzt von mir 
Real-Encykl. II 661 f. 
15"
	        
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