Buch.
Drittes
saikeni und Werken der Kleinkunstg, wie auf den Ampullen von Monza,
beobachtet (also circa, 600). Die Bezeichnung desselben als mystische
Mandel, Jllandorla, Vesica piscis, Osterei gehört dem Mittelalter an 3.
Nur wenige Worte noch über die Technik und den ästhetischen
Werth der altchristlichcn Malerei.
Technik (m- Wir besitzen aus den ersten sechs Jahrhunderten nur Reste monumentaler
Malerei; dass die Christen auch Tafelgemalde besassen, kann nicht zweifel-
haft sein und wird uns in der That überliefert 4. Es lag in der Natur dieser
Erzeugnisse, dass sie dem Verderben leichter als die im Schooss der Erde
geborgenen Denkmäler anheimiielen. Aber welches, wird man fragen, war
das technische Verfahren, dessen sich die Christen bei ihren Katakomben-
gemälden bedienten? Es ist selbstverständlich kein anderes gewesen als
dasjenige, dessen man sich in der profanen Kunst bediente. Die Aufdeckung
zahlreicher Reste der letztern in den verschütteten Städten Oampaniens und,
in unserer Zeit, in den Ruinen der Kaiserpaläste auf dem Palatin wie in den
Gräbern der Via Latina hat bekanntlich umfassende Untersuchungen über die
bei diesen Bildern angewandte Maltechnik hervorgerufen, welche, bis in die
jüngste Gegenwart fortgesetzt, noch immer zu keinem abschliessenden Resultat
geführt zu haben scheinen. Man nimmt in der Regel an, dass in den pom-
pejanischen Wandmalereien fast ausschliesslich mineralische Farben zur An-
wendung gelangten. Von animalischen Stoffen kommen indessen der Saft der
Purpurschnecke und das aus Knochen oder Elfenbein gefertigte Schwarz, von
vegetabilischen noch das Kohlenschwarz in Betracht. Kreideweiss, Ockergelb,
Orange mit Mennig, gebrannter (brauner) Ocker, Kupferoxydblau waren die
üblichen Farben, über deren Auftrag uns Vitruv (VII 8, 5) nähern Bericht
gibt. Der Bewurf der zu bemalenden Wandfläche mit einer Kalkschichte, der
Ucberzug dieser durch verschiedene Lagen von Kalkmörtel und Marmor- oder
Gipspulver, das Festschlagen und Glätten der obersten Schichten mit dem
Schlagholz waren die ersten Manipulationen, die der Maler vorzunehmen hatte.
Er trug dann entweder seine mit Wasser angefeuchteten Farben auf die noch
feuchte Wand auf (al fresco), so dass eine chemische Verbindung der Farben
mit dem Kalkverputz eintrat, oder er gab seinen Farben einen Leimzusatz
als Bindemittel und trug sie auf die trockene Fläche auf (a tevnpera). Eine
dritte Technik, die enkaustische Malerei, bestand darin, dass mit Wachs oder
Harz versetzte Farben mittels glühender Eisen eingebrannt wurden. Man
nahm früher an, dass dies Verfahren nur bei Tafel- und Staffeleigemälden
zur Anwendung gelangte. Das Malen mit sogen. punischem (d. i. zersetztem)
Wachs, das mit Wasser mischbar war und wobei die gemalten Figuren,
Ornamente u. s. f. durch nachheriges Erwärmen grosse Festigkeit erlangten,
scheint aber nach den neuesten Untersuchungenß gerade auch bei der Wand-
1 GARRUCGI tav. 284. 293.
2 Ibid. tav. 4204. 4305- "l 4351.
3 Vgl. Real-Encykl. II 496. DIDRON
Iconogr. de Dieu p. 1-146. J. P. RICHTER
in der Allgem. ew-luth. Kirchenzeitung 1877,
Nr. 25. V. SGHULTZE Archäol. Stud. S. 63.
205. 208. 216.
4 Vgl. über 'l'afellgemälde des 6. Jahr-
hunderts MÜNTZ Etude sur l'histoire de
1a peinture (Paris 1882) p. 22.
5 Ich verweise hiermit auf die Mitthei-
lungen ERNST BERGERS im Münchener Archi-
tekten- und Ingenieuren-Verein, 31. März
1894 (Allgemeine Zeitung 1894, Beilage