Altchristliche Malergi
löchern heraussprühend, mit Flügeln wie die einer Fledermaus. Man sieht,
wie in dieser, vielleicht auf Job 41, 9-11 zurückgehenden anmuthigen Be-
schreibung des Bösen bereits alle Elemente der mittelalterlichen Groteske ent-
halten sind. Sie finden sich auch in der Vita s. Antonii wieder, wo auch die
Hörner des Teufels auftreten. Ebendaselbst scheint ein Dämon auch unter
der Erscheinung des Centauren geschildert zu sein. Die bildliche Kunst hat
zunächst in Scenen wie der Geschichte Daniels das böse Princip unter dem
Bild des Drachen oder der Schlange dargestelltl; 0b auch andere Bestien,
wie der Löwe2 oder das Nilpferd (auf einem römischen Sarkophag), als Sym-
bole des Satans gebraucht wurden, muss als fraglich bezeichnet werden. Seit
dem 6. Jahrhundert begegnen wir dann der Schilderung der Dämonen in Dar-
stellungen der Teufelsaustreibung aus Besessenen, wo Jene als nackte Männ-
lein mit struppigen Haaren erscheinen (so in der Rabulashandschrift von 586;
auf ravennatischen Elfenbeinen u. s. Auf den späteren Darstellungen
der Scene von Gerasa, wie auf der Reichenau und in den Handschriften der
ottonischen Zeit, fahren die Dämonen als kleine, possirliche Spukgestalten
aus den Schweinen aus. Die älteste Vorführung dieses Sujets, in S. Apollinare
Nuovo in Ravenna, schildert die Schweineheerde, aber noch nicht die Dämonen.
Eine Elfenbeinsculptur bei Lenormant 3 scheint Traditionen antiker Mythologie
zu bewahren. Man erblickt da den Teufel unter dem thronenden Christus,
mit struppigem Haar und Hörnern auf dem Kopf; aus einem umgekehrten
Gefäss in seiner Rechten fliesst eine dicke Flüssigkeit heraus. Unter dem
Arm hat er einen Stab und um seinen Leib eine Schlange gewunden. Auch
ein Fresco des 10. Jahrhunderts, dessen de Rossi gedenkt (Text zu Mus. di
S. Zenone in S. Prassede), malt den Teufel als schwarze Gestaltä
Reicher entwickelte das christliche Alterthum die lkonographie der
Engel. Freilich, unsere modernen Engelköpfchen und kleinen, geflügelten
Engel waren ihm fremd, und die Putti, welche es der profanen Kunst ent-
lehnte, waren eine rein conventionelle Decoration. Sowol die älteste christ-
liche Litte-ratur (wie CLEM. Homil. XX 7; der ,Pastor' des HERMAS 1. II)
als die frühesten monumentalen Darstellungen, wie das Verkündigungsbild in
S. Priscilla, fassen die Engel als erwachsene Jünglinge oder Männer von ehr-
furchtsvollem A.eussern, ungeflügelt, in Tunica und Pallium gekleidet, auf.
Dieser Auffassung bleibt auch die Plastik des 4. und 5. Jahrhunderts im all-
gemeinen treu. Hier tragen die Engel selbst Bärte. Die Malerei beginnt
schon seit dem 4. Jahrhundert die Engel zunächst durch den Nimbus, dann
durch die Flügel von den Menschen zu unterscheiden. Indessen liefert auch
die Sculptur ein hervorragendes Beispiel für letzteres, und zwar auf dem
merkwürdigen Relief aus Karthago, welches de Rossi 5 herausgab und welches
er dem 4. Jahrhundert zuschreibt. Hier sehen wir, freilich in sehr fragmen-
' S. oben und Real-Encylal. 11 733.
2 Nach GAnmmcfs Annahme, auf tav.
337 2.
3 Tres. de numism. et de glypt. IV,
p. I. 16, pl. 20.
4 Die Litteratur ilber diesen Gegenstand
beschäftigt sich weit mehr mit der spätem
Entwicklung der Ikonographie des Teufels.
Erwähnt seien: v. BLOMBERG Studien zur
Kunstgesch. u. Aesthetik Bd. I. Berl. 1867.
WmssELY Die Gestalten des Todes und des
Teufels in der darstellenden Kunst. Lpz.
1876. HEIDER Ueber Thiersymbolik und das
Symbol des Löwen in der christlichen Kunst.
Wien 1849. DE CAUMONT in ,Almanach de
et theorie du symbolisme religieuxä Poitiers
1871. GARRUOCI I 298. PIPER Myth.
1 1, 373. Real-Encyld. 11 855.
5 Bull. 1885, p. 50 sg., tav. 1-11.