Altchristliclme Malerei
nur als Ornamentstück in Betracht kommen, während eine Beziehung des-
selben zu den in dem Element schwimmenden Pisciculi auf der zur Infusio
bei der Taufe dienenden Broncekuppe des Museo Kircheriano nicht ohne wei-
teres abzulehnen zu sein scheint 1.
Der allbekannten Pcrsonification der Flussgötter in der profanen Kunst
entsprechend ist der Jordan (welcher übrigens auch mehrmals einfach als Jordan.
lliessendes Wasser dargestellt wird) geschildert: ein über der Urne dahin-
gelagerter Greis mit entblösstem Oberkörper, die Rechte voll Staunens er-
hoben. So auf einigen die Himmelfahrt des Elias schildernden Sarkophagen;
in der Darstellung des Durehzugs der Israeliten auf der vaticanischen Josua-
Pergamentrolle; auf zwei Mosaiken in Ravenna mit der Taufe Christi. In
halber Figur sieht man ihn auf dem Elfenbeinstuhl des Bischofs Maximianus
zu Ravenna 2. Spät erst, ebenfalls in dem Josua-Codex des Vatican 3, tritt
eine Personiiication von Berg und T hal in der Gestalt von Jünglingen auf,
welchen als Sinnbild der Fruchtbarkeit des Bodens hier und da ein Fruchthorn
beigegeben ist. Den Berg Horeb hat man auf einem Sarkophagit in einem
Colossalkopf dargestellt.
Ebenfalls in einer der vaticanischen J osua-Scenen Will Garrucci 5 eine Per-
sonification des Grenzsteines (Tewvzinus) erkennen: man sieht da einen
nackten Jüngling über J osua und den eben beschnittenen Israeliten erscheinen 6.
Die J ah resz eiten, deren Vierzahluns zuerst bei Hippokrates begegnet, Jahres.
die dann in der spätem profanen und christlichen Litteratur allgemein fest- Zelle"-
gehalten wird, sind in der antiken Kunst zunächst durch die Horen reprä-
sentirt, und zwar mit dem Nebengedanken, dass sie nicht sowol den Wandel
der äussern Welt als die Unwandelbarkeit der sittlichen Weltordnung und
ihrer Gesetze aussprechen. Sie sind von Genien begleitet, Knaben oder Jüng-
lingen, Welche dann selbst zu Personificationen der Jahreszeiten werden. Die
christliche Litteratur und Kunst sah bald in den Jahreszeiten das Bild unseres
Ueberganges vom Winter des Erdenlebens zur Auferstehung. Noch der Mitte
des 2. Jahrhunderts wird die älteste monumentale Gestaltung dieses Gedankens
in dem schönen Arcosolium-Gemälde im Coemeterium des Praetextat, in der
Crypta quadrata, angehören 7 (Fig. 172). Diese allgemeine Auffassung, welche
die Arbeiten der vier Zeiten vorstellt, kehrt auch in dem Arcosolium-Gemälde
bei Garrucci tav. 32 und in dem Deckenmosaik von S. Costanza (c. 330) mit
seiner schönen Vindemmia wieder. Fraglich ist, ob man in einigen Genien
und Decorationsköpfchen in S. Callisto aus dem Jahrhundert mit de Rossis
die Horen erkennen soll; am ehesten ist Sommer und Frühling in einer männ-
lichen und weiblichen sitzenden Gestalt mit Früchten in S. Callisto 9 an-
zunehmen. Zwei hervorragende Darstellungen des Sujets sind die Wand-
gemälde mit dem guten Hirten zwischen den Repräsentanten der vier Jahres-
zeiten in S. Domitilla 10 und das Deckengemälde in S. Ponziano 11 (Fig. 173).
In sinniger Weise sind hier die Arbeiten der vier Jahreszeiten im engsten An-
schluss an die poetischen Beschreibungen des Alterthums vorgeführt 12. Auf
den Sarkophagen ist der Gegenstand nur selten behandelt; so auf dem des
266.
1 Real-Encykl. II 518.
2 Ibd. II 71.
3 Gmmncox tav. 16421169 1 f.; dazulp.
4 Ibid. tav. 3651-2.
5 Ibid. I 267.
6 Ibid, tav. 3541.
7 DE ROSSI Bull. 1863, p. 4.
8 Roma sotterranea II 3-57.
9 Ibid. II tav. 25.
w BOSIO p. 223. GABRUCUI tav.
" BOSIO p. 139. GARRUGGI tav.
12 Vgl. Real-Encykl. II 3.
212.
81.