Malexlei
Altohristliche?
Timotheus, Iustus, Oyprianus, am öftesten den Diakon Laurentius, den uns
bereits im 5. Jahrhundert das Mosaik in der Kirche der Galla Placidia mit
Kreuz und Buch, auf den glühenden Rost losschreitend, vorführt 1. Er gehört
mit Linus, Cletus, Clemens, Sixtus, Cornelius, Cyprianus (diese Beiden sind
vereinigt in dem Freseo in der Krypta des hl. Cornelius z), Chrysogonus, Jo-
hannes und Paulus, Cosmas und Damianus zu den in dem Canon Missae (im
,C'o1n,1nunicantes') hinter den Aposteln aufgeführten Heiligen, während der all-
gemeinen Erwähnung der Apostolii et Martyres im ,Nobis quogue pecccetoribus"
noch Johannes, Stephanus, Matthias, Barnabas, Ignatius, Alexander, Marcel-
linus, Petrus, Felicitas, Perpetua, Agatha, Lucia, Agnes, Caecilia, Anastasia
folgen. Die Einwirkung, welche diese Zusammenstellung auf die häufige Ver-
wendung der aufgeführten Namen in der Ikonographie der auf das 4. Jahr-
hundert folgenden Zeit gewonnen hat, gehört zu den Punkten, wo der Zu-
sammenhang der Liturgie und Kunst sich am frühesten erprobt 3.
Am Ausgange aller Menschengeschichte steht das allgemeine Gericht. Das
Die Lehre von dem Untergange dieser sichtbaren Welt und dem auf diesen
folgenden Weltgericht war neben den die Erneuerung des innern Menschen
fordernden Mahnungen ein stehendes Thema der apostolischen Predigt, und
ein Anklang an dieses die Heidenwelt nothwendigerweise erschreckende
Kerygma ist vielleicht in dem berühmten Graffito von Pompeji zu erblicken
(AVDI CHRISTIANOS SUVOS OLORES4), WO allem Anschein nach auf
den von den Christen angesichts des drohenden Unterganges angestimmten
Schwanengesang angespielt wird. Indessen liefert die patristische Litteratur
keine detaillirte Schilderung dieses Vorganges, den sich Origenes noch ganz
geistig denkt. Dass man an Offb. 20, 11 anknüpfte und allenfalls den Welt-
brand und die Posaune hervorhob, legte sich immerhin nahe. Im übrigen aber
War das Alterthum noch weit entfernt von der Art, wie Mittelalter und
Renaissance sich diese künftige ungeheure Begebenheit vorstellen. Die Idee
eines nach diesem Leben folgenden Gerichtes ist auch der vorchristlichen Kunst
nicht fremd. Sie tritt uns am frühesten in den Illustrationen des ägyptischen
Todtenbuches entgegen; sie schwebt über den Bankettdarstellungen der Etrusker
und Griechen; sie ist klar entwickelt in dem seltsamen Gemälde am Grabe
der in die Mysterien des Sabazius eingeweihten Vincentius und Vibia, wo
dem Gastmahl der zurückgebliebenen Pii dasjenige der von dem AHQCZNS bonus
nach dem Gericht in das selige Leben eingeführten Iudicati entgegengesetzt
wird 5. Aber überall handelt es sich hier nur um das Gericht über Einzelne;
und so auch auf den christlichen Denkmälern, wo uns zuerst der Gedanke
des Iud-icium entgegentritt. In den Martyreraeten sehen wir Christus zunächst
als den Kampfrichter (Agonotlzeta und Lanistzz) auftreten, und dem entspricht
die auf den Goldgläsern des 3-4. und den Mosaiken des Jahrhunderts
beobachtete Vorstellung des Herrn, wie er den Seligen eine Krone oder einen
Kranz aufsetzt. Weiter führen uns auch die beiden Beispiele nicht, wo die
Abgeschiedene als Orans stehend bezw. knieend vor dem auf einem Sessel
sitzenden oder stehenden Erlöser erscheint, das Arcosolium-Gemalde aus
1 CIAMPINI Vet. mon. I tav. 57.
2 DE Rossx Roma sotterranea I tav. 6.
KRAUS Roms, sotterranea. 2 Taf. 10.
3 Vgl. für dieses wichtige Thema ROHAULT
DE FLEURY Les Saints de 1a Messe et leurs
monuments. Paris 1894 ss. Die kritischen
Fragen, welche sich an diese Zusammen-
stellung von Heiligen im Kanon knüpfen,
sind noch lange nicht erledigt.
4 Vgl. 1m ROSSI Bull. 1864, p. 72.
5 GARRIICGI Storia dell" arte cristiana.
tav. 394. 493.