Altchristliphe Malerei.
auch Garrucci neigt sich dieser Annahme (zu Gunsten des Genueser Exem-
plars) zu 1.
Verwandt mit dem Edessenum ist das Veronika-Bild, dessen Entstehung Veronika-
von der Tradition mit gewissen Varianten dahin erzählt wird, es habe der BM"
Herr bei seiner Kreuztragung das ihm von einer Frau zum Abtrocknen des
Schweisses gereiclite Tuch mit dem Abdruck seines Antlitzes zurückgegeben.
Dieses Schweisstuch soll dann nach den Einen schon unter Tiberius nach
Rom gelangt, nach Anderen erst 705 dahin gebracht worden sein 2. Das
Veronika-Bild, dessen Verehrung auch Dante bekanntlich erwähnt, wird als
eine der grossen Reliquien in St. Peter bewahrt; andere Veronika-Bilder tauchten
in Frankreich und Deutschland auf. Nach Garrucci (Stor. III S) ist indessen auf
dem römischen Exemplar nicht mehr als ein Schatten menschlichen Antlitzes
erhalten, dessen Charakter sich dem des Edessenum nähert. Mabillon sah
schon in Veronica die Umstellung von Vera icon, während Grimm darauf hin-
wies, dass die von Christus geheilte Blutflüssige nach Malala (6. Jahr-
hundert) den Namen Bspouizry führte 3. Mit den Veronika-Bildern scheint das-
jenige verwandt zu sein, welches angeblich unter Gregor II (um 726-737)
aus Constantinopel nach Rom kam und in der Kapelle Sancta Sanctorum des
Lateran bewahrt wird 4.
Eine eigenthümliche Classe von Acheiropoeten stellen die sogen. Sacrae
Si-ndones dar, Leinen- bezw. Leichentücher, in welchen die Gestalt des Leich-
nams Christi zurückgeblieben sein soll und welche den Anspruch erheben,
mit demjenigen identisch zu sein, welches Nikodemus bei der Bestattung des
Herrn benutzte (Joh. 19, 39 f). Turin, Compiegne und Besancon rühmen sich
des Besitzes einer solchen Sindone; Garrucci (Stor. tav. 10644) hat einige
dieser Tücher wieder abgebildet-ä.
Der sagenreiche Orient weiss noch von anderen wunderbaren Christus-
bildern zu erzählen, welche indessen noch weniger als die hier aufgeführten
sich im Abendland eines besondern Credits zu erfreuen hatten. Sie können
hier füglich unberücksichtigt bleiben 6.
Die ersten historischen Nachrichten über Christusbilder sind die später Christus-
von Epiphanius und Joh. Damascenus bestätigten Angaben des Irenaeus über büd"
aus Glas, Gold oder Silber gefertigte Bilder des Herrn, die sich im Besitz der
Karpohatianer befanden und welche diese Gnostiker zugleich mit Bildern der
Philosophen Pythagoras, Plato und Aristoteles verehrten (Adv. haer. I 25, 6).
1 GLÜCKSELIG Christusarehäologie. Prag
1872. GARRUGCI Stor. III 5, tav. 106.
Nach den älteren Arbeiten der SANDINI,
GRETSER, BEAUSOBRE sind diese Bilder in
unserer Zeit durch WlLn. GRIMM (Die Sage
VOIn Ursprung der Christusbilder. Berl. 1843)
und DIETRIGHSON (Christusbilledet. Kjöbenh.
1880), zuletzt Real-Encykl. II 17 f. wieder
behandelt worden.
2 Die Sage ist aufgenommen von JAG. m2
Vonmmn Leg. aurea, ed. GRAESSE c. 51;
auch von IIIARIAN. Sootr. I (ed. Prsron.)
ä5o, METHODIUS und USUARD. Eine Variante
111 Hueon. Chron. Flor. t. I (SS. VIII 288).
5 Ueber die Veronika-Bilder vgl. noch
GRIMALDI Della Bas. di S. Pietro I (Roma
1750) 2. BREVIUS Annal. zum Jahre 1216.
REISKE l. c. p. 72. BUNSEN Beschreibung
der Stadt Rom II 59. 81. 102. GARRUCGI Stor.
III 8. Neuestens Pmmson Die Fronika. Strassb.
1887 (und dazu FIGKER in Theol. Litteratur-
Zeitung 1888, Nr. 7).
4 Abgebildet bei GABRUCCI Star. tav. 106 3.
5 Die Litteratur über die Sacrae S-indones
vgl. Real-Encykl. II 18. Es muss hier daran
erinnert werden, dass in Aegypten in Gräbern
zwischen 100 v. Chr. bis 200 11. Chr. Leichen-
tüeher vorkommen, welche die ganze Figur
oder einen Theil des Todten abbilden, oft
mit Streifen mystischer Figuren und In-
Schriften versehen. Unten gucken steife Füsse
oder als Extrabeigabe zuweilen Sandalen her-
aus (vgl. Allg. Zeitung. 1892, Nr. 162 Beil).
6 Vgl. ReaI-Encykl. II 19.