Drittes Buch.
Porträts
Christi.
ab von derjenigen des Crucifixus auf einem der in den Gräbern von Achmini
in Aegypten gefundenen Gewandstücke, Welche ihr Herausgeber, Forrer, für
Reste eines von dein Papste einem ägyptischen Bischof zugesandten Palliunis
hält 1. Auch hier steht der Crucifixus auf dem Suppedaneum und ist mit
einer blaugestreiften Tunica und darüber mit einer Art Colobium bekleidet;
Nagelspuren sieht man weder an Händen noch an Füssen; der Kopf ist bärtig,
wie bei allen antiken Darstellungen ohne Bedeckung.
Wir machen den Schluss dieser Betrachtung über die altchristlicheii
Kreuzigungsbilder mit dem Hinweis auf die vielbesprochene Scene im Coe-
meterium des hl. Valentinus an der Via Flaminia, welche Bosio (III c. G5)
zuerst bekannt gemacht hat und welche in unseren Tagen durch Marucchi, frei-
lich nur in ihren kläglichen Resten, wiedergefunden und abgebildet wurde 2
(Fig. 140). Christus steht auch hier zwischen Maria und Johannes (mit dem
Buch!) auf dem Suppedaneum am Kreuz, bedeckt von einem langen Colobium,
eben erscheinen Sonne und Mond. Die Darstellung stimmt ziemlich überein mit
dem nun untergegangenen, uns nur durch eine Zeichnung Grimaldils erhaltenen
Mosaik aus dem Oratorium Papst Johannes VII (705), so dass wir wol be-
rechtigt sind, sie dem 8., allenfalls dem 9. Jalir-
hundert zuzuweisen 3.
Gehören die Kreuzigungsbilder der altchrist-
hchen Kunst bereits ausnahmslos der Zeit raschen
und unaufhaltsamen Vepfalles an, so gilt das
101i!" i! "dem nämliche von den Versuchen das Bildiiiss
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f; Jahrhunderte hatten keinen derartigen Versuch
; 1 " unternommen. Eusebius in seinem ebenerwzihnten
Schreiben an die Schwester des Kaisers, Con-
stantia (Acta Conc. Nicaen. II a. 787, Act. VI
[ed. LABBIE] 994), und Augustinus (De trin.
Y Fis. 139- ßlßttgßlllkrßuz- VIII 4 und In Joan. 40, 4) geben den Grund
(Moll ääiiifijqrouz "m! dafür an. Es soll, sagt Jener, nicht aussehen,
als 0b wir unsern Gott in einem Bilde herum-
trügen wie die Heiden. Noch bezeichnender ist des Letztern Aeusserung:
Quando de forma sacri cogitas, in Christa humanem effigiem cogita; quando
autem cogitas: in principio erat verbum, pereat de corde tuo omnis humana
ßgziratio." In der Zeit der Verfolgung herrschte ziemlich allgemein die durch
zahlreiche Kirchenvater (Justin, Clemens Alexandrinus, Origenes, Tertullian)
bestätigte Meinung, die leibliche Erscheinung des Herrn (in Knechtsgestalt,
Jes. 58, 2-3) sei eine sehr unansehnliche oder gar unschöne gewesen4:
später, im Zeitalter der siegreichen Kirche, kam mehr die gegentheilige Vor-
stellung auf (Hieronymus, Chrysostomus), und man machte keine Umstände,
sich dafür auf andere Bibelstellen, wie Ps. 45, 3, zu berufen. Diese Vor-
gänge und die Art, wie sich Irenaeus (I 25) und Augustinus (De haer. c. 7)
1 Fonmm und MÜLLER Kreuz und Kreu-
zigung Christi (Strassb. 1894) Taf. H13.
2 ORAZIO MARUCCHI La cripta sepolcrale
di S. Valentino (in ,Gli studi in Italiaf [Roma]
1877, p. 44 sg., tav. 2a). GARRUCCI
tav. 842.
1' Vgl. auch m: Rossl Bull. 1876, p. 78.
Real-Encykl. II 242. Ueber die Mosaiken
J ohannesf VII vgl. MÜNTZ in der Rev. archäo-
logique 1877, Sept. GARRUCCI tav. 2791
bis 280 s.
4 Vgl. MÜNTER Sinnbilder II 8-9, und
andere Zusammenstellungen, welche Real-
Encykl. II 15 angeführt sind.