Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Altchrisiiche Malerei. 
Gestalt eines Predigers und einen Fossor. Die drei etwas späteren Cubicula 
zeigen leider nur mehr einige Reste, deren Inhalt sich im wesentlichen mit 
dem der beiden vorgeführten Kammern deckte. 
Es würde zu weit und von unserm Gegenstande zu sehr abführen, 
wollten wir die einzelnen Beweise vorlegen, auf welche sich die Ausdeutung 
dieses ganzen Cyklus durch de Rossi gründet 1. Die von ihm angezogenen 
Aeusserungen Tertullians, eines Schriftstellers, dessen Auge aller Wahrschein- 
lichkeit nach mehr als einmal auf diesen Bildern geruht hat, lassen uns keinen 
Zweifel darüber, dass wir in der ersten Serie derselben die Taufe, dann in 
den übrigen den Uebergang zu dem himmlischen Fische der Eucharistie zu 
sehen haben, deren Hauptacte, die Consecration und der Empfang, in der 
Scene mit dem Dreifuss und in dem Mahle charakterisirt sind. Bedeutungs- 
voll schliesst der ganze Cyklus mit der Auferweckung des Lazarus: das Bild 
eines Vorganges, in welchem der Christ den Abschluss seiner ganzen Pilger- 
schaft erwartet. Den engen Zusammenhang all dieser Scenen brauchen wir 
uns nicht erst durch Vermuthungen zu reconstruiren: ein Dichter des christ- 
liehen Alterthums, der den Katakomben seine Aufmerksamkeit in hohem Grade 
gewidmet, Prudentius, hat denselben uns klar bis auf die Episode des 
Lazarus vorgelegt-ä. Es ist gewiss nicht zufällig, wenn der Lehrer mit der 
Schriftrolle und der Mann an dem Brunnen, aus welchem die geistigen Wasser 
Zur Erfrischung des gläubigen Volkes geschöpft wurden 3, neben dieser Dar- 
stellung der geheimnissvollen Sancta, die zu singen sich Prudentius nicht 
würdig findet, geordnet sind; und wenn ferner auf dem dritten Gemälde in 
A2 jene schon besprochene Darstellung zu erblicken ist, die, im Anschlüsse an 
I Clem. ad Cor. c. 60, die Fahrt des Christen auf dem Schiffe der Kirche, den 
Beistand von oben, das Versinken des Ungläubigen im tosenden Meere Vor- 
stellt,  eine Schilderung, die der gleichzeitige und gewiss auch mit diesen 
Fresken wohlbekannte Hippolytus vor Augen gehabt zu haben scheint, ' 
als er die schönen Worte niederschrieb: ,Wir, die wir auf den Sohn Gottes 
hoffen, werden von den Ungläubigen verfolgt.    Die Welt ist ein Meer, 
in welchem die Kirche, gleich einem Schiffe im Ocean, von den Wogen hin 
und her geworfen, aber nimmer verschlungen wirdf 4 Gar nicht unwahrscheinlich 
erscheint mir die Hypothese V. de Bucks, welcher die Gemälde der Sacra- 
mentskapellen in beabsichtigte Beziehung zu den bei Ausspendung der Taufe 
und dem Empfang der Communion gelesenen Lectionen aus dem Alten Testa- 
mente setzte 5. 
Die Darstellungen der Sacramentskapellen geben zweimal die Taufe wieder, Die Taufe. 
und zwar, wie nicht anders anzunehmen ist, die Taufe irgend eines Gläubigen. 
Die Taufe Christi sieht dann de Rossi (Roma sotterranea I 324, tav. 14) auf 
1 Es muss hierfür auf die Ausführungen 
DE Rossfs (Roma sotterranea II 343) ver- 
wiesen werden, welche im wesentlichen in 
meiner Roma sotterranea S. 317 f. und Real- 
Encykl. I 437 wiedergegeben sind. 
2 Apoth. v. 739 sqq.: 
Bis sex adpositi, cumulatim qui bona 
Christi 
servarent gravidis procul ostentata canistris. 
Sed quid ego haec autem titubanti voce retexo, 
indignus qui saneta canam? Procede sepulcro 
Lazare. 
3 So ORIGEN. In Num. hom. XII (ed. 
m: LA RUE III 311). 
4 HIPPOLYT. De antichristo e. 59 (GALLAND. 
BibI. Patr. II 438). 
5 V. DE BUCK S. J. in den Jiltudes relig., 
hist. et litt. de 1a. Comp. de J6sus' XIII (1868) 
301 s. Ich Weise in diesem Zusammenhang 
darauf hin, dass man bei den kirchlichen 
Versammlungen auch die Leidensgesohichte 
des Herrn las (AUG. Serm. CCXVIII), vielleicht 
erst seit dem 4. Jahrhundert, so dass sich 
die Passionssoenen daran anlehnten.
	        
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