Malerei.
Altchristliohe
dass mich die betreffenden Ausführungen nicht überzeugt haben, höchstens
wird man mit Kondakoff in den auf einer Glasschüssel aus den chersonesischen
Katakomben dargestellten zwei Tafeln mit Schriftzügen die beiden Testamente
versinnbildet finden dürfen 1.
Wir kommen zum Neuen Testamente. Neben dem guten Hirten werden
wir als die ältesten in den Coemeterialgemalden auftretenden Episoden des-
selben die Anbetung der Magier und die Auferweckung des Lazarus Die An-
anzuerkennen haben: beides Stücke, welche regelmässig als Pendants zu den belfäfgfeicr
alttestamentlichen WVundern (Daniel, Jonas, die Jünglinge im Feuerofen) ver-
wendet werden. Die altchristliche Darstellung der Magier weiss noch nichts
von dem königlichen Rang, den ihnen das Mittelalter (seit dem 6. Jahrhundert?)
zuwiesz und den die Kunst erst seit dem 8. Jahrhundert darstellt Dagegen
halt das Alterthum ziemlich einstimmig an der Dreizahl der Weisen fest,
wovon nur zweimal, auf dem Fresco von S. Pietro e Marcellino und dem-
jenigen von S. Domitilla, eine Ausnahme gemacht wird, und zwar aus Gründen
der symmetrischen Anordnung, indem einmal zwei, das andere Mal vier Magier
erscheinen. Das erste Erscheinen des Sternes ist nur auf einem gallischen
Sarkophag vorgeführt; selten ist auch die zuerst im Ostrianum uns ge-
botene Scene, wo die Weisen vor dem König Herodes stehen. Sonst ist es
stets der Act der Anbetung vor dem von der Mutter getragenen Kinde, welchen
die Kunst der ersten Jahrhunderte darstellt, oder, um es richtiger zu sagen,
der Act der Darbringung der Gaben; denn die eigentliche Adoration tritt uns
im allgemeinen erst auf den Mosaiken entgegen, unter dem offenbaren Ein-
fluss byzantiniseher Hofetikette. Ich sage ,im allgemeinem, denn neuestens ist
auch die Anbetung, mit drei Kamelen und einer hinter dem Sessel stehenden
Figur, auf einem africanischen Sarkophagrelief nachgewiesen worden (Fig. 96) 4.
In der Regel sitzt die Madonna, das göttliche Kind auf dem Schoosse, auf einem
Steinsessel, während die Magier, in phrygischer Kleidung, ihre Gaben auf
Tellern darbringen. Zuweilen sieht man den Stern über der Scene leuchten.
Die Gaben sind nicht der Schrift entsprechend Gold, Weihrauch und
Myrrhen, sondern andere Gegenstände: ein Kranz, eine Taube, einmal ein
Kinderspielzeug; ein Beweis, wie frei sich die Künstler in der Behandlung
solcher Accessorien bewegten. Die Betonung des übernatürlichen Charakters
des Kindes durch stärker entwickelte Körperbeschaffenheit begegnet uns erst
auf den Mosaiken von S. Maria Maggiore. Nicht ohne Grund erklärt man
1 KONDAKOFF in den ,Pub1ic. der Ilistmn-
archäol. Gesellschaft' zu Odessa Bd. XI.
Vgl. DE Rossl Bull. 1881, p. 119.
2 Zuerst in der dem CAESARIUS ARELAT.
zugeschriebenen Homilie De Epiph. (in AUG.
Opp. V, app.; Serm. CXXXIX c. 3).
3 Auf einem Mosaikpavilnent der alten
Basilica Vaticana (OIAMPINI De s. aediüciis
a Const. M. constr. p. 75, hab. 23).
4 WAILLE in der Rev. archäologique 1890,
p. 214:. AUDOLLENT in ,M6l. d'arch. et
d'histoire' X (1890) 406.