Malßi
Altchristliche
Zorn zerbrechend, eine seltene Darstellung. Sehr zweifelhaft ist mir,
0b man mit Garrucci und Martigny auch Moses und das Manna, und
Moses die Boten zur Erforschung des Gelobten Landes
aussendend (Fresco von S. Priscilla bei BOTTARI tav. 1612) anzunehmen hat.
Zu einer viel weitergehenden, das ganze Leben des Propheten u1nspannen-
den Darstellung ist dann die musivische Kunst des 5. Jahrhunderts fort-
geschritten, wie Wir bei Betrachtung der Mosaiken von S. Maria Maggiore
sehen werden.
Adam als figura Christi war schon frühzeitig (vgl. MELITO Clav., in Adam und
Spie. Sol. III 801) eine der christlichen Litteratur zu geläufige Gestalt, als E"
dass man nicht ihre häulige Verwendung in der Kunst erwarten sollte. In
der That finden wir die Stammeltern gleichfalls in verschiedenen Situationen
geschildert. Die Schöpfung bietet ein viel besprochener Sarkophag des Lateran-
lnuseums, auf den wir ausführlicher zurückzukommen haben und betreffs
dessen eine Controverse zwischen de Rossi und Garrucci erstand 1. Sehr viel
häufiger ist die Darstellung des Sündenfalls, der wieder in verschiedenen
Phasen geschildert wird. Auf einigen Sarkophagen sieht man Adam und
Eva neben dem Baume, aber noch ohne die sie versuchende Schlange. Am
öftesten wird die Versuchung und das Eingehen auf dieselbe gezeigt: die
Stammeltern stehen, ihre Blösse mit den Feigen-
blättern bedeckend, rechts und links von dem
; Baume, um welchen sich die Schlange ringelt;
um X7], neben Adam sieht man eine Garbe, neben Eva ein
p "b ' Lamm als Hindeutung auf die Arbeit des Lebens,
e, welche ihrer nach dem Sündenfall wartet (Fig. 84).
ß Wie Gott Rechenschaft von Adam fordert, zeigt
s'il; Qfä: am ein Sarkophag bei Aringhi; mehrere andere in Rom
j 7 und Syrakus, auch ein Goldglas, veranschaulichen
g Y i die Verhängung der Strafe und die Verheissung des
i Erlösers. Endlich bieten mehrere Sarkophage auch
i? die Vertreibung aus dem Paradies. Eva er-
Fig. 84. Adam und Eva. scheint auf den Goldgläsern reich frisirt, mit Arm-
bändern, Halsketten und Medaillons, vielleicht ein
lnüssiger Einfall des Künstlers, vielleicht eine Bezugnahme auf die Eitelkeit
als Verführerin des weiblichen Geschlechtes (CLEM. ALEX. Paedagog. III 12).
Dass diese verschiedenen Phasen des Sündenfalls als Symbole der Auferstehung
dargestellt werden, ist eine schwer zu erweisende Annahme. Noch weniger
einleuchtend erscheint mir indessen die Annahme Breymanns 2, welcher diesen
Scenen, wenigstens soweit sie nicht auf sepulcralen Monumenten vorkommen,
einen rein decorativen Charakter zuschreibt und sie meist nur zur Ausfüllung
des Raumes verwendet wissen will. Dass in späterer Zeit, namentlich auf
Gegenständen des Luxus u. s. w., auch biblische Scenen als reine Füllsel
Oder Decorationselemente angebracht wurden, soll im allgemeinen nicht in
Abrede gestellt werden; doch wird man für die altere Katakombenkunst
dlßse Erklärung ablehnen müssen. Man wird kaum irre gehen, wenn man
1 Vgl. 1m Rossx Bull. 1865, 68. 70.
2 ARN. BREYMANN Adam und Eva in der
Kunst des christlichen Alterthxxnls (Wolfen-
büttel 1893) S. 127. Sehr bedenklich müssen
die Ausführungen KEKULEJS über die Dar-
stellungen der Erschaffung der Eva (Jahr-
buch d. k. d. Inst. 1890, V 186) genannt
werden.