Drittres Buch.
von S. Agnese (d. i. dem Ostrianum) und später de Rossi wieder in S. Ciriaca
fanden, zu erwähnen (Fig. 70). Die Grabschriften spielen in einer Weise auf
diese Parabeln an, welche keinen Zweifel daran lässt, dass man sich die gott-
geweihten Jungfrauen (Deo dicatae, sacratae) unter den weisen Jungfrauen des
Evangeliums in ganz besonderer Weise dachte 1. S0 bilden diese Darstellungen
den Uebergang zu der im Mittelalter so beliebten Vorstellung, welche die
klugen Jungfrauen als Typ der Beseligteil, die thörichten als Typ der Ver-
worfenen dachte: wie dann de Rossi im Anschluss an das Mosaik der Facade
von S. Maria in Trastevere den Nachweis geliefert hat, dass die klugen Jung-
frauen überhaupt als Typ der die heilige Jungfrau in ihrer Herrlichkeit um-
gebenden seligen Frauen aufzufassen sind 2.
So haben wir einige biblische Sujets gefunden, die, wie der gute Hirte,
zu den frühesten symbolisch-allegorischen Vorstellungen der altchristlichen
Kunst gehören. Aber auch die historischen Scenen, welche zunächst zur
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Fig. 70. Gleichniss von den klugen und thörichten Jungfrauen. Wandgemälde aus S. Ciriaca.
(Nach de Rossi.)
Verwendung gelangen, treten aus dem Rahmen der Allegorie nicht völlig
heraus. War die ganze Exegese des christlichen Alter-thums von der Ueber-
Zeugung beherrscht, dass das Alte Testament die Ankündigung des Neuen
und das Neue die Erklärung des Alten sei im veteri testamento ozozrizzrnz.
latet, in novo vetus patet (Aue. In Exod. c. 73) so entsprach dem auch die
ursprünglich rein typologische Verwendung der biblischen Geschichten. Die
ältesten Sujets, welche uns in_ den Katakombenbildern des 1. und 2. Jahr-
hunderts begegnen, sind Noe in der Arche mit der Taube, die ihm den Oel-
zweig bringt, das Opfer Abrahams, Moses, der das Wasser aus dem Felsen
schlägt, Daniel in der Löwengrube, die drei Jünglinge im Feuerofen, Jonas
in den verschiedenen Situationen: wie er aus dem Schiff herausgeworfen und
von dem Seeungeheuer verschlungen, dann wie er von diesem ausgespieen
wird, und endlich wie er unter der Kürbisstaude ruht; aus dem Neuen Testa-
mente der gute Hirte, die Auferweckung des Lazarus, die Anbetung der
1 Vgl. MÜNZ in KRAUS Real-Elmcykl. II 83 f.
WILPERT Die gottgeweihten Jungfrauen in den
ersten Jahrh. der Kirche (Freib. 1892) S. 65 f.
2 DE Rossl Musaici crist. I, am Schluss.
Vgl. dazu das Mosaik von S. Cecilia in
Rom bei GARRUCCI Stor. tav. 2704-2722