Drittes
Buch.
blühende Bäume angedeutet wird, erweisen, und man beruft sich dafür auf
das Ruhen der Apostel unter Palmenbäumen auf Sarkophagen und Gemälden
der Katakomben, auf späteren Mosaiken (S. Cosma e Damiano), auf ein Weih-
wassergefäss des 4-5. Jahrhunderts, auf Geräthschaften und Schmuckgegen-
stände, Devotionsmedaillen, Ringe, eine Blechplatte für den Hals eines Sklaven
alles Fälle, in denen man meines Erachtens mit der von uns gegebenen
Erklärung auskommen kann. Die Palme scheint im allgemeinen den Gedanken
glücklicher Vollendung eines Geschäftes auszusprechen: darum findet man
sie neben oder statt der üblichen Acclamation feliciterf am Schluss von In-
schriften, welche die glückliche Vollendung eines Baues bestätigen.
Der_ Verwandt mit der Palme ist der Oelzweig. Der Oelbaum war bei
Gehweg den Griechen der Athene geheiligt, sein Zweig galt als Symbol des Friedens
(so bei VERGIL. Aen. VIII 116; Georg. II 425). Livius und Statius bezeugen
dessen Bedeutung als Friedensbringer; später galt er auch als militärisches
und allgemein als Siegeszeichen (PLIN. Hist. nat. XV auch bei den olym-
pischen Spielen. In den griechischen Genossenschaften wurde er als Aus-
zeichnung gereicht. Die Heilige Schrift nennt den blühenden Oelbaum als
Bild des Gerechten (Eccli. 50, 11 u. auch des Segens des messianischen
Reiches (Os. 14, 7 u. und sie bringt ihn mit Rücksicht auf die Verwen-
dung seines Ertrages zur Beleuchtung in Verbindung mit der Lehrthätigkeit
der Propheten (Zach. 4, 8. Offb. 11, 4), worauf ohne Zweifel der auf die
Apostelfürsten bezügliche Vers des Elpis: Olivae binae pietatis imicae, und die
Antiphon aus der zweiten Vesper der hll. Johannes und Paulus: Isti sunt duae
olilvae et duo candelabra lucentia emtc Dominum, zurückgeht. Bei Augustin
wird die Olive zum Bild der Liebe. Auf unseren Epitaphien wird die Bedeu-
tung des Oelzweiges, gewiss im Anschluss an den von der Taube Noe ge-
brachten Oelzweig, als Symbol des Friedens zuweilen durch den Beisatz PAX
oder IN PACE ausgesprochen (so auf dem schönen Grabstein der Sabbatia
vom Jahre 484 oder 508). Zwei Oelbäume, zwischen denen eine verschleierte
Orante steht, wird man mit de Rossi als die Andeutung des himmlischen
Gartens oder des paradiesischen Friedens zu erklären haben; so auf mehreren
Goldgläsern, wo Andere die beiden Oelbäume als Sinnbild der zwei Testa-
mente (mit Rücksicht auf PRoeLUs Orat. II de incarn.) angesehen haben 1.
In dem Oelkranz wird man mit Johannes Diaconus die Andeutung der
pax Christi zu erblicken haben 2.
Der Baum- Der Baum im allgemeinen, speciell der grünende und fruchtbringende,
erscheint in der Schrift als Bild des Gerechten (Ps. 91, 13 u. ö.) oder das
des Messias (Is. 11, 1); im Land der Verheissung blühen Fruchtbäume aller
Art (Ez. 47, 12), und dies Bild entnimmt die Offb. 22, 1 zur Schilderung des
himmlischen Paradieses. Auf den Denkmälern ist, glaube ich, nur letztere
Symbolik anzunehmen. Ein Grabstein, wie der von Urbino, wo ein Baum
zwischen dem A (0 steht, beweist nicht, dass hier Christus gemeint sei, wie
Münzß annimmt. Die Symbolisirung des Paradieses durch Bäume begegnet
1 HEUSER Real-Encykl. II 52-5 f.
2 Chron. episo. eccl. Neapol. (MG. SS.
Langob. 424 ,Esaias cum olivae corona
nativitatmn Christi et perpetuae Virginis Dei
genitricis Mariae designare voluit dicendo:
FIAT PAX! Johannes bezog die Kronen aus
Oelzweigen, 'l'rauben, Aehren und Rosen in
der Basilika des Severus zu Neapel auf die
vier Propheten; Heuser will in ihnen eine
Bezugnahme auf die vier Jahreszeiten er-
kennen.
3 KRAUS Real-Encykl. I 147.