Drittes
Buch.
Fibeln. Von letzteren haben einige die Gestalt von Pferden, und hier wird
wol an ein Spielzeug zu denken sein. Der Annahme eines symbolischen Sinnes,
mit Bezugnahme auf die Laufbahn des Christen, wird entgegengehalten, dass
das Pferd auf unseren Epitaphien nicht lauft, sondern steht oder ruhig fort-
schreitet, gezaumt oder gesattelt, aber nicht im Rennen begriffen vorkommt,
so dass nur eine persönliche Beziehung auf den Verstorbenen oder dessen
Gewerbe anzunehmen Wäre. Wie nahe aber der allegorische Gedanke mit der
Beziehung auf das Laufen und Ringen nach dem ewigen Leben lag, scheint
das Epitaph eines Cursor auszusprechen, welches (mit Anklang an Gal. 5,
6-7) die Worte bietet: QVI CVCVRRIT OPERE MAXIME.
Den Ochsen betrachtet das christliche Alterthum von Melito herab bis
zu Gregor d. Gr. und Cassiodor als Bild der redlichen Uebung guter Werke
und der unermüdeten Ausübung des Predigeramtes. So hat man ihn auf
einigen Gemälden der Katakomben zu finden geglaubt 1, wo doch wahrschein-
lich nichts anderes als eine Bezugnahme auf das Gewerbe des Landmannes
oder Ackerers zu sehen ist. Das gleiche gilt von dem mit zwei Ochsen be-
spannten Plaustruvzß, vielleicht auch von dem Stierrind, welchem wir auf
Goldgläsern begegnen und wo man bald an das Opferthier als Sinnbild des
Erlösers, bald an den verthierten Nabuchodonosor oder an die Ankläger der
Susanna (l) gedacht hat 3. Auch die Ausdeutung des Ochsen auf den Orphous-
bildern (als Symbol der Heiden) scheint mir nicht statthaft zu sein. Etwas
anderes ist es um das auf späteren Mosaiken (S. Maria Maggiore) auftretende
goldene Stierkalb auf dem von Juden umgebenen Altar, und ebenso um die
Anwesenheit des Ochsen und Esels bei den Nativitas-Darstellungen (s. unten)
auf Epitaphien (seit 348), geschnittenen Steinen und Diptychen eine Scene,
welche, wie bereits hervorgehoben wurde, den Apokryphen entlehnt ist und
-wo man den Ochsen als Sinnbild des Iudaiczzs populus iugo Zegis attritus auf-
gefasst hat 4.
Auf diesen Darstellungen ist der Ochse der Geselle des Esels, und man
ermangelt nicht, diesen mit Rücksicht auf Is. 1, 3 als den Gentilis, den Ver-
treter der Heidenwelt, wie schon bei Melito, zu erklären 5. Der Esel findet
sich denn auch dargestellt als Reitthier des Erlösers beim Einzug in Jeru-
salem 6, wo die Väter wiederum das Füllen, auf dem noch Niemand gesessen
(Marc. 11, 7. Luc. 19, 30), als Bild der Heidenwelt, die Eselin (Matth. 21, 5)
als Typ der Synagoge bezeichnen. Ich kann mich nicht davon überzeugen,
dass die monumentalen Darstellungen gedachter Art von diesen Allegorien
beeinflusst waren. Ein Gegenstand von ganz anderm archäologischen Interesse
ist die Stellung des Esels in der antiken Mythologie und die Frage, wie die
Heiden des 2. bezw. 3. Jahrhunderts dazu gekommen sind, den Juden und
Christen die Anbetung eines Gottes mit Eselsohren anzudichten. Wir werden
darauf bei Besprechung des berühmten Spottcruciiixes vom Palatin zurück-
kommen.
1 HEUSER bei KRAUS Real-Encykl. II 518.
2 Anruunx Roma sotterranea I 571; II
213. 583.
3 GARRUCCI Vetri p. 17, tav. 16; B. J.
XLII tav. 5.
4 S0 seit Mßmwo Clavis, de best. s. v. ,Boves'
(Spie. Solesm. III 15). Vgl. J. E. DE URIARTE
S. J. E1 buey y el asno, testigos del naci-
miento de nuestro Seüol- (in ßiencia cristianzü
X11 No. 71; XIII No. 28. 74). Madrid 1879
ä 1880.
5 MELITO l. c. Vgl. Gnmon. M. ibid.
Dazu BARONIUS Annal. I 6, 2. HEUSER bei
KRAUS Real-Encykl. I 431.
6 Anmem 1. c. I 277. 295. 329. 331. 621.
623; II 159. 161 u. s. w.