Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

Drittes Buch. 
Beigaben, von denen man den Pfau begleitet sieht: so findet man ihn mit 
dem Sieeeskranz in den Krallen oder mit dem Oelzweiß" oder es sitzen zwei 
Pfauen äuf dem Rande eines mit Brod gefüllten Gefässezsioder an einem Krugs 
trinkend. Auf den Denkmälern Syriens sind Pfauen mit dem Monogramm 
oder einem Gefässe beliebt, ganz besonders aber in Ravenna, auf dessen Sarko- 
phagen statt der Tauben oder Lämmer zwei Pfauen zu Seiten des _Vas oder 
des Monogramms, manchmal mit Palmbäumen, oft wiederkehren. Dahingestellt 
muss bleiben, ob der Pfau auf dem Globus, wie auf einem Freseo von S. Pietro 
e Marcellino (Fig. 40), und mit Sternen, wie auf einem andern von S. Nazario 
in Mailand, bloss decorativ oder symbolisch aufzufassen ist. De Waal will 
endlich den Pfau auch als Symbol der Taufgnade erweisen und beruft sich 
dafür auf die Verbindung desselben mit dem Traubengewinde auf dem Sarko- 
phag der Costanza im Vatican und einem andern im Vorhof von S. Lorenzo, 
auf die Reliefs auf den Epitaphien der Petronia (JGlSZlJ im Museo des Campo- 
santo) und der Aurelia Proba (im Lateran), wo Pfau und YVidder zusainmen- 
gestellt sind; ferner auf die Pfauen in der Orpheus-Scene von S. Domitilla, 
in der Oeeanuskrypte in S. Callisto, im Coemeterium der hl. Priscilla. Er 
N0 will aus dieser Symbolik dann nament- 
"ürqsxi  C3140   lich erklären, dass der Pfau in der De- 
1.„ (23175, 93A  coration der Baptisterien zu Ravenna, 
 Es '   yetlyi Cividale, Neapel, s. Giovanni beim La- 
seifr       teran mit so entschiedener Bevorzugung 
  dargestellt wurde. Aber alle diese Bei- 
 spiele lassen sich theils durch das Be- 
   w) ig  dürfniss der Decoration, tlieils durch die 
 xwilqfaäy  für??? Bedeutung des Pfauen als Sinnbild der 
 Vliffh   durch die Wiedergeburt gewährleisteten 
 seligen Unsterblichkeit hinreichend er- 
   
.3 j,  klaren. 
DBY Phönix. Fifbeol-i V01] Igeln Gefäße  g-Wväe äiefti- Nahe verwandt dem Pfauen ist ein 
O USS] Omäl. SOi (ITT. 31V.    
 anderer Vogel, der sich in dem Mythus 
der vorcliristliclien Zeit einer grossen Berühmtheit erfreute. Aegypten scheint 
die Heimat der Sage vom Phönix zu sein 1, unter welchem man eine Reilierart 
(den Bennu) verstand, welche zur Zeit der Nilschwelle in Aegypten einwaiiderte 
und damit den Anfang des neuen Jahres bezeichnete. Der mythische gpniwä 
war das Symbol einer astronomischen Zeitperiode geworden; er erschien nach 
den Einen alle 500 Jahre, nach Anderen jährlich; seit den Ptolemaiden ward 
er mit der Sothisperiode (von 1460 Wandeljahren I 4 X 365) in Verbindung 
gebracht. Die Sykomore war ihm in seinem Tempel zu Ha-Bennu hegig; 
auf einer so chen sollte der Vogel über Weihrauchkörnern entstehen, in em 
eine Flamme emporloderte. Er wird dann auch zur Seele und Unsterblich- 
1 Die Litteratur über den Vogel Phönix 
ist sehr reich, von JAC. THOMASIUS (Exorc. 
de stoica mundi exustione. Lips. 1682) an- 
fangend. Doch kann die Mehrzahl der älteren 
Schriften jetzt als Ziemlich werthlos beiseite 
gelassen werden, nachdem FR. Sonöm, den 
Gegenstand in seiner akademischen Rede ,V01n 
Vogel Phöniyd (Heidelb. 1890) in meister- 
hafter WVeise behandelt hat. Ueber den 
ägyptischen Phönixmythus s. jetzt Romou 
in ,Le Musäon' 1887, ERMAN Aegypten II 
368. Von der älteren und sonstigen Litte- 
mtur ist etwa. noch zu nennen: CREUZER 
Symb. und liriyth. I1 163. PIPER Myth. I446. 
GRÄSSE Beitr. zur Litteratur und Sage des 
Mittelalters (Dresd. 1850) S. 71 f.  PAULUS 
CASSELS ,Phönix und seine Aera' (Bei-l. 1879) 
ist ein Muster kritikloser Gelehrsamkeit.
	        
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