Altchristliche Malerei:
schon bei dem Sarkophag des Iunius Bassus denken dürfe, nehme ich nicht
an; in den hier zur angeführten Zwölfzahl gehäuften Lämmern sehe ich viel-
mehr nur das Bild der Gläubigen.
War der Menschensohn schon Joh. 1, 29 als das Lamm Gottes bezeichnet
worden, welches die Sünden der Welt trägt, und hatte die Apokalypse 5, 6
von dem Lamme mit den sieben Hörnern und sieben Augen, das in der Mitte
des Tlirones steht, gesprochen, so musste darin eine Aufforderung liegen, das
Lamm Gottes als specifisches Sinnbild Christi zu verwenden. Es scheint in-
dessen nicht, dass das vor dem 4. Jahrhundert geschehen sei. Von da ab
beginnen die Darstellungen des Agnus Dali auf einem Hügel oder Berge,
welchem die vier Paradiescsströme entquelleii. Auf dem Haupte trägt es
zuweilen das Monogramm Christi (vgl. z. B. die Lampe Fig. 35, wo über dem
Monograinni noch die Taube sitzt), zuweilen erscheint schon der Nimbus
um das Haupt, bald auch das Kreuz. Sarkophage und Glasschaleii scheinen
die ersten Beispiele dieses Typus zu bieten, den
n dann spätere Katakombenbilder und namentlich die
Mosaiken häufig wiedergeben. Die Schilderung,
welche Paulin von Nola von dem in der Felix-
i" kirche zu Nola angebrachten Gemälde entwirft, lässt
N uns auf die Popularität dieser Composition zu Ende
i" ill des 4. oder Anfang des 5. Jahrhunderts schliessen;
K7 auch er spricht von dem in Gestalt der Taube Ijlron
45K w oben herab über das Lamm hinschwebenden ei-
fclwlllll ligen Geist und dem blutigen Kreuze, unter wel-
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das Lamm mit dem Kreuze auf dem Throne liegend,
{Ö i Q lüi in der sogen. Etimasia, vorzustellen. In Rom sehen
Kiel IHN wir auch auf späteren Bildern, wie in dem Coe-
"il "I meterium S. Pietro e Marcellino, Christus thronend
q i, S zwischen Heiligen und unter ihm das mit dem Mono-
Q1135, gramm in einem Nimbus gekronte Lamm auf dem
35 mmpc Hügel mit den vier Quellen. Längere Zeit hindurch
(reist; gr ZEÄZTÄÄÜGHSIiIZI-filii LiitmäiiiäiiichoftitbtiuZiäii
ni e irance ,
darstellungen häufiger wurden und aus nicht völlig
durchsichtigen Gründen dann das Concilium Quinisextum (692) die Lammes-
bilder verbot. Der merkwürdige Kanon dieser Synode lautet: ,Auf einigen
Gemälden der ehrwürdigen Bilder wird das von dem Finger des Vorläufers
gezeigte Lamm vorgestellt, das als ein Typus der Gnade gilt und uns das
wahre Lamm durch das Gesetz, Christus unsern Gott, vorbildet. Wir
nehmen also die alten Typen und Schatten, welche der Kirche als Zeichen
und Vorbilder der Wahrheit übergeben sind, an, schützen die Gnade und
die Wahrheit, diese als die Erfüllung der Wahrheit empfangend. Damlt
nun das Vollkommene auch mit Farben vor Aller Augen dargestellt werde,
befehlen wir, dass die menschliche Gestalt Christi unseres Gottes, der die
Sünde der Welt trug, auch von jetzt an in den Bildern anstatt des alten
Lammes errichtet, ausgehauen und gemalt werde; damit wir durch die-
selben die Hoheit der Erniedrigung des göttlichen Wortes erkennen und
zur Erinnerung seines Wandels im Fleische, seiner Leiden und seines selig-