Altchristliche Malerei.
lag nahe, ihm Namen wie Spes, Elpis, Elpidius als sprechende Erklärung bei-
zufügen. Bemerkenswerth ist noch, dass bis jetzt kein Wandgemälde mit
dem Anker bekannt geworden ist.
Es kann auffallend erscheinen, dass Clemens den guten Hirten nicht
erwähnt, den wir gleichwol als eines der frühesten Symbole der altchrist-
liehen Kunst kennen gelernt haben und mit Welchem sich bereits der Ueber-
gang von dem einfachen symbolischen Zeichen zur Allegorie, d. h. zum sym-
bolischen Figurenbild, der künstlerischen Composition, vollzieht. Wir sehen,
wie das Evangelium selbst den ausgiebigsten Anlass zu der Vorstellung Christi
unter dem Bilde des guten Hirten gibt (Joh. 10, 1-27. Matth. 15, 24. Luc.
15, 4-5. Joh. 21, 15-17), die übrigens schon im Alten Testamente wieder-
holte Anklänge hat und in den apostolischen Briefen (1 Petr. 2, 25; 5, 14)
betont wird. Wir sehen weiter, wie die christliche Litteratur in ihren frühesten
Anfängen diese Vorstellung weiter entwickelt und verwerthet: so der I. Cle-
mensbrief, so der ,Hirt' des Hermas, so Clemens der Alexandriner, der in
seinem Hymnus Christus den rrogmju nennt. Wir sehen auch weiter, dass sich
mit dieser Vorstellung ein speciiisch sepulcraler Nebengedanke verbindet,
welcher uns den Pastor bonus als den Seelenführei" beim Uebergang ins Jen-
seits erscheinen lässt, eine Vorstellung, welche die Oratio post sepultoriuwn des
Gelasianischen Sacramentarsl in der merkwürdigen Fassung ausspricht, die
wir oben (S. 70) mitgetheilt haben und die auch in dem griechischen Eucho-
logion ihr Analogon hat, eine Vorstellung, welche auch in dem Epitaphium
des Abercius nachklingt? und die ohne Zweifel da zu Grunde liegt, wo wir
auf Grabsteinen den guten Hirten neben einem Palmbaum, dem Symbol des
himmlischen Paradieses, oder neben einem Gladiator mit der Siegeskrone oder
einer Orans stehen sehen. Die gleiche Beziehung ist da anzunehmen, wo der
gute Hirt in den Katakombeubildern zwischen den Bildern der Jahreszeiten,
in denen die Auferstehung und die ewige Seligkeit symbolisirt sind, erscheint.
Der innere Werth dieses Symbols, die umfassende und trostreiche Idee,
welche es nahelegt, hat den Pastor bonus zweifellos schon seit dem 2. Jahr-
hundert zum beliebtesten und dem häuügst verwendeten Sinnbild der alten
Christenheit gemacht. Aus Tertullian wissen wir, dass es un1 200 auf Glas-
bcchern oder Kelchen angebracht war. Sicher noch der ersten Hälfte des
2. Jahrhunderts gehören die Hirten in dem Cubiculum l" der Lucinagrüfte
an 3. Der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts wird man die Hirten in
Praetextat, in S. Priscilla, vielleicht auch in S. Gennaro de' poveri in Neapel
zuzuweisen haben 4. In S. Callisto besitzen wir drei Gemälde des guten
Hirten aus dem Ende des 2. oder Anfang des 8. Jahrhunderts, eines aus
der Mitte, drei aus dem Ende des 3., eines aus dem Anfang des 4. Jahr-
hunderts 5. In derselben Zeit erscheint das Bild des guten Hirten auf Lampen,
Ringen, Goldgläsern, geschliffenen Gläsern, auf Ambonen, Sarkophagen, in
Basreliefs von Katakombenwänden, auf geschnittenen Steinen, bald in Statuen,
auf Mosaiken, Eimern, Medaillons, Epitaphien u. s. f. Eine Zusammenstellung
Der gute
Hi rt.
1 MURATORI Lit. vom. I 751.
2 Ybilu qu" Äßlßsjnzzög sZyz, [Aaüryriyg rwquävog
ziyvoö,
71g ßöozsz rrpoßirwv äyälag Fßrßsnw ne-
öfozg re,
Ögoüalluobg 3; 312: ysydloug, zarä nawT
(Spozövrag.
3 DE Rossl Roma sotterranea I tav.
8-43. (iAmzuccl Storia I 6-9, tav. 2
4 DE ROSSI Bull. 1872, p. 64. KRAUS
Real-Encyk]. I G39. DE RossI Bull. 1862,
p. äl-GARRUCCI Storia tav. 37. 75. 76 91. 922.
5 DE Rossl Roma sotterranea H 352, fav,
H 8. 139. 18'. 19. 202. 242.